Gemeinsam die mechanischen Eigenschaften von Krebs entschlüsseln: Preisträgerin der Max-Planck-Humboldt-Medaille initiiert Projekt an der Charité

Die Preisträgerin der diesjährigen Max-Planck-Humboldt-Medaille, Dr. Kandice Tanner, wird ihr Preisgeld von 60.000 Euro nutzen, um ihre Erkenntnisse in der Arbeitsgruppe Elastografie von Prof. Ingolf Sack am Institut für Radiologie einzubringen und ein neues Projekt zu initiieren. Es soll die Erforschung mechanischer Tumoreigenschaften weiter vorantreiben und die Grundlage für neue bildgebende Diagnoseverfahren legen

 

Kandice Tanner und Ingolf Sack verfolgen dieselben Forschungsinteressen: Die Entschlüsselung der mechanischen Kenngrößen von Krebs. Während Kandice Tanner mikroskopisch kleine zelluläre Effekte misst, untersucht Ingolf Sack Patient:innen. Seit sie sich 2019 das erste Mal bei einer Konferenz in den USA getroffen haben, arbeiten sie gemeinsam an einer Brücke zwischen diesen beiden Arbeitsfeldern.

Mit ihrem Preisgeld will Dr. Tanner nun zusammen mit Ingolf Sack eine Pilotstudie zu den mechanischen Eigenschaften von Melanomen auf den Weg bringen. Dafür soll unter anderem das an der Charité entwickelte bildgebende Verfahren der Tomoelastografie angewendet werden. Mit diesem Verfahren, das auf Magnetresonanztomografie basiert, lassen sich die mechanischen Eigenschaften von Tumoren und umliegender Gewebe bestimmen – zum Beispiel wie steif das Krebsgewebe an einer bestimmten Stelle ist. Die Erkenntnisse aus der Pilotstudie sollen dann in weiteren Projekten auf andere Tumorerkrankungen angewendet werden.

Auszeichnung für neue Methoden zur Analyse von Krebszellen

Kandice Tanner arbeitet am amerikanischen Nationalen Krebsinstitut (National Cancer Institute). Für die Entwicklung von Methoden, um die biophysikalischen Eigenschaften von Krebszellen zu analysieren, wurde ihr am 29. November die mit 60.000 Euro dotierte Max-Planck-Humboldt-Medaille verliehen. Sie entdeckte anhand von 3D-Organoidmodellen eine neue Art von Zellmigration und zellerzeugenden Kräften, die mit der Bildung von Mikrogeweben und Tumoren verbunden sind. Dadurch wurde deutlich, dass Medikamente, die die biophysikalischen Eigenschaften von Zellen und Geweben beeinflussen, bei der Behandlung bösartiger Erkrankungen helfen könnten.

Darüber hinaus sind ihre Erkenntnisse für die personalisierte Medizin von Bedeutung, da manche Behandlungen in einem Organ wirksam sein können, in einem anderen jedoch weniger. Wenn es nun gelingt, die von Kandice Tanner entdeckten Tumorkräfte mit der von Ingolf Sack entwickelten Elastografie am Menschen sichtbar zu machen, steht der Krebsdiagnostik und Therapiekontrolle ein hochempfindliches bildgebendes Verfahren für den klinischen Einsatz zur Verfügung.