Interview: Erfolgreiches BMBF-Projekt mit guten Aussichten

Innovative Kontrastmittel für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion

Ziel des Projekts war die Entwicklung von Eisenoxid basierten Nanopartikeln (VSOP) für die Gefäßdiagnostik in der Magnetresonanztomographie (MRT) zur Deckung des diagnostischen Bedarfs bei Patienten mit eingeschränkter Anwendbarkeit von Jod- oder Gadolinium-haltigen Kontrastmittel (KM).

 

Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion und gleichzeitigen kardiovaskulären Erkrankungen besteht für die Gefäßdiagnostik ein Dilemma. Aufgrund der eingeschränkten Nierenfunktion soll die Gabe von Jod-haltigen KM für die Gefäßdarstellung (z.B. Computertomographie) möglichst vermieden werden. Die Magnetresonanz-Angiographie (MRA) unter Verwendung von Gadolinium (Gd)-haltigen KM steht seit Bekanntwerden der Gd-bedingten Nebenwirkungen und von Gd-Ablagerungen im Gehirn nur eingeschränkt zur Verfügung. Daher ist es das Ziel des vom BMBF geförderten Vorhaben, ein KM für die Gefäßdarstellung mittels MRA zu entwickeln, das für den Einsatz bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion unbedenklich anwendbar und sehr gut wirksam ist. Nach Abschluss des Projektes sollte eine klinische Prüfung durchgeführt werden.

In dem Verbund aus Firmen und Forschungseinrichtungen (Chiracon GmbH, InnoRa GmbH, IMTR GmbH, be imaging GmbH, Charité und PTB) sollte für VSOP ein Herstellungsprozess erarbeitet werden, der als pharmazeutischer Prozess zertifizierbar ist. Als Ausgangspunkt hierzu war in der Experimentellen Radiologe der Charité im Labormaßstab ein technisch einfaches und reproduzierbares Herstellungsverfahren für VSOP erarbeitet worden.

Die Partner konnten erfolgreich ein up-scaling des Produktionsprozesses etablieren und werden nach Ende der BMBF Förderung die vorklinische Entwicklung mit den Projektpartnern fortführen. 

Im Interview Prof. MatthiasTaupitz (Projektkoordinator), Klinik für Radiologie, Universitätsmedizin Berlin

Können Sie kurz noch einmal erläutern, wie die VSOPs wirken und wieso dessen Einsatz wichtig ist für die Gefäßdiagnostik ist? Was ist das Besondere der VSOPs?

VSOP steht für Very Small Superparamagnetic Iron Oxide Particles. Diese Eisenoxid Partikel haben einen Durchmesser von 4 bis 15 nm und werden mit Citrat stabilisiert. Hierin unterscheiden sie sich von anderen KM auf der Basis von Eisenoxid-Nanopartikeln, die größer sind und mit Polymeren stabilisiert sind. VSOP eignen sich hervorragend als Kontrastmittel für die MRT und insbesondere für die Gefäßdarstellung, da sie aufgrund ihrer geringen Größe eine ausgeprägte signalsteigernde Wirkung im MR-Bild aufweisen und die Blutgefäße verzögert verlassen. VSOPs sind gut verträglich.

In wie weit hat die Corona-Pandemie das letzte Jahr den Projektablauf beeinflusst?  

Aufgrund der Corona seit Frühjahr 2020 bedingten Einschränkungen der Labortätigkeit konnte die vorklinische Entwicklung in der Charité nicht wie geplant umgesetzt werden, dies trotz der kostenneutralen Projektverlängerung durch das BMBF. Die Partner werden aber auch über die Förderung hinaus das Projekt weiter vorantreiben.

Konnten Sie die sich gesetzten Ziele erreichen bzw. haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?

Corona bedingt konnte das Projekt nicht abgeschlossen werden. Die Ergebnisse waren bisher so vielversprechend, dass wir das Projekt fortsetzen werden. Der Herstellungsprozess konnte von unserem Partner Chiracon erfolgreich in einen größeren Maßstab überführt werden. Tierversuche an Ratten zeigten, dass die VSOP sich für die Gefäßdarstellung sehr gut eignen.

Was kommt im Anschluss an dieses Projekt?

Wir werden in diesem Jahr die Arbeiten an der pharmazeutischen Formulierung abschließen und Untersuchungen an Schweinen zur Sicherheitspharmakologie bei unserem Partner IMTR durchführen. Wir beabsichtigen, im Rahmen des RUBIN Programms des BMBF ein umfassenderen Projektverbund mit weiteren Partnern zu starten, in dem die VSOP Entwicklung ein Teilprojekt ist und in dem die erarbeiteten Technologien zur Synthese von Eisenoxid-Nanopartikeln für biomedizinische Anwendungen zu einer umfassenden Plattform zur Wirkstoffentwicklung ausgebaut werden soll. Eine Antragsskizze hierzu wurde Ende Januar 2021 eingereicht.