Im Portrait | Stiftung Charité – Impulse geben, Berliner Lebenswissenschaften fördern, Zukunft gestalten

Wenn es um die Förderung von innovativen Ideen in den Lebenswissenschaften innerhalb der Charité – Universitätsmedizin Berlin und deren Partnereinrichtungen geht, ist die Stiftung Charité seit ihrer Gründung im Jahr 2005 eine wichtige Instanz. Die private und gemeinnützige Stiftung ist unternehmerisch geprägt und unterstützt Forschende und klinisch tätige Fachkräfte bei der Umsetzung wegweisender Projekte und Ideen. Im Portrait stellen wir die Stiftung und ihre wertvolle Arbeit vor.

     

     

    Seit zwanzig Jahren fördert die Stiftung Charité die Lebenswissenschaften und Universitätsmedizin in Berlin. Die unabhängige, privatrechtliche und gemeinnützige Stiftung wurde durch die Unternehmerin Johanna Quandt (1926-2015) ins Leben gerufen. Ziel war und ist es, dass sich Berlin zu einem weltweit führenden Standort in den Lebenswissenschaften entwickelt und etabliert. Gefördert werden dafür Einrichtungen, die der Charité – Universitätsmedizin Berlin und weiteren lebenswissenschaftlichen Partnereinrichtungen angehören. Die Vielzahl der Förderprogramme bietet dabei Unterstützungsmöglichkeiten in jedem Abschnitt eines akademischen Werdegangs – für Studierende gleichermaßen wie für Professorinnen und Professoren mit Lehrstuhl. 

    Die Stiftung ist dabei nicht nur wegen ihres Namens eng mit der Berliner Charité und der Hauptstadt verbunden. „Wir sehen das Potenzial Berlins, sich als führender Standort der Lebenswissenschaften im internationalen Vergleich zu etablieren: von der biomedizinischen Grundlagenforschung über die klinisch orientierte Forschung bis hin zu ihrer Anwendung“, sagt die Leiterin der Geschäftsstelle der Stiftung, Marie Hoffmann. Das Wissenschafts- und Innovationssystem Berlins zu stärken, sei dabei ein zentrales Anliegen der Stiftung Charité. 

    Die Gründerin Johanna Quandt – selbst gebürtige Berlinerin – hatte eine persönliche Verbindung zu den Lebenswissenschaften: Sie war ausgebildete medizinisch-technische Assistentin und Enkelin von Max Rubner. Der trat 1891 die Nachfolge von Robert Koch auf dessen Lehrstuhl für Hygiene in Berlin an und leistete bis zu seinem Tod 1932 wichtige Beiträge in der Forschung im Bereich der Ernährungswissenschaften. Die Arbeit der Stiftung Charité begleitete Johanna Quandt bis zu ihrem Tod sehr eng. Nachfolger in den Gremien der Stiftung ist ihr Sohn Stefan Quandt. 

    Unternehmerisches Denken an der Charité 

    In den Anfangsjahren lag der Fokus der Stiftung Charité vor allem auf der Förderung unternehmerischen Denkens und Technologietransfers innerhalb der Charité – Universitätsmedizin Berlin, etwa durch den „Entrepreneurship Summit“. Jener fand von 2008 bis 2022 jährlich statt, um den Austausch zwischen Wissenschaft, Unternehmertum und Risikokapitalgebern im Bereich der Berliner Lebenswissenschaften zu fördern. Wichtig in den Anfangsjahren waren auch Förderprogramme im Bereich des Technologietransfers. Beispielsweise der 2009 initiierte Max Rubner-Preis, der mit 100.000 Euro dotiert ist und bis heute für Ideen mit unternehmerischen Ansätzen für strukturelle Veränderungen vergeben wird und somit Innovation ermöglichen soll. In diesem Zuge ist auch die Private Exzellenzinitiative Johanna Quandt zu nennen, aus deren Mitteln Menschen aus der Wissenschaft in allen Phasen der akademischen Entwicklung gefördert wurden. Innerhalb der Laufzeit der Initiative von 2013 bis 2022 wurden insgesamt 569 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterstützt. Die Exzellenzinitiative stand auch im engen Zusammenhang mit dem Aufbau und der Weiterentwicklung des Berlin Institute of Health (BIH) sowie seiner translationalen Kooperation mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) durch unterschiedliche Programme zur Förderung der Wissenschaft.  

    Fokusbereiche in der Förderung 

    Derzeit fördert die Stiftung Charité die Lebenswissenschaften innerhalb der Charité – Universitätsmedizin Berlin und deren lebenswissenschaftlichen Partnereinrichtungen in den Bereichen InnovationsförderungWissenschaftsförderung und Open Life Science.  

    Vor allem die Innovationsförderung ist eng verknüpft mit der Gründungsaufgabe der Stiftung. Die hier angesiedelten Förderprogramme sollen Innovationsansätze in der Charité und ihrem Umfeld anregen sowie konkrete Vorhaben des Technologietransfers unterstützen. Die Innovationsförderung wird zum Beispiel ausgekleidet durch die Projekt- und Veranstaltungsförderung sowie das Inventors for Health-Programm.  

    Die Wissenschaftsförderung setzt das Programm der Exzellenzinitiative Johanna Quandt fort und entwickelt diese weiter. In diesen Bereich entfallen beispielsweise die Finanzierung von Deutschlandstipendien, das Programm Clinician Scientists als auch Networking Events und die Programmlinie Visiting Fellows, deren Ziel es ist, hochrangige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeitweise oder dauerhaft für Berlin zu gewinnen.  
    Open Life Science wurde als neuer Schwerpunkt 2022 in der Förderarbeit der Stiftung Charité etabliert. Weil die private und gemeinnützige Stiftung unternehmerisch geprägt ist, stellt sie einerseits die Bedarfe ihrer Zielgruppe stets in den Vordergrund und beachtet andererseits den gesamtgesellschaftlichen Kontext. „Wir entwickeln daher speziell zugeschnittene Förderangebote, die häufig in ihrer Art einzigartig sind und mit Mut zum Risiko neue Impulse setzen. Wir setzen auf die in den vergangenen 20 Jahren entwickelten Stärken der Stiftung im Bereich der Personen- und Strukturförderung und probieren durch Akzentsetzungen immer wieder Neues aus“, sagt Marie Hoffmann, über die Weiterentwicklung und neue Etablierung von Förderprogrammen.  

    Der Fokus bei Open Life Science liegt darauf, die Vertrauenswürdigkeit von Lebenswissenschaften zu erhöhen. Dies soll durch eine verbesserte Wissenschaftskommunikation der Berliner Lebenswissenschaft etwa durch die Förderprogramme science x media Tandems und Wisskomm@Charité erreicht werden. 

    Die Stiftung Charité ist darüber hinaus auch Unterstützerin des SPARK Berlin, ein Programm zur Förderung von Innovationen in der Gesundheitsforschung. Die Stiftung hat dieses Programm zusammen mit Berlin Institut of Health (BIH) 2015 nach dem Vorbild des SPARK-Programm der Stanford University auf den Weg gebracht. 

    Diese vielseitigen Förderprogramme und Unterstützungen haben in den vergangenen 20 Jahren zahlreiche Erfolgsgeschichten begleitet und Innovationen ermöglicht. Innerhalb des SPARK Berlin-Programms wurde beispielsweise mit Felix Lorenz einer der Gründer von Captain T Cell durch eine Förderung auf seinem Weg zum eigenen Unternehmen unterstützt. Auch Berlin Partner/HealthCapital begleitet Captain T Cell von Beginn an und hat Lorenz und sein Team etwa bei den Themen Förderung, Finanzierung, Networking sowie Kooperationspartner- und Locationsuche unterstützt. Über die Bedeutung einer Förderung in der Anfangsphase sagt Felix Lorenz: „SPARK Berlin war die erste Förderung, die wir überhaupt erhalten haben – und sie hat uns entscheidend darin bestärkt, aus einer wissenschaftlichen Idee ein eigenes Projekt zu machen. Es war ein wichtiges Signal: Dass unser Ansatz das Potenzial hat, zu einem echten Startup zu werden. Diese frühe Unterstützung hat unseren Weg maßgeblich geprägt.” 

    Ein weiteres Beispiel ist die Veranstaltungsreihe Patient Monitoring Roundtable des Instituts für medizinische Informatik an der Charité und der Initiative for Innovation and Collaboration in Healthcare (INCH) unter der Leitung von Akira-Sebastian Poncette, Professor für Clinical Implementation Science in Digital Health und stellvertretender Direktor des Instituts. Den PMRT hat die Stiftung Charité 2024 im Rahmen des Förderprogramms „Projekt- und Veranstaltungsförderung“ unterstützt. Bereits seit 2021 fördert die Plattform die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Versorgung, Industrie und Wissenschaft bei neuen Monitoring- und datenbasierten Technologien. Im November wurde der 32. Roundtable ausgerichtet, der sich zu einem festen Austauschformat an der Charité etabliert hat. Das Cluster HealthCapital unterstützt durch Sichtbarkeit in der regionalen Industrie und Wissenschaft. „Durch die Förderung der Stiftung Charité konnten wir den PMRT weiter ausbauen und den interdisziplinären Austausch zu Monitoring und digitaler Medizin deutlich vertiefen. Die Unterstützung bringt Versorgung, Forschung und Industrie an einem Ort zusammen und schafft Raum für gemeinsame Lernprozesse. Die begleitende Kommunikation des Cluster HealthCapital Berlin-Brandenburg, etwa durch Newsletterbeiträge und die aktive Beteiligung an den Roundtables, schafft zusätzliche Sichtbarkeit und Reichweite“, sagt Poncette.  

    Innovative Zukunft 

    Für die Zukunft setzt die Stiftung weiterhin auf Innovation – auch bei sich selbst. „Die Stiftung wird weiterhin in ihren drei etablierten Fokusbereichen Innovationsförderung, Wissenschaftsförderung und Open Life Science aktiv sein“, sagt Marie Hoffmann. „Mit den Herausforderungen, vor denen das Gesundheitssystem in den nächsten Jahren und Jahrzehnten stehen wird, setzen wir uns intensiv aus unterschiedlichen Blickwinkeln auseinander und werden versuchen mit entsprechenden, auch neuen Förderangeboten, einen bestmöglichen Mehrwert zu leisten.“ Vor diesem Hintergrund werden die kommenden zwei Jahre besonders interessant, ist sich Hoffmann sicher. 

     

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