Data4Life – Große Datenmengen nutzbar machen

Interview mit: Dr. Cornelius Remschmidt, Chief Medical Officer bei Data4Life

 

 

 

PD Dr. Cornelius Remschmidt ist Arzt, Internist, Krankenhaus-Hygieniker und Umweltmediziner, nach seinem Studium hat er erst klinisch und dann im Bereich Public Health unter anderem am Robert-Koch-Institut und an der Charité wissenschaftlich gearbeitet. Seit 2019 ist er Chief Medical Officer bei Data4Life und dort verantwortlich für alle medizinischen Projekte. Wir haben mit ihm über das gemeinnützige Unternehmen Data4Life sowie dessen Zusammenarbeit mit dem Robert-Koch-Institut für die Metadaten-Suchmaschine MEx gesprochen.

Gemeinsam mit dem Robert-Koch-Institut (RKI) entwickelt Data4Life die Metadaten-Suchmaschine MEx. Worum geht es bei diesem Projekt? 

Der Name der Suchmaschine ist eine Abkürzung für Metadata Exchange-Plattform, also eine Plattform für den Austausch von Metadaten.. MEx soll dazu dienen, erhobene Daten aus primären Forschungsprojekten möglichst vielen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zugänglich zu machen. Derzeit ist es in der Wissenschaft gängige Praxis, dass erhobene Daten ausgewertet und in  Publikationen veröffentlicht werden und anschließend in Datensilos verschwinden. Wir wollen die Daten in diesen Datensilos für weitere Analysen verfügbar machen. Es ist auch heutzutage noch üblich,  dass sehr ähnliche Studien von unterschiedlichen Institutionen  durchgeführt werden, da die Forschenden die Daten vergleichbarer Studien oder die Studien selbst nicht kennen. Mit MEx soll es möglich werden, Studien und die zugehörigen Daten auffindbar zu machen und einen Kontakt zu der für die Daten verantwortlichen Person herzustellen.

Wie kann man sich die Zusammenarbeit zwischen einem Unternehmen wie Data4Life und einer Forschungseinrichtung wie dem RKI vorstellen?!

Es ergeben sich Herausforderungen und auch sehr spannende Aspekte, wenn eine Bundesoberbehörde auf eine NGO trifft. Eine Besonderheit ist, dass wir uns komplementär ergänzen: Das RKI verfügt über eine immense Expertise im Bereich Forschung und Public Health, wir bringen wiederum ein umfassendes Know-how in puncto Tech- und Data-Engineering mit. Das führt zu einer spannenden Kooperation auf Augenhöhe mit intensiven Diskussionen und zahlreichen Arbeitsgruppen, in denen die Projekte intensiv besprochen werden – das macht das Ganze so spannend. Zu den Herausforderungen zählt u.a., dass das RKI als Bundesoberbehörde im Bereich Datenschutz und Datensicherheit hohe Anforderungen hat, wenn es um sensible Gesundheitsdaten geht. In dieser Hinsicht sind wir als Non-Profit-Organisation mit einer sehr breiten Expertise in diesen Themen ein geeigneter Partner und insbesondere, da wir keine kommerziellen Zwecke beim Umgang mit Daten verfolgen.

Können Sie etwas über den Hintergrund von Data4Life als (gemeinnützigen) Unternehmens sagen?   

Data4Life wird durch die Hasso Plattner Foundation finanziert. Hasso Plattner ist der Spendeninitiative „The Giving Pledge“ gefolgt und hat große Teile seines Vermögens gespendet. Die Hasso Plattner Foundation unterstützt Initiativen im Bereich Wissenschaft und Bildung. Data4Life ist dabei im Bereich von Wissenschaft und Forschung tätig. Durch unsere Gemeinnützigkeit sind wir vertrauenswürdig und daher auch als Kooperationspartner für Behörden oder für wissenschaftliche Institutionen wie beispielsweise Universitäten interessant.
 

Was sind die Haupttätigkeitsfelder von Data4Life? Haben Sie Beispiele für weitere spannende Projekte neben MEx? 

Unsere Hauptbetätigungsfelder sind Forschungsprojekte in Public Health und personalisierter Medizin. Neben den gemeinsamen Projekten mit dem RKI beteiligen wir uns im Bereich von Public Health beispielsweise an dem Aufbau einer Plattform man die Auswirkungen von Pandemien oder Pandemie-ähnlichen Krisen auf die Wirtschaft vorhersagen kann. An diesem Projekt sind auch andere Partner wie beispielsweise das Fraunhofer Heinrich-Herz-Institut, das Hasso-Plattner Institut in Potsdam oder die Charité beteiligt.. Im Ergebnis sollen durch die Zusammenführung und Auswertung heterogener großer Datenmengen aussagekräftige Frühwarnsysteme entwickelt werden. In Zusammenhang mit personalisierter Medizin kooperieren wir in einem Projekt mit dem Mount-Sinai-Krankenhaus in New York. Hier geht es vereinfacht gesagt darum, die sehr großen Mengen an klinischen Daten den Medizinerinnen und Medizinern zu Forschungszwecken zur Verfügung zu stellen.
 

Data4Lifel ist mit zwei Standorten in der Hauptstadtregion vertreten: Potsdam und Berlin. Was macht die Region ihrer Meinung nach so attraktiv?

Die Hauptstadtregion ist ein Innovationstreiber für Digital Health, da hier viele Start-ups, Exzellenzinitiativen, Forschungsinstitutionen und Krankenhäuser und weitere wichtige Akteure zusammenkommen. In solch einem Umfeld ist es leichter mit Partnern n Kontakt zu treten, Netzwerke aufzubauen und gemeinsam daran zu arbeiten, wie Forschung digitalisiert werden kann. Potsdam ist natürlich auch deshalb interessant, da hier das Hasso Plattner Institut, als ein Exzellenzort für Data- und IT- Engineering beheimatet ist.

 

Weiterführende Links:

Zu diesem Projekt findet am 8. November ein Cluster meets... Webseminar statt, bei dem Sie sich zu diesem Projekt aber auch zu anderen Themen von Data4Life und RKI informieren können. Zur Anmeldung gelangen Sie hier.