Durch Innovation von der Idee zur Therapie – Wirkstoffentwicklung in Berlin-Brandenburg

Die Zahl der übertragbaren und nicht-übertragbaren Krankheiten steigt weltweit. Ihre Behandlung ist eine Herausforderung für die Gesundheitssysteme als Ganzes, sie zu besiegen entscheidend für das Wohlergehen ganzer Gesellschaften. Geeignete Wirkstoffe und Therapien sind dafür der Schlüssel. Ihre Entwicklung zur Marktreife stellt eine der größten Herausforderungen im Gesundheitssektor dar, eine Herausforderung, der sich zahlreiche Firmen und wissenschaftliche Institutionen in der Gesundheitsregion Berlin-Brandenburg stellen. Dabei können sie auf die Vorteile der exzellenten Infrastruktur des Standorts bauen.

 

Die Entwicklung von medizinischen Wirkstoffen durch chemische oder biotechnologische Verfahren sowie die Entwicklung von Therapieansätzen wie beispielsweise die Gen- oder Immuntherapie, sind zeitintensive Prozesse, die mit hohen Risiken und ebenso hohen Kosten verbunden sind, etwa durch lange Entwicklungszeiten an und das Risiko, dass in den klinischen Studien Phase 2 und 3 das bis dahin erreichte obsolet ist.

In der Gesundheitsregion Berlin-Brandenburg hat die Wirkstoffentwicklung eine lange Tradition. Daraus hat sich eine außergewöhnliche Forschungslandschaft entwickelt, die beste Voraussetzungen schafft, um innovative Verfahren und Wirkstoffe für zukünftige Herausforderungen durch übertragbare und nicht-übertragbare Krankheiten zu entwickeln und auf den Markt zu bringen.

Dieser Herausforderung stellen sich in Berlin-Brandenburg zahlreiche mittlere und große Produzenten, Service Provider, Vermarkter und Entwickler. Dabei wird von den Firmen und wissenschaftlichen Akteuren in der Region die gesamte Wertschöpfungskette der Entwicklung abgedeckt von der Targetvalidierung über die vorklinische Entwicklung bis hin zu den Phasen I bis III.

 

Standort mit vielen Vorteilen

Zu den Entwicklern von Wirkstoffen und Therapieansätzen in Berlin-Brandenburg gehören neben zahlreichen großen und renommierten wissenschaftlichen Einrichtungen unter anderem auch Bayer, Pfizer, Sanofi, Takeda sowie Adrenomed, Berlin Cures, Omeicos oder das Start-up T-Knife. Sie alle vertrauen auf und profitieren von den Vorteilen der Region, die eine ausgezeichnete wissenschaftliche Infrastruktur bietet, attraktiv für Fachkräfte ist und die Nähe zu politischen Entscheidungsträgern im Bereich Gesundheit bietet. Diese Vielzahl von Akteuren schafft ausgezeichnete Möglichkeiten sich zu vernetzen und Synergien zu erzeugen. Beispielhaft dafür steht das Netzwerk NetPhaSol, ein Zusammenschluss unterschiedlicher Service Provider in der Wirkstoffentwicklung. Darüber hinaus sind Biotechparks wie beispielsweise der Campus in Berlin Buch, der Wissenschaftspark Potsdam Golm oder das Innovationsforum Hennigsdorf Standorte, an denen Unternehmen nicht nur den nötigen Platz finden, sondern auch Tür an Tür mit anderen Unternehmen sowie universitären und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen arbeiten können.

 

Biotechnologie als Innovationsmotor

Gerade für Biotechnologie-Unternehmen ist ein attraktiver Standort mit vielen Möglichkeiten und zahlreichen anderen Akteuren aus der Branche wichtig. Biotechnologie-Unternehmen sind in den vergangenen Jahren zum Innovationsmotor in der Wirkstoffentwicklung geworden. Sie entwickeln und produzieren unter anderem gentechnisch hergestellte Medikamente, Vakzine und Diagnostika und liefern Technologieplattformen.

Beispielsweise konnte das als Spin-off von der Charité und dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) ausgegründete Biotech Start-up T-Knife kürzlich 66 Millionen Euro Kapital von vier Wagniskapitalfonds einsammeln. Damit ist es möglich die Entwicklung von Krebstherapeutika zur Behandlung von Tumoren auf der Basis von T-Zell-Rezeptoren in die nächste Phase zu bringen. Auch das bio-pharmazeutische Unternehmen Omeicos, das niedermolekulare Therapeutika zur Vorbeugung und Behandlung von Herz-Kreislauf- und Augenerkrankungen entwickelt, konnte 2018 in einer Serie-C-Finanzierung über 17 Millionen Euro akquirieren.

Als weiteres Erfolgsbeispiel ist die 2009 gegründete Adrenomed AG in Hennigsdorf zu nennen, die einen neuen Therapieansatz verfolgt, um die Integrität und Barrierefunktion der Blutgefäße zu sichern. Ende 2018 wurde eine Finanzierungsrunde über 24 Mio. Euro unter Führung von Wellington und HBM abgeschlossen. Wichtigster Produktkandidat ist der monoklonale Antikörper Adrecizumab, der kürzlich eine randomisierte, multizentrische Proof-of-Concept Phase II-Studie in der Indikation septischer Schock erfolgreich beendet hat.

 

Wichtige Infrastruktur: Service Provider

Für eine solche Entwicklungsarbeit sind auch Service Provider unerlässlich. Diese Unternehmen unterstützen den Prozess der Wirkstoffentwicklung, in dem sie zum Beispiel Technologie für prä-klinische Tests zur Verfügung stellen oder das Screening bei neuen Medikamenten übernehmen. In Berlin-Brandenburg gibt es über 85 solcher auf unterschiedliche Felder spezialisierter Unternehmen, die das gesamte Spektrum an Dienstleistungen für die Wirkstoffentwicklung abdecken. Sogenannte Auftragsforschungsinstitute übernehmen wiederum Aufgaben der klinischen Entwicklung.

 

Nur zwei Beispiele für seit langer Zeit etablierte Unternehmen am Standort sind BioGenes und die Experimentelle Pharmakologie & Onkologie Berlin‐Buch GmbH (epoBio). BioGenes wurde 1992 gegründet und ist ein Full-Service-Provider unter anderem für Immunassays und Antikörper-Entwicklung. Auch die epo GmbH blickt auf eine mehr als 20-jährige Tradition am Standort zurück und ist mit präklinischen Entwicklungen für neue Krebsmedikamente inzwischen eine der führenden deutschen Krebsforschungseinrichtungen in diesem Sektor.

Hinzu kommen Brandenburger Service Provider wie Chiracon, InVivo BioTech Services, UGA Biopharma und Preclinics, die wirkstoffentwickelnde Unternehmen mit ihrer Expertise unterstützen können.

 

Akademische Forschung als wichtige Grundlage

Grundlage für die gesamte Kette der Wirkstoffentwicklung ist die akademische Forschungsarbeit. In dieser Hinsicht bietet die Gesundheitsregion Berlin-Brandenburg eine außergewöhnlich große und breitgefächerte Landschaft von wissenschaftlichen Institutionen, die sich ganz oder in Teilen der medizinischen Forschung verschrieben haben.

Neben zahlreichen Universitäten, die in Bereichen der Biowissenschaften und Medizin forschen und lehren, wie die Charité – Universitätsmedizin Berlin, leisten viele Institutionen außerhalb des Universitätsbetriebs wichtige Grundlagenforschung. Dazu zählen unter anderem die Forschungskooperation des Max-Planck-Instituts und der Fraunhofer-Gesellschaft, das Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie oder die Helmholtz-Gesellschaft. Auf einem der größten Forschungsstandorte der Region dem Campus in Berlin-Buch ist das zur Helmholtz Gesellschaft gehörende Max-Delbrück-Centrum (MDC) tätig. Mit Forschungsschwerpunkten in den Bereichen Onkologie, Erkrankungen des Nervensystems sowie Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen zählt das MDC zu den 20 international führenden Instituten im Bereich molekular Medizin und Genetik.

Auch im Potsdam Science Park trifft internationale Spitzenforschung auf exzellente Ausbildung und biopharmazeutische Entwicklung. Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wie Max-Planck- und Fraunhofer-Institute, die Universität Potsdam und über 20 Unternehmen und Start-ups sind hier bereits ansässig.