Klinische Studie der Charité und des Max-Delbrück-Centrums erhält mehrere Millionen Euro zur Erprobung eines neuen Immuntherapieansatzes

CAR-T-Zellen haben sich in der Behandlung bestimmter Blut- und Lymphdrüsenkrebsformen bewährt. Doch die Immuntherapie kann noch effektiver werden. Eine gemeinsame klinische Studie der Charité und des Max Delbrück Center erhält dafür eine Finanzspritze in Millionenhöhe vom Bundesforschungsministerium.

 

Gemeinsame Pressemitteilung des Max Delbrück Center und der Charité – Universitätsmedizin Berlin

CAR-T-Zelltherapien sind oft der letzte Ausweg für Patient*innen mit bestimmten Formen von Blut- oder Lymphdrüsenkrebs, die auf gängige Behandlungen nicht ansprechen. Dabei werden Immunzellen (T-Zellen) der Erkrankten im Labor mit einem chimären Antigenrezeptor (CAR) ausgestattet – einem kleinen Fühler, der Körperzellen abtastet und nach spezifischen Eigenschaften von Krebszellen sucht. Zurück im Körper des Patienten oder der Patientin, spüren sie das Antigen auf, auf das sie ausgerichtet sind, und töten die Tumorzellen ab.

Die Arbeitsgruppen von Dr. Uta Höpken und Dr. Armin Rehm am Max Delbrück Center haben einen Ansatz für eine neuartige CAR-T-Zelltherapie gegen eine Form des Lymphdrüsenkrebses entwickelt, die von den B-Lymphozyten ausgeht: B-Non-Hodgkin-Lymphom. Unter der Leitung von Professor Ulrich Keller und Professor Lars Bullinger von der Charité – Universitätsmedizin Berlin soll die neue Immuntherapie in einer Phase I/IIa-Studie erstmals am Menschen getestet werden. Das gemeinsame Projekt der Charité und des Max Delbrück Center fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 4,6 Millionen Euro. Das Ministerium will Therapien gegen Erkrankungen auf den Weg bringen, die bisher nicht oder nur schwer behandelbar sind.

CXCR5: Für einen CAR kaum zu verfehlen

Die bislang zur Behandlung von Blut- und Lymphknotenkrebs zugelassenen CARs docken zumeist an das Antigen CD19 an, ein Oberflächenmolekül von B-Zellen, die sich bösartig verändern und zu Krebszellen werden können. Uta Höpken und Armin Rehm haben ein Molekül identifiziert, das sich wahrscheinlich noch besser als Angriffspunkt für einen CAR zur Behandlung von Lymphdrüsenkrebs eignet: CXCR5. Anders als CD19, dessen Menge auf den Krebszellen von Patient*in zu Patient*in unterschiedlich hoch sein oder gar verloren gehen kann, kommt CXCR5 gleichmäßig auf allen reifen Lymphdrüsenkrebszellen vor. Es befindet sich darüber hinaus nicht nur auf den Tumor-B-Zellen, sondern auch auf bestimmten T-Helferzellen, die das Tumorwachstum unterstützen. „Diese Eigenschaften machen CXCR5 zu einem einzigartigen Ziel für CAR-T-Zelltherapien“, sagt Uta Höpken. In Mausmodellen konnten die Forschenden zeigen, dass die CAR-T-Zellen das CXCR5 besonders zuverlässig finden und die Tumorzellen vernichten.

Ob die neue Immuntherapie sicher und auch bei Menschen wirksam ist, müssen klinische Studien zeigen. Professor Ulrich Keller, Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie am Campus Benjamin Franklin, bereitet mit seinem Team erste Untersuchungen mit einigen wenigen ausgewählten Patient*innen vor: „Wir sind zuversichtlich, dass wir mit dieser Phase I-Studie die Sicherheit der neuen CXCR5-CAR-T-Zelltherapie nachweisen und auch erste Hinweise auf deren Wirksamkeit finden werden. Sowohl die Tumorzelle als auch deren unterstützende Mikroumgebung therapeutisch zu adressieren, ist ein vielversprechender und hochinnovativer Ansatz.“

Sobald das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) die Herstellung des Zellprodukts und das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) als Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel die klinische Studie genehmigt haben, beginnt die Rekrutierung von bis zu 24 Patient*innen. Die Wissenschaftler*innen rechnen damit, dass dies Anfang 2024 der Fall sein wird. Eingeschlossen werden zunächst nur Patient*innen, bei denen die Standardtherapie nicht angeschlagen hat.