Maßgeschneiderte Krebstherapie aus der Lausitz

Krebs ist nach Herz- und Kreislauferkrankungen die häufigste Todesursache in Deutschland. 2016 starben hierzulande insgesamt 910.902 Menschen, fast ein Viertel davon (230.725) an Krebs. Die Krebstherapie steht heute vor großen Herausforderungen; wirtschaftliche und technologische Entwicklungen treffen auf den demographischen Wandel und die Notwendigkeit einer optimalen und gleichzeitig bezahlbaren Versorgung von Patientinnen und Patienten. Das Lausitzer Forschungsprojekt PRÆMED.BIO unter Führung des Innovationszentrums Senftenberg widmet sich nun der personalisierten Krebstherapie.

Eine individuell auf den jeweiligen Patienten abgestimmte Behandlung ist die Hoffnung vieler Mediziner und Betroffener. Deshalb wollen die am Projekt beteiligten Unternehmen und Institute gemeinsam die Möglichkeiten der personalisierten Diagnostik erforschen. Ziel ist es, die Krebspatienten exakt stratifizieren (in Schichten einteilen) und optimal behandeln zu können. Die BTU Cottbus-Senftenberg, die Technische Universität Dresden und das Deutsche Konsortium Translationale Krebsforschung (DKTK) haben sich für den Wachstumskern PRÆMED.BIO mit neun Unternehmen zusammengeschlossen. Das Projekt wird im Rahmen der Innovationsinitiative „Unternehmen Region“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und läuft zunächst über einen Zeitraum von drei Jahren.

Präzise Diagnostik von Blutbestandteilen und Gewebe

PRÆMED.BIO  steht für „Präzisionsmedizin durch biomarkerbasierte Diagnostik“. Durch eine schnelle und präzise Auswertung von medizinischen Patientendaten, den Biomarkern, sollen maßgeschneiderte Therapien möglich werden. Grundlage ist die effiziente Diagnostik von Blutbestandteilen und Gewebe. Derartige Analysen sind aufwendig und teuer und können bislang nur von ausgebildeten Spezialisten in Laboren durchgeführt werden.

Deshalb arbeiten Forscher und Wirtschaftspartner im Innovationszentrum Senftenberg gemeinsam an technologischen Lösungen, die mehrere Messwerte auf Basis der digitalen Fluoreszenz zusammenführen. Das sogenannte PRÆMED.BIO-Scan ist ein modulares und vollautomatisches System, das alle für die Analyse notwendigen Hardware-Module integriert und die Messwerte der Patienten erfassen und auswerten kann. Dabei konzentriert sich das Team zunächst auf Kopf-, Hals- und Rektumkarzinome, zu denen verschiedene Biomarker validiert werden sollen. Außerdem sollen Testsysteme für das PRÆMED.BIO-Scan entwickelt und für eine optimierte Diagnostik mit der Hardware abgestimmt werden. Dazu zählt beispielsweise auch die Validierung verschiedener Biomarker für onkologische Fragestellungen und die Erprobung des gesamten Systems im klinischen Alltag. Langfristig wollen die Forscher die Dauer einer Krebsbehandlung verkürzen, die Heilungschancen erhöhen und so vor allem die Therapie von Tumorpatienten optimieren und effizienter gestalten.

Medizinische Diagnostik: Know-how entlang der gesamten Produktionskette

Die beteiligten Unternehmen und Institute haben ein breites Know-how entlang der gesamten Produktionskette für medizinische Diagnostik – vom Messgerätebau über die Entwicklung neuer diagnostischer Parameter, die Produktion und den Vertrieb diagnostischer Multiplexsets, die Herstellung von Verbrauchsmaterialen bis hin zur klinischen Routinediagnostik. Die Kernkompetenz der Partner liegt in der digitalen Fluoreszenz. Das umfasst vor allem die Entwicklung von Geräten und Tests und wird um Wissen rund um Systemautomatisierung und klinische Expertise in der Tumordiagnostik ergänzt. Ein Großteil der beteiligten Partner hat mehr als 20 Jahre Erfahrung.

Durch die Forschungsergebnisse soll die Behandlung von Krankheiten in Zukunft wirkungsvoller werden. Zudem soll die Versorgung der Einwohnerinnen und Einwohner ländlicher Gebiete mit bezahlbaren medizinischen Leistungen gesichert werden. PRÆMED.BIO etabliert auch wissenschaftlich-technisches Know-how in der Lausitz, was den Strukturwandel in der Region vorantreiben soll. So sollen bis 2030 Ausgründungen unter anderem in den Bereichen Neuartige Enzyme und Reagenzien, Medizinischer Gerätebau und Softwareentwicklung entstehen. Weitere Chancen für die Region ergeben sich durch den Ausbau der wirtschaftlichen und universitären Kooperationen mit Partnern in den angrenzenden Ballungsräumen Berlin und Dresden.