Im Portrait: BERLIN-CHEMIE: Aus Adlershof in die Welt

Der Arzneimittelhersteller BERLIN-CHEMIE trägt seinen Standort nicht nur im Namen, sondern auch in seiner DNA. Seit seiner Gründung vor 129 Jahren befindet sich das Unternehmen in Berlin und hat die wechselvolle Geschichte der Stadt geteilt. Seit Anfang der 1990er-Jahre gehört BERLIN-CHEMIE zur italienischen Menarini-Gruppe. Seit über 20 Jahren ist BERLIN-CHEMIE auf Wachstumskurs.

Arzneimittel aus Berlin-Adlershof in die Welt, dafür steht das Unternehmen BERLIN-CHEMIE. Das Unternehmen hat eine ähnlich bewegte Geschichte hinter sich wie die Stadt selbst. Heute unterhält BERLIN-CHEMIE zwei Standorte in Berlin, die Firmenzentrale in Adlershof und einen Standort zur Tablettenherstellung in Britz. Hinzu kommen ein Logistikzentrum im brandenburgischen Großbeeren sowie eine Produktionsstätte in Russland. Ungefähr1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt das Berliner Traditionsunternehmen in der Hauptstadt. Seit 1992 gehört BERLIN-CHEMIE zur italienischen Menarini-Gruppe und ist deren größter Einzelstandort weltweit.

Von Anfang an in Adlershof

Angefangen hat alles Ende des 19. Jahrhunderts auf dem heutigen Firmengelände in Adlershof. Gründer Johannes Kahlbaum beschäftige in seinem chemisch-pharmazeutischen Unternehmen „Kahlbaum Laborpräparate“ mehr als 250 Angestellte. Sie stellten hauptsächlich Chemikalien für Labore her, aber auch schon erste Arzneimittel. Der Erfolg des Unternehmens führte 1927 zur Fusion mit der im Wedding ansässigen Schering AG. Zehn Jahre darauf übernimmt Schering Kahlbaum komplett. Zu dieser Zeit beginnt auch die Verschiebung des Fokus der Produktion hinzu pharmazeutischen Produkten.

Chemie-Allrounder in der DDR

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird der Standort Adlershof von Schering gelöst, da er in der sowjetischen Zone liegt und die Schering AG ihren Sitz in der französischen Zone der Stadt hat. Aus dem Standort Adlershof wird ein volkseigener Betrieb, der ab 1956 unter dem Namen VEB Berlin-Chemie hauptsächlich den russischen Markt mit Pharmazeutika beliefert. Ab diesem Zeitpunkt ist der Namen auch Programm, denn als drittgrößtes Chemieunternehmen der DDR stellte BERLIN-CHEMIE nicht nur Medikamente her, sondern zum Beispiel auch Kunststoffe oder Pflanzenschutzmittel.

Alles neu

Mit der politischen Wende 1989 ändert sich auch fast alles bei BERLIN-CHEMIE. Bereits ein Jahr vor der Wiedervereinigung wird die BERLIN-CHEMIE AG gegründet und der Umbau des Unternehmens beginnt. Viele nicht rentable Teile werden geschlossen und der Fokus der Produktion geht wieder zurück auf den pharmazeutischen Bereich. Auch das Betriebsgelände schrumpft auf ein Drittel der ursprünglichen Fläche. Nach zwei Jahren unter Verwaltung der Treuhand übernimmt mit der Menarini-Gruppe das größte italienische Pharmaunternehmen BERLIN-CHEMIE. Damit sichern sich die Italiener einen Zugang zu den Märkten des ehemaligen Ostblocks bis nach Zentralasien. Noch heute ist BERLIN-CHEMIE innerhalb der Menarini-Gruppe für diese Märkte zuständig. Und das mit großem Erfolg. „Ende der 1990er-Jahre lagen wir bei unter 100 Millionen Euro Umsatz, heute setzen wir 18-mal so viel um“, sagt Dr. Reinhard Uppenkamp, Vorstandvorsitzender der BERLIN-CHEMIE AG.

Die größten Herausforderungen nach der Wende: die Anpassung des Unternehmens sowie die Etablierung eines ostdeutschen Pharmaunternehmens im gesamtdeutschen Markt. Heute produziert BERLIN-CHEMIE auch in großen Mengen für diesen Markt. Das Kerngeschäft liegt auf verschreibungspflichtigen Präparaten. Im Ausland sind rund 60 Prozent der BERLIN-CHEMIE Produkte ohne Rezept erhältlich.

Die Basis für den Erfolg ist die Hauptstadt. Der Standort Berlin ist nicht nur Teil der Identität des Unternehmens: „Wir finden hier auch die Infrastruktur, die wir brauchen“, sagt Dr. Reinhard Uppenkamp. Deshalb wurde der Standort Adlershof vor vier Jahren umfassend modernisiert. „Es wurden neue Labore installiert, bestehende Gebäude modernisiert und auch nicht ganz unwichtig: eine neue Kantine gebaut“, sagt Dr. Reinhard Uppenkamp.

Für die Zukunft stellen sich für BERLIN-CHEMIE schon aktuell Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung  und insbesondere der langfristige Einstieg in die Onkologie.