Spezialthema | Gut ausgebildete Fachkräfte in der Gesundheitswirtschaft – Die Metropolregion hat einiges zu bieten

Softwareentwicklung, Produktion, Regulatory Affairs, Labortätigkeiten – die Liste der gesuchten Kenntnisse bei Unternehmen und Forschungseinrichtungen ist lang. Wo finden Unternehmen und Forschungseinrichtungen frisch ausgebildete Fachkräfte für ihre Anforderungen, wie und wo kann die eigene Belegschaft aus- und weitergebildet werden und wie können Schüler:innen schon für die Branche begeistert werden? Wir stellen Ihnen einige Initiativen vor und geben einen Überblick, wo Sie sich weiter informieren können.

 

Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus dem Gesundheitsbereich geht es wie vielen Branchen in Deutschland: sie haben Nachwuchsprobleme. Die Suche nach Fachkräften gestaltet sich immer schwieriger. Auch die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg bildet da keine Ausnahme – versucht aber mit zahlreichen Angeboten und Programmen gegenzusteuern.

Damit können Unternehmen beim Nachwuchs punkten: Duale Ausbildungen

Ob Einstieg, Weiterbildung oder Studium, Berlin und Brandenburg halten für Karriere-Interessierte in der Gesundheitsbranche sehr viele Möglichkeiten bereit. Immer beliebter werden auch duale Ausbildungen oder Verbundausbildungen sowie duale Studiengänge. Ein Beispiel in der Metropolregion ist hier etwa die Zusammenarbeit von Bayer und Tadeka bei der Ausbildung zum Pharmakanten. Das Berliner Berufsbildungszentrum Chemie (bbz Chemie) wiederum bietet beispielsweise Unternehmen an, einen Teil der überbetrieblichen Ausbildung als Kooperationspartner zu übernehmen; das Angebot nutzen bereits viele Pharmaunternehmen.

Solche Ausbildungsmodelle sind eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten – Azubis oder Studierende erhalten eine noch höherwertige Ausbildung, die ihnen einen weitreichenden Einblick in ihre Branche vermittelt, sie sehr gut qualifiziert und damit im Hinblick auf die berufliche Entwicklung attraktiv ist. Unternehmen bekommen im Gegenzug besser ausgebildete Fachkräfte und haben etwas mehr bei der Nachwuchssuche zu bieten.

Absolvent:innen für die Branche

Wer frisch ausgebildete Fachkräfte sucht, hat in der Region ebenfalls zahlreiche Einrichtungen zur Auswahl, die Absolvent:innen in die Berufswelt entlassen. Beispielsweise hat Deutschlands größte Schule für Medizintechnik – das Oberstufenzentrum Informations- und Medizintechnik (OSZ IMT) – seinen Sitz in Berlin und bildet derzeit rund 3000 Schüler:innen aus. Die Schule bietet beruflichen Erst- und Weiterbildung, Doppelqualifikationen mit Studienberechtigung sowie Weiterqualifikation an der Fachschule an. Hier kann beispielsweise an der Fachschule Medizintechnik, die sich unter dem Dach des OSZ IMT befindet, eine Weiterbildung zum/zur Techniker/in – Fachrichtung Medizintechnik absolviert werden.

Im Bereich Ausbildungen stellt beispielsweise das Max Delbrück Center (MDC) jedes Jahr sechs neue Azubis für die Ausbildung zum Biologielaboranten ein. Die theoretische Ausbildung in Chemie, Physik und Biologie erfolgt dabei an der Lise Meitner School of Sience, Berlin.

Zahlreiche passende Studiengänge für die Branche und den Bedarf an Fachkräften im Bereich IT hat wiederum das Hasso-Plattner-Institut für Digital Engineering in Potsdam im Programm – etwa einen Master of Science in Digital Health. Ein breitgefächertes Studienangebot im Bereich Gesundheitswesen findet sich ebenso an der privaten SRH Hochschule für Gesundheit, darunter International Business Administration – Healthcare Management. Berufsbegleitend studieren lässt es sich beispielsweise an der IB Hochschule für Gesundheit und Soziales: Die Studiengänge wie Digital Health werden dabei in Blockwochen und teilweise online angeboten.

Eine besondere Ausbildungskooperation sind im vergangenen Jahr auch zwei weitere große Unternehmen im Gesundheitsmarkt eingegangen: Oracle Cerner, einer der weltgrößten Hersteller von Krankenhaus IT und der Hersteller des internationalen Krankenhausinformationssystems i.s.h.med sowie die Helios Kliniken, einer von Europas führenden privaten Krankenhausbetreibern. Gemeinsam bilden sie zum Consultant/eHealth Berater:in für i.s.h.med aus. Das zehnmonatige Programm besteht aus einer fachlich fundierten theoretischen Ausbildung durch Oracle Cerner und aus Hospitationen an verschiedenen Standorten der Helios Kliniken. Am Ende des Programms können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer als Consultant/eHealth Berater:in für i.s.h.med direkt in die zahlreichen Kundenprojekte von Oracle Cerner oder bei den Kliniken von Helios einsteigen. Die Motivation dieser beiden großen Partnerunternehmen dafür ist: Möglichst viele Berufseinsteiger:innen mit diesem attraktiven Angebot für das spannende Betätigungsfeld als e-Health Berater:in zu gewinnen. Und ihnen die Chance zu bieten, innerhalb kürzester Zeit Expertenwissen in Health IT und Krankenhausprozessen zu vermitteln, um sich beruflich weiterzuentwickeln.

Weil die Anforderung an die IT-Kenntnisse in der Gesundheitsbranche im Zuge der Digitalisierung immer weiter steigen, sind auch Kenntnisse im Programmieren wertvoll. Weiterbildungsangebote für Mitarbeitende in dieser Hinsicht bietet zum Beispiel die Coding School 42 Berlin. Die NGO veranstaltet kostenlose Programmiertrainings – Vorkenntnisse sind dabei keine Voraussetzung. Da die Branche immer mehr mit individuellen Softwarelösungen arbeitet, können sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier erstes Know-how erarbeiten.

So finden sich Unternehmen und Nachwuchskräfte

Absolvent:innen, die gerade die Berufsschule verlassen haben, finden fachkräftesuchende Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Berlin und Brandenburg an vielen Stellen. Gesammelt sind sie zum Beispiel im Ausbildungsatlas zu finden, den das Clustermanagement HealthCapital als Informationsplattform zur Verfügung stellt. Der Ausbildungsatlas bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten in der Hauptstadtregion. Aufgeteilt in „Pflege und Therapie“, „Gesundheitsverwaltung und Handel“, „Technik und Handwerk“ sowie „Gesundheitstourismus, Service und Ernährung“ gibt es viele Informationen zu den jeweiligen Bereichen und Berufen – etwa welche Voraussetzungen nötig sind, wer die Ausbildung anbietet und welche Berufsmöglichkeiten an ihrem Ende stehen.

Auch Hochschulabsolvent:innen sind jedes Jahr an vielen Orten zu finden. Der Studienatlas von HealthCapital Berlin-Brandenburg bündelt hier alle nötigen Informationen: etwa über die Zulassungsvoraussetzungen, die Inhalte der Studiengänge, die Abschlussarten und wo sie angeboten werden.

Unternehmen, die in der Landeshauptstadt Potsdam angesiedelt sind, sollten im Ausbildungs- und Praktikumsführer vertreten sein. Diese Broschüre veröffentlicht die Stadt Potsdam einmal im Jahr gemeinsam mit Partnern im Fachkräfteforum Potsdam. Die Broschüre wird in allen weiterführenden Schulen der Stadt verteilt und auf Berufsorientierungsmessen ausgelegt. Möchte ein Unternehmen mit seinen Angeboten für Ausbildung, Studium, Praktika oder Ferienjobs in die Broschüre aufgenommen werden, kann es sich über ein Anmeldeformular dafür eintragen. Im Ausbildungsführer wird dann auf einer Seite beschrieben, was die Schulen, Einrichtungen und Unternehmen den Nachwuchskräften anbieten.

Begeisterung bei Schüler:innen wecken

Unternehmen und Forschungseinrichtungen selbst können viel tun, um Schüler:innen über ihre Arbeit zu informieren und sie für das Gesundheitswesen zu begeistern. Dahingehende Initiativen gibt es schon. Zum Beispiel möchte das vom Bundesbildungsministerium geförderte Berliner Projekt MINTinside die Nachwuchskräfte von Übermorgen ansprechen. Ziel sei es hier, Jugendliche zu motivieren, sich auch in ihrer Freizeit mit MINT-Themen zu beschäftigen und Interesse für einen künftigen MINT-Beruf zu wecken – unter anderem mit einer Werkstatt zum anschaulichen Ausprobieren in Hennigsdorf. Unternehmen können sich beispielsweise bei „Call a scientist“ beteiligen und Veranstaltungen über MINTinside bewerben.

Ebenfalls an Schüler:innen richtet sich das Angebot des Gläsernen Labors, das das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft gemeinsam mit dem Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) und dem Campus Berlin-Buch betreibt. In der Bildungseinrichtung gibt es sechs Schülerlabore als außerschulische Lernorte und rund 20 Experimentierkurse zu den Themen Molekularbiologie, Zellbiologie, Neurobiologie, Chemie, Radioaktivität sowie Ökologie.

Für Unternehmen interessant: Messen und Projektwochen

Um den Unternehmen zu helfen, an die geeigneten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Zukunft zu kommen, gibt es wiederum einige Portale, Veranstaltungen und Messen. Beispielsweise veranstaltet die Industrie- und Handelskammer Berlin (IHK Berlin) eine Praktikumswoche, in der Jugendliche ab 15 Jahren an bis zu fünf Tagen fünf Unternehmen kennenlernen können. Für die Betriebe bedeutet eine Teilnahme an der Praktikumswoche, frühzeitig junge Talente zu entdecken, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren und potenzielle Nachwuchskräfte kennenzulernen, betont die IHK auf ihrer Webseite.

Außerdem bietet die IHK den Unternehmen Unterstützung und Informationen für das Recruiting und das Onboarding der Nachwuchskräfte an. Darüber hinaus gibt es von der IHK die bundeweite Kampagnen-Webseite „Ausbildung macht mehr aus uns“, hier werden Azubis, Eltern und Betriebe gleichermaßen angesprochen und Ausbildungen generell schmackhaft gemacht.

Direkter Kontakt und ein spontanes Gespräch sind für Nachwuchsgewinnung ebenfalls ein sehr gutes Mittel, die Möglichkeit dazu bieten Messen. Einen Überblick zu Ausbildungs- und Jobmessen in Berlin hat das Hauptstadtportal Berlin.de zusammengestellt. In diesem Jahr wird beispielsweise noch die Jobmesse Berlin im Olympiastadion (14. Oktober) oder die dreitägige Karriere- und Recruitingmesse Connecitium (24. – 26. Oktober) stattfinden und den Unternehmen die Chance eröffnen, ihre künftigen Mitarbeitenden anzusprechen und kennenzulernen.

 

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