Drei Bausteine zur Entlastung der Pflege - statt Streik zu Lasten von Behandlungen

Vivantes appelliert: Modellprojekt auf den Weg bringen

 

Der ver.di-Streik in den Kliniken und Einrichtungen von Vivantes hat auf die Versorgung der Patientinnen und Patienten massive Auswirkungen. Allein in den vergangenen Tagen mussten mehr als 700 Betten gesperrt werden, morgen sollen es nach der Ankündigung von ver.di mehr als 900 sein. Je nach Klinikstandort konnten nur 25 – 50 Prozent aller Operationen stattfinden, zahlreiche Eingriffe, darunter auch Tumoroperationen mussten verschoben werden, was für die Betroffenen besonders belastend sind.

 Dr. Johannes Danckert, komm. Vorsitzender der Geschäftsführung: „Wir sind über das Ausmaß und die absehbaren Folgen des Streiks sehr besorgt. Unsere Standorte mussten sich bereits mehrfach von der Versorgung abmelden und die Feuerwehr bitten, einige unserer Rettungsstellen vorrübergehend nicht mehr anzufahren. Wenn zu viele unserer Stationen geschlossen sind, können wir die Patientinnen und Patienten aus den Rettungsstellen anschließend in unseren Kliniken nicht angemessen weiterbehandeln. Wir appellieren daher an ver.di, den Streik zu beenden und unser Verhandlungsangebot anzunehmen.“

Neben der kardiologischen Versorgung im Humboldt-Klinikum in Reinickendorf ist auch die neurologische Versorgung am Klinikum Spandau stark eingeschränkt.

Prof. Dr. Jörg Müller, Ärztlicher Direktor Klinikum Spandau und Chefarzt der Neurologie am Klinikum Spandau:„Wir mussten die Rettungsdienste in Spandau bitten, neurologische Akutpatienten mit lebensbedrohlichen Krankheitsbildern möglichst in andere Kliniken zu transportieren, weil eine neurologische Station von ver.di vollständig geschlossen wurde. Die Schlaganfallversorgung kann in Spandau ebenfalls nur eingeschränkt erfolgen, da die notwendige Abverlegung von Schlaganfallpatienten nach abgeschlossener Akuttherapie aufgrund der vollständigen Bestreikung der übrigen Neurologie kaum mehr möglich ist und somit die vorhandenen Stroke-Unit-Betten sehr schnell ausgelastet sind. In der Folge ist die Aufnahme neuer Schlaganfallpatienten kaum noch zu gewährleisten. Für die Betroffenen ist das dramatisch, da das Vivantes Klinikum über die einzige Stroke Unit Spandaus verfügt und jede Minute Verzögerung dem Gehirn und damit Leben des Patienten schwerwiegenden Schaden zufügt.“

Statt Streik - Vivantes steht für Verhandlungen über Entlastungs-Modell bereit

Anfang letzter Woche hatte Vivantes ver.di ein vollkommen neues Modell zur Vermeidung von Belastung in der Pflege vorgelegt. Kernelement ist, dass ein fester Personalschlüssel vereinbart wird und nicht mehr Behandlungen durchgeführt werden, als mit dem vorhandenen Personal möglich ist.

Das Modellprojekt gründet sich auf drei Bausteine:

 

  1. Belastung vermeiden
  • Leistung folgt dem Personal
  • Kein Leasing
  • Flexibilisierung der Arbeitseinteilung
  1. Ausbildung fördern
  • Verbesserte Praxisanleitung
  • Transparentes Kennzahlentableau
  • Kontinuierliches Ausbildungsfeedback
  1. Arbeitsbedingungen verbessern
  • Infrastruktur & Investitionsmittel
  • Digitalisierung der Prozesse
  • Förderung der Vereinbarkeit von Familie & Beruf
     
    Dorothea Schmidt, Geschäftsführerin Personalmanagement: „Wir haben klargemacht: Mit unserem Angebot wollen wir einen neuen Weg zur Vermeidung von Belastung in der Pflege eröffnen, der bundesweit Vorbildcharakter haben könnte. Dazu gehört ein fester Personalschlüssel, Verzicht auf Leasing, flexiblere Arbeitseinteilung, aber auch eine Verbesserung der Ausbildungssituation: von der Praxisanleitung bis hin zu den Lehrmitteln wie Laptops für alle Azubis. Wir haben ein großes Paket geschnürt und finden es unverständlich, dass ver.di darauf mit einem unbefristeten Streik reagiert. Wir haben zudem immer wieder betont: Wir stellen gerne und sofort 700 Pflegekräfte ein. Es ist jetzt an ver.di, sich mit unserem Angebot konstruktiv auseinander zu setzen, statt zu streiken. Wir stehen für Gespräche bereit.“