Implantierbare Herzmonitore (ICM) und Remote Monitoring können Ergebnisse für Patient*innen nach Myokardinfarkt verbessern, zeigt eine neue Studie

Präsentation auf dem ACC.22 legt dar, dass die frühzeitige Behandlung von NSTEMI-Hochrisikopatienten auf Basis der Ergebnisse kontinuierlichen Arrhythmie-Monitorings mit ICMs schwerwiegende unerwünschte kardiale Ereignisse (MACE) reduzieren kann

 

Die Endergebnisse der BIO|GUARD-MI-Studie zeigen in einer Untergruppenanalyse von Patient*innen mit Myokardinfarkt ohne ST-Strecken-Hebung (NSTEMI) eine Reduzierung von MACE um 31 Prozent. Bei der Analyse des primären Endpunkts wurde in der gesamten Patientenpopulation ein Trend zur MACE-Reduzierung in der ICM-Gruppe beobachtet, der jedoch keine statistische Signifikanz erreichte. Die Ergebnisse wurden durch den koordinierenden Prüfarzt Dr. Christian Jøns, Rigshospitalet Kopenhagen, in einer Late-Breaking Clinical Trial Session auf der 71. Jahrestagung des American College of Cardiology in Washington D.C. am 4. April präsentiert.

Die von BIOTRONIK gesponserte Studie wurde von Dr. Christian Jøns, Prof. Peter Søgaard und Prof. Poul Erik Bloch Thomsen, Universitätsklinikum Aalborg, sowie Prof. Steffen Behrens, Vivantes Humboldt-Klinikum, Berlin, geleitet. In die randomisierte, kontrollierte, prospektive, multizentrische, internationale Studie wurden im Untersuchungszeitraum August 2015 bis April 2020 insgesamt 802 Patient*innen an 60 Zentren in Europa, Australien und den Vereinigten Staaten aufgenommen. Der primäre kombinierte Studienendpunkt war die Zeit bis zum ersten MACE. Aufgenommen wurden Patient*innen nach einem Myokardinfarkt mit hohem Schlaganfallrisiko (CHA2DS2-VASc-Score ≥ 4 (bei Männern) oder ≥ 5 (bei Frauen)).

„Myokardinfarkt ist weltweit eine der häufigsten Todesursachen und Patient*innen haben ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende unerwünschte Ereignisse nach einem Herzinfarkt“, erklärt Dr. Christian Jøns, Rigshospitalet Kopenhagen, Dänemark. „Wir wussten, dass Herzrhythmusstörungen ein starker Prädiktor für unerwünschte Ergebnisse sind, aber sie bleiben bei konventionellen Nachsorgeverfahren häufig unbemerkt. BIO|GUARD-MI ist die erste Studie, mit der untersucht wurde, ob durch das Monitoring von Herzrhythmusstörungen mit ICMs über Home Monitoring und entsprechende Therapieanpassungen die klinischen Ergebnisse bei Patient*innen nach einem Myokardinfarkt verbessert werden können. Wir haben dabei allgemein anwendbare Verfahren unter Realbedingungen eingesetzt.“

Die kontinuierliche Überwachung zeigte nicht nur eine Reduzierung von schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen bei NSTEMI-Patient*innen, sondern auch eine hohe Arrhythmielast: Nach 2 Jahren war bei 67,3 % der Patient*innen aus der ICM-Gruppe eine erste Herzrhythmusstörung aufgetreten. Außerdem erhielten Patient*innen in der ICM-Gruppe nach der Arrhythmie-Detektion häufiger als die Kontrollgruppe eine leitliniengerechte Behandlung (39,4 % vs. 6,7 %).

„Der geringe Nutzen bei STEMI-Patient*innen hat uns alle überrascht, aber wir haben festgestellt, dass sie ein geringeres Risiko haben, später ein schwerwiegendes unerwünschtes Ereignis zu erleiden. Die höhere Wirksamkeit des Arrhythmie-Monitorings bei NSTEMI-Patient*innen scheint sich aus dem höheren Risiko zu ergeben“, sagte Prof. Peter Søgaard, Universitätsklinikum Aalborg, Dänemark. „Ein engmaschiges Remote-Monitoring von Patient*innen könnte sich als sehr nützlich erweisen, da diejenigen mit dem größten Risiko am stärksten profitieren.“

„Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus werden Herzinfarkt-Patient*innen trotz ihres hohen kardiovaskulären Risikos in der Regel in längeren Abständen von ihrem Hausarzt oder Kardiologen zur Nachsorge untersucht. Wir haben eine Technologie entwickelt, mit der sich die medizinische Notwendigkeit von Untersuchungen rechtzeitig erkennen lässt, so dass nicht allein der Follow-up-Kalender ausschlaggebend ist. Wir werden mit Spezialist*innen aus Klinik und Forschung sondieren, wie wir die Möglichkeiten der ICMs und des Home Monitorings nutzen können, um die Versorgung und Ergebnisse bei Patient*innen nach einem Myokardinfarkt zu verbessern, und wie sich die Erkenntnisse in die klinische Praxis und die Leitlinien überführen lassen“, ergänzte Dr. Klaus Contzen, Vice President Clinical Affairs, Center for Clinical Research, BIOTRONIK.