Spezialthema | „Prävention und Patient Empowerment – Eure Ideen für eine gesündere Zukunft“ – Das Barcamp Health Innovation zur Gesundheitsvorsorge von morgen

Um die immensen Herausforderungen des demografischen Wandels zu bewältigen, brauchen wir zwingend mehr Prävention, sowohl in der Gesellschaft als auch im Gesundheitssystem. Doch wie kann bessere Prävention und Patient Empowerment gelingen? Dieser Frage widmete sich das Barcamp Health Innovation 2025 in Berlin. Zahlreiche Akteure aus der Metropolregion Berlin-Brandenburg stellten ihre Ideen und Lösungsansätze dazu vor und diskutierten über Möglichkeiten für deren Weiterentwicklung und Umsetzung.

 

Das traditionelle Barcamp Health Innovation des Clusters Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg – HealthCapital stand in diesem Jahr unter der Überschrift „Prävention und Patient Empowerment – Eure Ideen für eine gesündere Zukunft“.  

Das Barcamp bot erneut eine Plattform für den interdisziplinären Austausch über innovative Gesundheitslösungen. Die mittlerweile 14. Ausgabe fokussierte die Frage, wie wir Gesundheit aktiv fördern und Menschen befähigen können, selbstbestimmt mit ihrer Gesundheit umzugehen. Angesichts des demografischen Wandels und stetig steigender Kosten medizinischer Behandlungen gewinnt Prävention zunehmend an Bedeutung – sowohl auf der individuellen Ebene als auch hinsichtlich der gesundheitsförderlichen Gestaltung von Lebensverhältnissen. Ein zentraler Bestandteil moderner Präventionsstrategien ist das sogenannte Patient Empowerment, also die Stärkung der individuellen Gesundheitskompetenz. 

„Gesundheitsprävention ist der Schlüssel zu einer zukunftsfähigen Versorgung für alle Berlinerinnen und Berliner. Wir setzen dabei auf integrierte Angebote, digitale Unterstützung und niedrigschwellige Zugänge auch in den Kiezen, um Menschen zu befähigen, ihre Gesundheitsvorsorge aktiv zu gestalten und besser und gesünder zu leben und zu arbeiten. Prävention ist eine Investition in die Lebensqualität, an der alle teilhaben müssen. Nur gemeinsam können wir Krankheiten vorbeugen und echte Gesundheitskompetenz in der Stadt verankern“, sagt Berlins Gesundheitssenatorin Ina Czyborra mit Blick auf das Thema. 


Das Publikum gestaltet das Programm 

Das diesjährige Barcamp Health Innovation fand am 8. Juli 2025 in Berlin statt und wurde von HealthCapital gemeinsam mit der Techniker Krankenkasse, IBM iX und Bayer ausgerichtet. Zentrales Ziel war das Erarbeiten von Vorschlägen, Ansätzen und Ideen wie Prävention und Patient Empowerment noch verbessert und vorangebracht werden können.  

Das Besondere am Barcamp: Die Teilnehmenden aus Industrie, Wissenschaft und medizinischer Versorgung gestalten die Agenda. Alle Interessierten pitchen ein Thema oder eine Fragestellung. Die Anwesenden stimmen für ihre Favoriten ab, die anschließend in den Sessions unter Leitung der Ideengeber vertieft werden. 

Achtzehn Pitches von Start-ups, etablierten Unternehmen und aus der Wissenschaft beleuchteten das Thema Prävention aus unterschiedlichen Perspektiven. Nach dem Publikums-Voting diskutierten die rund 90 Teilnehmenden in 12 Sessions verschiedene Ideen und Ansätze für eine gesündere Zukunft. Besonders viele Vorhaben betrafen die Bereiche mentale Gesundheit, gendergerechte Medizin und digitale Plattformen für ein besseres Gesundheitsmanagement. Thematisiert wurden unter anderem KI-gestützte Technologien zur Förderung von Gesundheitskompetenz, Virtual-Reality-Lösungen für mentale Gesundheit und Stressbewältigung, aber auch Möglichkeiten der Integration von unterstützenden Maßnahmen für Frauen in den Wechseljahren in das betriebliche Gesundheitsmanagement von Unternehmen. „Das Barcamp Health Innovation bot eine hervorragende Plattform, um einen der wichtigsten Aspekte moderner Gesundheitsversorgung zu diskutieren: Prävention und Patient Empowerment. Bei Sanofi setzen wir genau hier an – besonders deutlich wird dies bei unserem Engagement im Bereich Typ-1-Diabetes, wo wir uns für eine frühe Erkennung der Erkrankung einsetzen, damit niemand durch eine verzögerte Diagnose schwerwiegende gesundheitliche Komplikationen erleidet. Mit innovativen Screening-Programmen und der Aufklärung über die verschiedenen Krankheitsstadien wird es Betroffenen ermöglicht, frühzeitig aktiv zu werden. Dies ist ein Paradebeispiel dafür, wie Prävention und Patient Empowerment Hand in Hand gehen können“, sagten Dr. med. Lisa-Maria Köhler, Medical Science Liaison, und Boris Graf, Public Affairs Lead Autoimmune T1D von Sanofi. Sie gestalteten eine Session zum Thema Verbesserung der Früherkennung des Typ-1-Diabetes. 


Beispiele aus der Hauptstadtregion 

In Berlin-Brandenburg gibt es zahlreiche Akteure, die sich der Prävention und dem Patient Empowerment widmen, viele davon sind bereits erfolgreich am Markt tätig. So entwickelt etwa das US-Unternehmen Significo in Berlin im Kundenauftrag Gesundheitssoftware, die es unter anderem ermöglicht, kritische Gesundheitsparameter zu überwachen und darauf aufbauend mithilfe von Maschinellem Lernen Empfehlungen abzugeben. Significo bietet beispielsweise mit „Recco“ eine KI-gestützte Gesundheitsberatung an, die andere Unternehmen in ihre Präventionsprogramme oder ihre digitalen Gesundheitslösungen integrieren können. 

Das Unternehmen Aniva Health mit Sitz in Berlin untersucht mehr als 140 Biomarker im Blut von Interessierten und bietet auf deren Basis seinen Kunden monatlich ein maßgeschneidertes Nahrungsergänzungsmittelpaket, sowie einen personalisierten Aktionsplan. Dieser wird anhand der Laborergebnisse gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und KI-basiert erstellt und enthält unter anderem Empfehlungen zu Alltagsgewohnheiten, Ernährung und Schlaf. 

Auf die Gesundheitskompetenz von Eltern mit Blick auf die Gesundheit ihrer Kinder konzentriert sich  tio health. „Verstehen statt googlen“, lautet das Credo. Das Berliner Start-up entwickelt eine App, die Eltern durch die ersten Lebensjahre ihrer Kinder begleiten soll. Auf Basis von Alter, Umweltdaten, Verhalten und Alltag werden intelligente Einschätzungen sowie wöchentliche Impulse abgegeben. Ein Gesundheitstagebuch verbindet Symptome, Schlaf, Emotionen und Entwicklungen visuell. Auch Ärztinnen und Ärzte sowie Versicherungen soll die derzeit in Entwicklung befindliche App unterstützen – unter anderem durch eine strukturierte Voranamnese oder durch anonymisierte Datensammlung für die medizinische Forschung.  

Bei magic horizons und Neuropilot steht die mentale Gesundheit im Fokus. Hier kommt Virtual Reality (VR) für die Gesundheitsförderung zum Einsatz. Die VR-Software von Magic Horizons soll das Burnout-Risiko von Menschen minimieren und ermöglicht unter anderem virtuelle Naturerlebnisse, geführte Meditationen und Atemübungen. Neuropilot wiederum konzentriert sich auf die psychische Gesundheit von Führungskräften, Profisportlern und -sportlerinnen. Perspektivisch soll die Anwendung auch in der Rehabilitation und zur Unterstützung der psychischen Gesundheit im breiteren Arbeitskontext eingesetzt werden. Die VR-Therapie beinhaltet kurze, individuell zugeschnittene Sitzungen, die Angst- und Depressionssymptome lindern sollen. 


Frauengesundheit im Fokus 

Eine zunehmende Anzahl von Akteuren in der Hauptstadtregion widmet sich dem Thema der Frauengesundheit. Auf dem Barcamp wurden drei davon vom Publikum in jeweils eine Session gewählt: 

FEMNA Health bietet Labortests für zuhause, um Frauen einen besseren Einblick in ihren Hormon- und Nährstoffhaushalt zu ermöglichen. Auf Basis der Testergebnisse können Frauen dann individuell benötigte Mikronährstoffe erhalten. Abgerundet wird das Angebot mit persönlicher Beratung und Begleitung. Eva von Ditfurth-Brandt, Chief Operations Officer, freute sich, dass FEMNA Health eine Session zum Thema „Verbesserte Versorgung in der Frauengesundheit“ gestalten konnte: „Für uns bei FEMNA war es eine echte Bereicherung, Teil dieses besonderen Formats zu sein. Das Barcamp bietet Raum für echten Austausch, kreative Impulse und neue Verbindungen – genau das, was es braucht, um Gesundheit neu zu denken. Besonders freuen wir uns, dass das Thema Frauengesundheit und gendergerechte Medizin sichtbar gemacht wurde und seinen Platz im Programm gefunden hat. Denn nur wenn wir alle Perspektiven mitdenken, können wir gemeinsam eine zukunftsfähige, ganzheitliche Gesundheitsversorgung gestalten.“  

Auf das Thema Wechseljahre konzentriert sich das 2023 in Berlin gegründete Unternehmen Hermaid. Die Hermaid-App soll Frauen evidenzbasiert, ganzheitlich und diskret begleiten. Unter anderem bietet das Unternehmen digitale Selbstlernkurse sowie Beratung per Video oder Chat an. In der Beta-Testung befindet sich ein virtueller Gesundheitscoach, der dabei hilft, individuelle Gesundheitsziele im Blick zu behalten, personalisierte Behandlungspläne zu erstellen und bei Bedarf gezielt in Kontakt mit Fachärzt*innen zu kommen. Die Session von Hermaid stellte sich der weiterführenden Frage, inwieweit es auch männerspezifischer Angebote bedarf und wie frühe Interventionen eine geschlechterspezifische Gesundheit unterstützen können. 

Die Mexikanerin Dr. Jennifer Chan de Avila ist eine ausgebildete Menopause-Doula, die mit Beratungen und Schulungen Organisationen helfen will, Mitarbeiterinnen in den Wechseljahren ein gesundheitsförderliches Arbeitsumfeld zu bieten. Auch sie stellte ihre Arbeit und Ansätze in einer Session vor. Sie basieren unter anderem auf den Ergebnissen des IFAF-Projekts „Menosupport“, in dem Dr. Jennifer Chan de Avila als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig war. Im Ergebnis des Projekts ist auch ein Buch veröffentlicht worden: „Wechseljahre am Arbeitsplatz. Handlungskonzept für ein innovatives betriebliches Gesundheitsmanagement“ ist in der PDF-Version entgeltfrei verfügbar. 


Von der Behandlung zur Gesunderhaltung 

Im Ergebnis zeigte das Barcamp, dass es bereits viele wirkungsvolle Ansätze und Lösungen gibt, die gesundheitliche Prävention und Patient Empowerment verbessern können. Gleichzeitig bedarf es weiterer Anstrengungen von Akteuren auf allen Ebenen von Gesundheitswirtschaft und Gesellschaft, damit Prävention umfassend gelingt und Gesundheitskompetenz niedrigschwellig vermittelt wird. 

Ulas Bektas, Managing Partner von IBM iX Germany, fasst diese Erkenntnis so zusammen: „Das Barcamp Health Innovation war für uns eine inspirierende Plattform, um gemeinsam mit Akteur*innen aus Medizin, Technologie, Gesellschaft, Krankenkassen und Wirtschaft neue Perspektiven auf Prävention und Patient Empowerment zu entwickeln. Wir bei IBM iX sind überzeugt: Prävention kann nur dann wirksam sein, wenn sie sich nahtlos in den Alltag der Menschen einfügt – niederschwellig, motivierend und individuell relevant. Dafür braucht es nicht nur digitale Technologien, sondern vor allem Erlebnisse, die motivieren und aktivieren. Health Experience Design bedeutet für uns, gemeinsam mit Nutzer*innen, Krankenkassen und Partnern Lösungen zu gestalten, die Prävention erlebbar machen und dadurch echte Veränderung ermöglichen.” 

Das Barcamp Health Innovation 2025 hat eindrucksvoll gezeigt, wie viel kreative Energie, fachliche Expertise und gemeinsamer Gestaltungswille in der Region vorhanden sind. Lassen Sie uns weiter im Cluster Gesundheitswirtschaft an der Prävention und Gesundheitsversorgung von morgen arbeiten. Das Clustermanagement steht Ihnen bei Ideen und Projektvorhaben stets unterstützend zur Seite. 

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