Konkrete digitale Lösungen für den ÖGD

Die Mitarbeiter:innen der Gesundheitsämter tragen durch ihren hohen persönlichen Einsatz entscheidend zur Bewältigung der Pandemie bei. Der neu gegründete Innovationsverbund Öffentliche Gesundheit soll helfen digitale Hilfsmittel und Strukturen zu etablieren. Ein Gespräch mit Theresa Willem, Innovationsberaterin, und Tobias Opialla, Systembiologe am Berliner Institut für Medizinische Systembiologie, die aktuell den InÖG aus der Taufe heben.

 

Die Mitarbeiter:innen der Gesundheitsämter tragen durch ihren hohen persönlichen Einsatz entscheidend zur Bewältigung der Pandemie bei. Die Realität zeigt, dass digitale Hilfsmittel und Strukturen noch immer in der Breite fehlen. Der Innovationsverbund Öffentliche Gesundheit (www.inög.de) soll das jetzt ändern. Hervorgegangen ist das junge Konstrukt aus den vielversprechenden Lösungen des #WirVsVirus Hackathons. Der InÖG ist ein Zusammenschluss der daraus entstandenen Projekte, die sich speziell auf die Digitalisierung des ÖGD fokussierten und deren Lösungen bereits heute in verschiedenen Gesundheitsämtern in Benutzung sind. Der Verbund schafft Synergien und spielt eine zentrale Rolle bei der Vernetzung von Innovationen mit Öffentlicher Gesundheit und auch, wenn es darum geht, gemeinsam weitere Ämter zu gewinnen und die angestrebte Integration mit SORMAS & Co zu erleichtern.

Ein Gespräch mit Theresa Willem, Innovationsberaterin und Promovendin der Medizinethik an der TUM und Dr. Tobias Opialla, Systembiologe am Berliner Institut für Medizinische Systembiologie, die aktuell den Innovationsverbund Öffentliche Gesundheit aus der Taufe heben.

Wie seid Ihr zu diesem Thema gekommen?
T.W.: Wir haben beide in unterschiedlichen Teams bei dem Hackathon #WirVsVirus mitgemacht und uns wurde während des anschließenden Solution Enabler Programms klar, dass das Thema eine Dynamik braucht, die nur erreicht wird, wenn die Umsetzungskräfte gebündelt werden.

 

Mit welchen Teams seid Ihr angetreten und was wurde aus diesen?
T.O.: Vor dem Hintergrund meiner „eigentlichen“ Arbeit am Max-Delbrück-Centrum entwickelte ich gemeinsam mit meinem Team mit „ LabHive ” eine digitale Plattform für ein Diagnostiknetzwerk. Über sie können (freie) Ressourcen rund um das Testing von SARS-CoV-2 gesucht und gemeldet werden. Dazu gehören Geräte und Materialien ebenso wie Personal.

 

T.W.: Wir haben mit dem  “Digitalen Wartezimmer” eine Lösung geschaffen, die es Bürger:innen ermöglicht, ihre Daten im (potenziellen) COVID-19-Fall schnell und zuverlässig an das zuständige Gesundheitsamt zu übermitteln und so die Kontaktnachverfolgung zu erleichtern. Hinzu kommt, dass wir bereits eine Schnittstelle zu SORMAS haben und die Daten dadurch breit weiterverarbeitet werden können.

Puh. Beides Lösungen, die heute mehr denn je gebraucht werden. Wie kam es dann zu dem Zusammenschluss der Teams zum Innovationsverbund Öffentliche Gesundheit?
T.O.: Innerhalb des Solution Enabler Programms, das den Gewinner-Teams des #WirVsVirus Hackathons zur Seite gestellt wurde, waren wir Beteiligten uns schnell einig, dass diese besondere Situation mehr braucht, als viele einzelne gute Lösungen. Im direkten Kontakt mit den Gesundheitsämtern sind dann die Bedarfe offenbar geworden und es wurde klarer, dass mehr noch als Einzellösungen, vor allem eine gemeinsame Strategie Fortschritt bringen würde und auch dem Bedarf der sehr heterogenen Landschaft des ÖGD wesentlich mehr entsprach.

Das Konstrukt des Verbundes ist hilfreich bei der Schaffung von mehr (gewünschter) Homogenität. Wir stellen sicher, dass die Systeme miteinander sprechen und integriert werden können.

Wer darf bei Euch mitmachen – sind das nur Teams aus dem Hackathon?
T.W.: Viele der Teams stammen aus dem Hackathon und bilden so den Nucleus des Verbundes, der sich im Prinzip um SORMAS herum gruppiert. Das Kriterium für die Aufnahme in den Verbund ist aber in erster Linie Kollaboration und die Bereitstellung von Schnittstellen, so dass sich andere Teams mit ihren Lösungen andocken können, bzw. die bestehende Landschaft ergänzen.

Seid Ihr dann also die digitale Innovationstruppe des ÖGD?
T.O.: Die wünschen wir uns zu sein und arbeiten mit aller Kraft daran die freigewordene Innovationskraft zu nutzen. Wir wollen gemeinsam mit dem ÖGD und den dortigen Verantwortlichen, die Herausforderungen angehen und dabei verantwortlich vorgehen um eine nachhaltige Organisation aufzubauen. Natürlich benötigen wir weiterhin (auch finanzielle) Unterstützung. Der Dialog zwischen Entwicklern und den Ämtern zeigt aber, dass wir dank des gemeinsamen Willens und unserer gemeinsam formulierten Zielstellung knapp ein Jahr nach Ausbruch dieses Ausnahmezustandes einen riesigen Schritt in die richtige Richtung gegangen sind. Gemeinsam mit vielen Unterstützern und sehr vielen tollen Leuten. Danke!

Der Innovationsverbund Öffentliche Gesundheit ist ein gemeinsames Projekt vieler Partner und Unterstützer. Wenn Sie Ideen haben, unterstützen möchten, wenden Sie sich an die beiden: tobias.opialla@noSpaminög.de / theresa.willem@noSpaminög.de