Interview mit Alexandra Knauer, Geschäftsführerin und Inhaberin des Berliner Herstellers für wissenschaftliche Messinstrumente Knauer

Anlässlich eines Besuches von Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht Alexandra Knauer über Innovationen und Entwicklungen in ihrem mittelständischen Familienunternehmen, das sie in zweiter Generation leitet. Knauer entwickelt und fertigt hochwertige Instrumente für Systeme und Komponenten der Flüssigkeitschromatografie.

 

Frau Knauer, Bundeskanzlerin Merkel war am 10. September bei Ihnen zu Besuch – wie war es?

Aufregend! Unglaublich! Was für eine Ehre! Es war eine große Überraschung und Freude, dass sie meine Einladung von Mitte August angenommen hat. Sie hat sich sehr für unsere neuen Systeme für die Herstellung von mRNA-Impfstoffen interessiert und wollte wissen, wie es kam, dass wir sie hier in Berlin entwickelt haben. Sie war auch sehr offen und interessiert daran, mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei Knauer zu sprechen. Wir hatten nur eine Woche Vorbereitungszeit und erstmals Besuch von einer Persönlichkeit mit allerhöchster Personenschutzstufe. Es haben sich sehr viele Presseleute akkreditieren lassen. Wir wollten einen möglichst guten Eindruck auf die Bundeskanzlerin machen. Sie sagte hinterher im Pressestatement, dass Knauer zu den Juwelen im Mittelstand gehöre und eine Perle sei. Sie dankte uns ausdrücklich für alles, was wir tun. Wir haben uns offenbar nicht nur gut präsentiert, sondern konnten sie begeistern. Das hat uns alle von Herzen gefreut.

Anlass für den Besuch war Ihr Produkt, das in der Corona-Pandemie zum Gelingen der Groß-Produktion von mRNA-Impfstoffen gegen das Corona-Virus beigetragen hat. Wie genau muss man sich diesen Beitrag vorstellen?

Als die Pandemie ausbrach, gab es bekanntlich keine Corona-Impfstoffe. Schon bald begann ein Wettbewerb zwischen Pharmafirmen, einen solchen Impfstoff zu entwickeln. mRNA-Impfstoffe waren allerdings nie zuvor zugelassen und auch nie zuvor in größeren Mengen produziert worden. Biontech hatte sich mit Pfizer zusammengetan. Es galt, für solche Firmen die Produktion für den Tag der Zulassung des Impfstoffes vorzubereiten. Wir wurden im Frühsommer 2020 kontaktiert, weil wir einen kleinen, patenten Mischer im Programm haben. Das war der Beginn einer Kooperation, die dazu führte, dass wir in intensiver Zusammenarbeit und extrem kurzer Zeit sogenannte Lipid-Nanopartikel-Anlagen gebaut haben. Hier kamen unsere Kernkompetenzen in der Hochdruckpumpen-Technologie und dem Sonderbau zum Tragen. Inzwischen wurden viele Millionen Impfstoffdosen hergestellt und verimpft. Jede Dosis Comirnaty ist in unseren Anlagen entstanden. Dort wird die sehr empfindliche mRNA in eine Lipidhülle eingekapselt. Erst dann kann sie wirksam verimpft werden.

Sie sind mit Innovationen in Ihrem Unternehmen immer „am Puls der Zeit“, sei es die Steuerung per Tablet, ein Produkt in der Corona-Pandemie, der Fokus auf Nachhaltigkeit, die Unterzeichnung der Charta der Vielfalt 2017, die Berechnung des „Equal Payday“ oder Ihr soziales Engagement. Wie entstehen diese Ideen und wie setzen Sie diese gemeinsam um?

Die Ideen haben viele Mütter und Väter bei uns. Knauer zeichnet sich auch dadurch aus, dass die Ideen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erwünscht sind und viele davon umgesetzt werden. Zudem machen sich natürlich auch Herr Losch und ich viele Gedanken. Er hat das richtige Team für die Impfstoff-Anlagen zusammengestellt und die Priorität festgelegt. Ich wollte zum Beispiel wissen, wie es denn bei Knauer mit dem Equal Pay steht und habe das Personalbüro rechnen lassen. Jede Firma sollte solch einen Faktencheck machen. Uns liegt besonders auch die Nachhaltigkeit, also der Umwelt- und Klimaschutz, am Herzen. Ende September partizipieren wir daher wieder an der Europäischen Nachhaltigkeitswoche und planen für jeden Wochentag Angebote und Workshops für unsere 160 Mitarbeitenden.

Ihr Familienunternehmen entwickelt sich seit vielen Jahren positiv. Sie haben bereits verschiedene Preise (Innovationspreis 2013, Victress Award 2018 etc.) erhalten – was ist Ihr Geheimnis?

 

Meine Eltern haben das Unternehmen viele Jahre geführt und geprägt. Ich habe damals viel von Ihnen gelernt und übernommen. Besonders wichtig sind Verlässlichkeit und Aufrichtigkeit. Ich bin sehr froh, ein tolles Team bei Knauer zu haben. Das Team ist das Geheimnis – viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brennen für ihre Themen und Aufgaben. Es macht mir Spaß, mit Herrn Losch zusammen das Schiff zu steuern. Wir messen uns gerne mit anderen Firmen, möchten die besten sein und lernen oft dazu, wenn wir uns an Wettbewerben beteiligen. Wir haben dieses Jahr Bewerbungen für den Innovationspreis Berlin Brandenburg und für den Großen Preis des Mittelstands abgegeben.

 

Sie haben das Unternehmertum schon in der Kindheit aufgesogen, als Ihre Eltern Knauer gegründet haben. Wie hat Sie das geprägt oder vorbereitet?

 

Meine Eltern haben sehr viel Zeit und Energie in den Aufbau des Unternehmens investiert. Wir vier Kinder hatten oft nicht viel von ihnen, daher stand „Unternehmerin werden“ nicht auf meiner Wunschliste. Ich war also recht frei und durfte zum Beispiel mit 17 Jahren ein Schuljahr in Kalifornien verbringen. Mir war klar, dass die Leitung eines Unternehmens mit viel persönlichem Einsatz verbunden und mitunter auch kein Zuckerschlecken ist. Mein BWL-Studium erwies sich später als vorteilhaft, als ich in das Unternehmen kam, um meine Eltern in einer Krisensituation zu unterstützen. Das liegt nun gut 25 Jahre zurück.

Liebe Frau Knauer, wir danken Ihnen für dieses Interview und für Ihr stetiges Engagement für das Cluster HealthCapital Berlin-Brandenburg. Sie bringen sich immer wieder aktiv ein und teilen Ihre Erfahrungen offen und selbstkritisch mit allen in Veranstaltungen, Ausschüssen und Netzwerken. Das ist nicht selbstverständlich – dafür vielen Dank! Wir wünschen Ihnen und Ihren Mitarbeitenden alles Gute und sind zuversichtlich, dass noch viele spannende News, neugierige Fragen und Erfahrungstipps von Ihnen kommen werden.