Sicher versorgt bei fortgeschrittenem Brustkrebs
Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Trotz medizinischer Fortschritte entwickelt etwa jede Vierte von ihnen im Krankheitsverlauf Metastasen in Knochen oder Organen. Die Erkrankung ist dann nicht mehr heilbar, doch moderne Therapien können die Lebenserwartung um mehrere Jahre verlängern. Genau für diesen Zeitraum hat ein Team um Prof. Maria Margarete Karsten, Leitende Oberärztin am Brustzentrum der Charité, PRO B entwickelt – ein digitales, Alarm-basiertes Monitoringkonzept, das regelmäßige Rückmeldungen von Patientinnen über ihren Gesundheitszustand, sogenannte Patient-Reported Outcomes, in die weitere Versorgung einbezieht. Dafür ist die Medizinerin jetzt mit dem Eugen Münch-Preis der Rhön Stiftung in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet worden.
Wie oft sich Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs in einer Sprechstunde vorstellen, hängt von ihren Beschwerden und der jeweiligen Therapie ab. Es kann einmal pro Woche sein, oder auch einmal im Quartal. Sind die Abstände größer, entgehen behandelnden Ärzt:innen möglicherweise wertvolle Informationen, etwa Symptome, eine Verschlechterung des Zustandes oder Situationen, in denen eine Therapieänderung angezeigt wäre.
Diese Lücke schließt PRO B – PRO steht hierbei für Patient-Reported Outcome und B für Brustkrebs – mit dem Ziel, zur Kontrolle des Tumors bei bestmöglicher Lebensqualität beizutragen. Gut 900 Frauen mit fortgeschrittenem Brustkrebs haben im Rahmen dieses Forschungsprojekts einmal wöchentlich mit Hilfe einer eigens entwickelten App 40 Fragen zu ihrem Befinden beantwortet – detaillierter und strukturierter als es Ärzt:innen im Klinikalltag möglich ist. Ein Algorithmus übersetzt die Antworten der Patientinnen in numerische Scores und macht Veränderungen der Symptomatik, Wirkungen und Nebenwirkungen von Interventionen in kürzester Zeit sichtbar. Ist ein Grenzwert überschritten, erhält die Patientin umgehend einen Anruf, Ärztin oder Arzt und Patientin kommen innerhalb kürzester Zeit zum Gespräch über geeignete Maßnahmen zusammen.
Sicherheit und längeres Leben mit intelligentem Monitoring
Maria Margarete Karsten und ihr Team konnten zeigen, dass das digitale PRO-Monitoring mit einem signifikanten Rückgang der Sterblichkeit der Patient:innen um fast 30 Prozent im Vergleich zur Kontrollgruppe einherging. Gleichzeitig wurden die Symptome der Fatigue deutlich reduziert, was zu einer verbesserten Lebensqualität beiträgt. Viele der Patientinnen betonten außerdem, dass sie sich mit der engmaschigen Betreuung deutlich sicherer fühlen. Die neuartige Versorgung von Brustkrebspatientinnen mit fortgeschrittenen Erkrankungen ist nun mit dem Eugen Münch-Preis der Rhön Stiftung gewürdigt worden.
„Die Auszeichnung ist für uns sehr wertvoll, denn sie zeigt das zunehmende Verständnis dafür, dass Symptommonitoring im Behandlungsverlauf für Patientinnen und behandelnde Ärzt:innen eine entscheidende Rolle spielt“, sagt Maria Margarete Karsten. „Wir arbeiten am Brustzentrum der Charité mit Hochdruck daran, das Monitoring schon im kommenden Frühjahr bundesweit Patientinnen zugänglich zu machen.“ Ein Folgeprojekt ist angelaufen und es gibt intensive Gespräche mit Kostenträgern.
Eugen Münch-Preis für innovative Gesundheitsversorgung
Der Eugen Münch-Preis wird seit 2015 jährlich in zwei Kategorien (Bestes Start-up im Gesundheitswesen sowie „Wissenschaft und praktische Anwendung“) verliehen. Die Gewinner erhalten jeweils ein Preisgeld von 20.000 Euro und einen Film, mit dem die Arbeit vorgestellt wird. Ausgezeichnet werden innovative Arbeiten, die zu einer effizienteren und patientenorientierteren Gesundheitsversorgung beitragen können. Die Rhön Stiftung Eugen und Ingeborg Münch wurde 2014 von Eugen Münch ins Leben gerufen. Das Stiftungsziel ist es, in einer alternden Gesellschaft weiterhin allen Menschen den Zugang zu nicht rationierter Medizin zu ermöglichen. Als Grundlage dient das von Eugen Münch entwickelte Konzept der Netzwerkmedizin.
Weitere Informationen:
Klinik für Gynäkologie mit Brustzentrum, Campus Charité Mitte
Projekt PRO B
Rhön Stiftung
Pressemitteilung der Rhön Stiftung zur Preisverleihung am 20.11.2025
Pressemitteilung der Charité zum Projektstart PRO B vom 19.05.2021
Kontakt:
Prof. Maria Margarete Karsten
Leitende Oberärztin, Brustzentrum der Klinik für Gynäkologie
Campus Charité Mitte
Charité – Universitätsmedizin Berlin