Interview mit Jasper Emeis, Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei GrOwnValve

GrownValve ist ein Spin-off des Deutschen Herzzentrums Berlin und der Charité. Das Unternehmen wurde im Jahr 2019 gegründet. Es entwickelt patientenindividuelle, körpereigene Herzklappen und fokussiert sich auf die Pädiatrie. Im Interview sprechen wir mit Jasper Emeis, wissenschaftlicher Mitarbeiter von GrOwnValve, über die von dem Unternehmen entwickelte Herzklappenprothese und die Zukunft der Firma.

 

1. Herr Emeis, Sie entwickeln körpereigene Herzklappen. Wie lief bisher die Standardtherapie bei Herzklappendefekten und was ist das Innovative an Ihrem Lösungsansatz?

 

Ein Großteil der heute erhältlichen Herzklappenprothesen wird aus tierischem Material hergestellt und hat den Nachteil, dass die Klappen degenerieren, was nach einigen Jahren zu einer Verengung oder einer Undichtigkeit führt und dadurch eine Wiederholungsoperation nötig wird. Hier ist unsere Innovation ein echter Game-Changer. Die GrOwnValve ist die erste Herzklappe aus körpereigenem Material. Die Prothese ist, im Gegensatz zu den bisherigen Standardtherapien, lebendig und kann sich an das Körperwachstum anpassen. Eine solche Herzklappe mit Wachstumspotential existierte bisher nicht.

 

2. Der Point of need liegt bei mitwachsenden Herzklappen auf der Hand. Auf welche Hürden sind Sie dennoch bei der Ausgründung gestoßen und wie haben Sie sie überwunden? 

 

Deutliche Hürden lagen im Besonderen im Erwartungsmanagement von potenziellen Investoren. Bei Pitch-Events teilten wir uns die Bühne z.B. mit Software-Projekten, die ihre Produkte am Markt testen können und nach kürzester Zeit Kunden vorweisen können. Im Medtech-Segment hingegen vergehen Jahre, bis ein Produkt auf dem hoch regulierten Markt kommt. Wir brauchen also Investoren, die die deutlich längeren Entwicklungszyklen mitgehen. Zum Glück wird uns die EU bei der ersten Finanzierungsrunde fördern, sodass wir die Entwicklungen konsequent weiterverfolgen können.

 

3. Sie haben im vergangenen Jahr einen Zuschuss in Höhe von 2,5 Mio. Euro sowie eine Beteiligung über 5,3 Mio. Euro über den EIC Accelerator – ein Programm des Europäische Innovationsrats – bekommen. Wofür setzen Sie diese Mittel ein?  

 

Wir werden die Fördermittel und das anschließend vermittelte Eigenkapital hauptsächlich für unsere klinischen Studien einsetzen. Diese sind der wichtigste nächste Schritt, um die Sicherheit und Effektivität unserer Produkte zu beweisen. Die Ergebnisse aus der Präklinik zeigen das große Potenzial der GrOwnValve-Technologie. Unser Ziel ist es, eine Herzklappe fürs Leben bereitstellen zu können, die jungen wie auch älteren Patientinnen langfristig hilft und eine neue Ära in der Behandlung von Herzklappenfehlern einläutet.

 

 

4. Wo werden die Herzklappen zukünftig produziert?  

 

Wir möchten gerne in Berlin bleiben und hier die Firma und unsere Produktion weiter aufbauen. Die Nähe zum Deutschen Herzzentrum Berlin und der Charité ist uns wichtig, da wir nach wie vor viel Kontakt mit den Kollegen aus der Klinik haben, um Feedback zu unseren Produkten einzuholen. Unter anderem ist die erste klinische Studie an der Charité und am Herzzentrum mit Beginn im Sommer dieses Jahres geplant.

 

Website: GrOwnValve