Im Portrait | Drucken statt Bauen – AMBER hilft Berlin auf dem Weg zur 3D-Druck-Hauptstadt

Ob personalisierte, wurzelanaloge Implantate in der Zahnmedizin, ein vaskularisiertes, patientenspezifisches Organmodell oder ein Sternensensor mit integrierter Überwachung der thermischen Ausdehnung: Mithilfe von 3D-Druck ist vieles möglich, was vor einigen Jahren noch nicht denkbar war. Bis 2030 möchte Berlin daher die 3D-Druck-Hauptstadt Europas werden. Die von Berlin Partner koordinierte AMBER-Initiative unterstützt dieses Ziel mit zahlreichen Projekten und Aktivitäten.

Die additive Fertigung – im Englischen „Additive Manufacturing” (AM) – oder auch professioneller 3D-Druck, gewinnt zunehmend an Relevanz in unterschiedlichen Industriebereichen, ob in der Verkehrs- und Raumfahrttechnik, der Präzisionsfertigung von Bauteilen, dem Prototyping in der Fertigung und nicht zuletzt in der Medizintechnik und Biotechnologie (Bioprinting). Vor allem in der Medizintechnik liegt der entscheidende Vorteil in der Möglichkeit, die benötigten Teile für jeden Patienten zu personalisieren. Weitere grundsätzliche Vorteile des AM gegenüber konventionellen Fertigungsmethoden sind unter anderem eine Kosten- und Zeitersparnis in der Fertigung und eine höhere Nachhaltigkeit durch geringen Materialverbrauch sowie gute Recyclingmöglichkeiten. 

Eine Initiative mit großem Ziel 

Die Potenziale von AM wurden in Berlin früh erkannt und die Hauptstadtregion hat sich daher als Industriestandort das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 Europas 1. Adresse im 3D-Druck zu werden. „Um diese Entwicklung voranzutreiben, wurde die 3D-Druck-Initiative AMBER ins Leben gerufen“, sagt Leon Tillmann, Koordinator des AMBER-Projektes. AMBER steht für „Additive Manufacturing Berlin-Brandenburg“ und wird von Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie koordiniert. Die Laufzeit der Initiative ist vorerst von 2022 bis einschließlich 2027 angesetzt. Derzeit vernetzt AMBER über 60 Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft und Industrie, bündelt Kompetenzen in Forschung und Entwicklung und macht Berlin damit zu einem Zentrum für additive Innovationen. Zu den Akteuren bei AMBER gehören unter anderem das Fraunhofer IPK, die Bundesanstalt für Materialforschung mit dem Kompetenzzentrum Additive Fertigung, das Werner von Siemens Centre for Industry and Science, die TU Berlin, die B-TU Cottbus und die Charité – Universitätsmedizin Berlin. 

Förderung durch AMBER 

Eine der Hauptaufgaben von AMBER ist es, innovative Spitzenforschungsprojekte zu fördern. Dazu wurde 2022 der AMBER-Call mit einem Gesamtvolumen von 14 Millionen Euro ausgerufen. Mittlerweile werden 13 Projekte in den drei Teilbereichen „Personalisierte Medizintechnik“, „Bau und Leichtbau“ und „Additive Fertigung im/für den Weltraum“ gefördert. Fast die Hälfte der AMBER-Projekte untersucht bahnbrechende Fertigungstechnologien und innovative Materialien für biomedizinische Anwendungen, die wegweisende Ansätze versprechen.  

Zu den sechs geförderten Projekten in der Medizintechnik gehört etwa AVATAR, in dem patientenspezifische Tumormodelle für die Krebsforschung entwickelt werden. Projektpartner sind die Cellbricks GmbH, die Charité – Universitätsmedizin Berlin und die TU Berlin. Im Projekt perKunSt wird an personalisierten Stents aus bioabbaubaren Kunststoffen gearbeitet und im Rahmen von ProAStra Dental forschen Wissenschaftler zur additiven Herstellung neuartiger wurzelanaloger Zahnersatzimplantate mit einer hochgradig automatisierten, softwaregestützten Fertigungskette. „Diese Entwicklung in so kurzer Zeit ist uns nur aufgrund der guten interdisziplinären Zusammenarbeit mit den Partnern Trinckle GmbH und TU Berlin und der Unterstützung durch AMBER möglich“, betont der für das ProAstra Dental zuständige Prof. Andreas Schwitalla, Fachzahnarzt für Oralchirurgie und Professor für Digitale Implantologie an der Charité.  

Vernetzen und Sichtbarkeit schaffen 

Neben der Projektförderung gehören auch zahlreiche Aktivitäten zum Aufgabenfeld von AMBER. „Wir organisieren beispielsweise mindestens zweimal im Jahr das AMBER Netzwerktreffen, bei dem Teilnehmer aus Unternehmen, Start-ups und der Wissenschaft zusammengeführt werden“, sagt AMBER-Koordinator Leon Tillmann. „Mit der AMBER Spotlight-Reihe wurde ein neues Veranstaltungsformat geschaffen, das die Additive Fertigung in unterschiedlichen technologischen und anwendungsrelevanten Bereichen beleuchtet.“ Auch auf Messen rund um das Thema AM ist AMBER regelmäßig vertreten – sowohl national als auch international. Beispielsweise organisiert AMBER auf der Formnext im November einen Gemeinschaftsstand für regionale Aussteller aus der Hauptstadtregion. Im Rahmen von Delegationsreisen werden außerdem weltweit Regionen besucht, die sich ebenfalls auf AM als ein Schwerpunktthema fokussieren. In diesem Jahr im Februar stand etwa mit der AMBER Tech Journey 2025 eine Reise nach New York und Boston auf dem Programm. Auch bringt sich AMBER aktiv in das AM Forum in Berlin ein, der größten Anwenderkonferenz für Additive Fertigung in Europa. Beim mittlerweile 9. AM Forum trafen sich im März in Berlin rund 700 Entscheider und Experten. Die Konferenz wurde am Vorabend im Adlon u.a. durch Worte des Berliner Staatssekretärs Dr. Severin Fischer eröffnet, der das politische Engagement und die Bedeutung der Additiven Fertigung für Berlin betonte. 

„Neben Projekten und Aktivitäten gehört auch der Aufbau und die Pflege der Community zu unseren Aufgaben“, sagt Tillmann. „Darunter fällt auch, auch dass wir mit Freuden Unternehmen über die Einsatzvielfalt von 3D-Druck informieren.“ Des Weiteren unterhält AMBER eine virtuelle Darstellung der regionalen AM-Community und bietet einen Überblick über das Ökosystem entlang der gesamten AM-Wertschöpfungskette und den Kompetenzträgern, die in der Hauptstadtregion im Bereich der additiven Fertigung aktiv sind.  

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