Neuköllner Stadtteilgesundheitszentrum gewinnt den Springer Medizin Charity Award

Am 19.10.2023 wurde das Stadtteilgesundheitszentrum Neukölln mit dem 1. Preis des Springer
Medizin Charity Awards ausgezeichnet. Der Preis wird jährlich an Projekte mit
beispielhaftem ehrenamtlichen Engagement im Gesundheitswesen verliehen.
Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach ist Schirmherr des Preises.

 

 

Das Stadtteilgesundheitszentrum wurde vom Verein Gesundheitskollektiv e.V. gegründet und ist das Ergebnis eines langen und zum größten Teil ehrenamtlichen Engagements von Menschen, die sich für eine Verbesserung der Gesundheitsversorgung einsetzen. Dabei geht es besonders um die Versorgung in strukturschwachen Regionen und für Menschen mit komplexen gesundheitlichen Problemen, denen der Zugang zu einer guten Versorgung oft erschwert ist.

Das Stadtteilgesundheitszentrum Neukölln geht daher neue Wege in der Versorgung. Zum Einen werden körperliche, psychische und soziale Aspekte von Gesundheit und Krankheit durch ein Team aus Sozialarbeiter*innen, Psycholog*innen, Pflegekräften, Ärzt*innen und Pädagog*innen adressiert. Zusätzlich gehen Mitarbeiter*innen des Zentrums aktiv auf die die Bewohner*innen des Stadtteils zu, Angebote und Aktionen finden auf der Straße, inmitten der Lebenswelt der Neuköllner*innen statt. Und zuletzt sind wir stolz auf unser innovatives Zugangskonzept, die Café-Praxis, die dazu beiträgt, Barrieren abzubauen, Orientierung im Zentrum und im Kiez liefert, Ehrenamtliche aus dem Stadtteil integriert und einen Raum bereitstellt für Selbsthilfe und Selbstorganisation.

Dr. Patricia Hänel, Projektmanagerin im Stadtteilgesundheitszentrum, die für das Gesundheitskollektiv den Preis entgegennahm, sagt zu dem Preis: „Wir sind sehr froh, dass durch diesen Preis die Aufmerksamkeit auf die notwendigen strukturellen Veränderungen in der Gesundheitsversorgung gerichtet wird. Wenn Menschen der Zugang zur Versorgung erschwert ist, müssen wir Strukturen schaffen, die gut verständlich sind und den Menschen die Navigation durch das System erleichtert. Gesundheitsversorgung darf auch nicht an der Tür des Gesundheitszentrums enden, sondern muss in der Lebenswelt der Menschen stattfinden und die Lebensbedingungen, die zu Gesundheit und Krankheit beitragen, in den Blick nehmen.“

Eine progressive Gesundheitsförderung muss Verhaltens- mit Verhältnisprävention verknüpfen. Das heißt, wenn in der primärmedizinischen Versorgung über Tabak und Al-koholkonsum geredet wird, müssen wir in diesem Zuge auch über Arbeits- und Einkom-mensverhältnisse reden. Wenn über Bewegungsarmut und Fehlernährung gesprochen wird, muss auch über Bildungschancen, gebaute Umwelt oder Zugang zu Grünflächen gesprochen werden. Und wenn über Stress gesprochen wird, muss man auch über Wohnverhältnisse, gesellschaftliche Hierarchien und strukturelle Diskriminierung sprechen.