Interview | Dr. Charlotte Kopitz President, Head of Discovery Research Nuvisan & General Manager CRO Discovery ALS Pharma

Berliner Science CRO Nuvisan: Wissenschaftliche Auftragsforschung als Innovationsmotor für Berliner Start-ups

Der Life-Science-Standort Wedding blickt auf eine lange Tradition. 2020 übernahm Nuvisan, ein Forschungsauftragsunternehmen mit Hauptsitz in Neu-Ulm, hier einen Teil der Wirkstoffforschungsabteilung von Bayer. Seither hat sich das Unternehmen als gefragter Partner für Pharmafirmen und Start-ups etabliert, die entlang der gesamten Wertschöpfungskette in der Wirkstoffforschung und -entwicklung Unterstützung suchen. Im vergangenen Jahr wurde Nuvisan vom globalen Unternehmen ALS Limited übernommen und konnte dadurch seine Marktposition stärken. Wir haben mit Dr. Charlotte Kopitz, President, Head of Discovery Research Nuvisan & General Manager CRO Discovery ALS Pharma, über das Unternehmen und die jüngsten Veränderungen gesprochen. 

 


1. Was macht Ihr Unternehmen und warum kam Nuvisan nach Berlin? 

Nuvisan ist ein Auftragsforschungsunternehmen (Contract Research Organisation, CRO) und bietet Dienstleistungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette in der Wirkstoffforschung und -entwicklung an. Unser Kundenportfolio setzt sich aus Pharmafirmen sowie Biotechs und Start-ups zusammen, die wir von der Validierung von Therapietargets bis hin zur Charakterisierung und Entwicklung neuer Wirkstoffe begleiten. Wir sind eine „Science CRO“, weil wir auf wissenschaftliche Exzellenz und hochqualitative Services besonderen Wert legen. Bis Juli 2020 waren wir Teil der Bayer-Wirkstoffforschung am Standort Berlin, bevor wir von Nuvisan – mit Hauptsitz in Neu-Ulm und drei weiteren Standorten in Deutschland und Frankreich – übernommen wurden. Seitdem bringen wir unsere Berliner Expertise im Bereich der frühen Wirkstoffentwicklung in die Nuvisan-Gruppe ein.  


2. Was schätzen Sie am Standort Berlin?  

Berlin bietet ein einzigartiges Ökosystem für die pharmazeutische Industrie. Die Vielzahl an Instituten und Universitäten sowie die Aktivitäten von Berlin Partner schaffen hervorragende Netzwerkmöglichkeiten. Das zeigt sich besonders bei Veranstaltungen wie der BIONNALE, aber auch im alltäglichen Austausch mit relevanten Expert:innen oder Akteur:innen. Darüber hinaus ist Berlin ein Magnet für nationale und internationale Talente: die Stadt ist attraktiv, innovativ und offen für Neues. Das ist nicht nur für uns als Unternehmen wichtig, sondern macht Berlin auch für potenzielle Mitarbeitende besonders interessant.  


3. Nuvisan ist ein gefragter Ansprechpartner für Start-ups. Sie arbeiten mit Venture-Capital-Gesellschaften (VCs) und deren Portfolio-Unternehmen zusammen und veranstalten jährlich die Nuvisan Drug Discovery Innovation Challenge. Warum sollten Start-ups teilnehmen – und welche profitieren besonders? 

Wir arbeiten eng mit VCs und Start-ups zusammen. Viele junge Unternehmen verfügen, oft zu Beginn, nicht über die nötige Infrastruktur oder Expertise, um selbst erste Experimente durchzuführen. Oft ist dies aber notwendig, um Investor:innen zu gewinnen. In diesen Phasen unterstützen wir Start-ups gezielt und entwickeln gemeinsam individuelle Lösungen, um ihre Ziele zu erreichen. Unsere umfassende Pharmaexpertise und unser Netzwerk sind dabei ein großer Vorteil.  

Mit der Nuvisan Drug Discovery Innovation Challenge möchten wir Start-ups aus der Region und darüber hinaus mit VC-Geldgeber:innen zusammenbringen und den direkten Austausch fördern. Besonders interessant ist die Challenge für Start-ups aus dem Life-Science-Bereich, die innovative Projekte oder Ideen in der Wirkstoffentwicklung verfolgen und den Kontakt zu Expert:innen und Investor:innen suchen. Neben einer fachlichen Beratung durch unser Team erhalten die Gewinner:innen wertvolles Feedback und Sichtbarkeit bei potenziellen Geldgeber:innen, da die Auswahl gemeinsam mit VCs erfolgt. Im Mittelpunkt stehen der Austausch und die Möglichkeit, Impulse für den weiteren Weg zu erhalten – und bisher haben alle Teilnehmenden davon profitiert.  


4. Gut ein Jahr nach der Übernahme durch ALS – was hat sich für Nuvisan verändert? 

 Es hat sich einiges verändert. Zunächst erfolgte der Wechsel von Bayer zu Nuvisan – wir haben also unsere Arbeit am gleichen Standort fortgesetzt, aber nun Teil eines Forschungsauftragsunternehmen für externe Kund:innen anstatt einer großen Pharmafirma für die interne Forschung. Mit der vollständigen Übernahme durch ALS im vergangenen Jahr sind wir Teil eines global agierenden, börsennotierten Unternehmens aus Australien geworden. Das verschafft uns neue Möglichkeiten, uns als Science CRO noch stärker zu positionieren und von einem weltweiten Netzwerk zu profitieren. Die Zugehörigkeit zu ALS bringt zusätzliche Stabilität und eröffnet neue Entwicklungsperspektiven für unseren Berliner Standort. 


5. Was ist Ihnen persönlich an Ihrer Arbeit besonders wichtig?  

Als Standortleiterin Berlin und Head of Discovery Research Nuvisan verantworte ich ein Team von rund 400 Mitarbeitenden. Die Zusammenarbeit mit den Menschen hier ist für mich einer der wichtigsten Aspekte – gemeinsam Herausforderungen zu meistern und Lösungen zu finden, bereitet mir große Freude. Ich bin ausgebildete Biologin und werde es im Herzen immer bleiben. Wissenschaftliche Fragestellungen und Herausforderungen, die unsere Kund:innen an uns herantragen, faszinieren mich immer wieder. Die Möglichkeit, mit unserer Arbeit die Lebensumstände und -qualität von Patient:innen zu verbessern, ist für mich eine besondere Motivation. 


Weiterführende Links: 

 

Zur Person: Dr. Charlotte Kopitz ist promovierte Biologin mit langjähriger Erfahrung in der angewandten Forschung. Nach Stationen in der akademischen Forschung an der Freien Universität Berlin und der Technischen Universität München arbeitete sie als Postdoktorandin im Bereich experimentelle Onkologie am Klinikum Rechts der Isar. 2008 wechselte sie zu Bayer, wo sie ein In-vivo-Labor für Onkologieforschung leitete und sich auch als Beraterin für Inklusion und Vielfalt engagierte. 2019 übernahm sie die Verantwortung für die Pharmakologie am Innovation Campus Berlin und begleitete den Übergang zu Nuvisan. Seit 2020 ist sie als Executive Vice President und Leiterin der Therapeutischen Forschung bei Nuvisan tätig. Im Mai 2024 wurde sie zur Standortleiterin Berlin ernannt und verantwortet die CRO Discovery von Nuvisan innerhalb der ALS-Gruppe.