Erstes zertifiziertes Alterstraumatologisches Zentrum in Brandenburg

Bedingt durch den demografischen Wandel ändert sich die Altersstruktur der Bevölkerung in Deutschland und damit auch in Brandenburg in erheblichem Maße. Auch der Klinikalltag wird mehr und mehr von einem steigenden Anteil älterer und multimorbider Patienten beeinflusst. Diese Patientengruppe weist durch Stürze im häuslichen Umfeld besonders häufig Verletzungen der Wirbelsäule sowie an Armen, Beinen und Hüfte auf. Häufig leiden sie zudem an Begleiterkrankungen, die in der Behandlung berücksichtigt werden müssen. 

Mit der Kooperation zwischen der Immanuel Klinik Rüdersdorf und dem Evangelischen Krankenhaus Woltersdorf in einem gemeinsamen Zentrum für Alterstraumatologie gelingt es, ältere und hochaltrige Patienten von Beginn an interdisziplinär, also sowohl chirurgisch als auch geriatrisch, zu versorgen. Dabei stehen neben einer exzellenten medizinischen Versorgung insbesondere die Wiedererlangung der größtmöglichen Selbstständigkeit des Patienten und die Reintegration in dessen gewohntes soziales Umfeld im Mittelpunkt. Nach der chirurgischen Versorgung in der Immanuel Klinik Rüdersdorf entscheidet ein Team, bestehend aus Geriatern, Chirurgen, Pflegekräften, Therapeuten und Sozialdienst gemeinsam mit dem Patienten über die geeignete Weiterbehandlung. Oft ist anschließend eine frührehabilitative, geriatrische Therapie notwendig, die das Ev. Krankenhaus Woltersdorf als Fachklinik für Altersmedizin übernimmt. Es finden mehrmals wöchentlich Visiten und Konsile durch den Chirurgen der Immanuel Klinik Rüdersdorf statt. Der Patient wird somit über den gesamten Prozess der Akutbehandlung und Mobilisierung bis zur Entlassung in die Häuslichkeit von dem selben multiprofessionellen Team behandelt. 
  
„Wenn ein älterer Patient mit einem physischen Trauma in unser Haus kommt, ist es nicht nur wichtig, den Patienten so schnell wie möglich zu behandeln, sondern vor allem auch so schonend wie möglich. Dazu stehen uns modernste Operationsmaterialien und -methoden, wie z.B. minimal-invasive Operationstechniken, in hochmodernen Operationssälen zur Verfügung“, sagt Dr. med. Holger Kulse, Leiter des Bereichs Unfallchirurgie und Orthopädie an der Immanuel Klinik Rüdersdorf. „Aber im Endeffekt geht es bei uns vor allem darum, den Menschen als Ganzes zu sehen und ihn bestmöglich in seiner Heilung zu unterstützen.“ Dazu gibt es am atz® enge Kooperationen mit internen und externen Partnern, wie Radiologen, Anästhesisten, Sozialarbeitern und Rehabilitationskliniken. Am Woltersdorfer Krankenhaus setzt sich dieses Konzept fort: „Bei älteren Patienten ist es häufig so, dass neben der unfallchirurgischen Behandlung weitere Begleiterkrankungen berücksichtigt werden müssen. Daher greift die geriatrische Mitbehandlung bereits zum Zeitpunkt der Aufnahme des Patienten in der Immanuel Klinik Rüdersdorf und setzt sich über den gesamten Behandlungszeitraum fort. Dies vermeidet Komplikationen und erhöht deutlich die Patientenzufriedenheit“, erläutert Nadine Martin, Oberärztin im Evangelischen Krankenhauses Woltersdorf. „Für unsere gemeinsamen Patienten können wir somit ein auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmtes Therapiekonzept aus einer Hand anbieten.“ 
  
Gelebte Zusammenarbeit 
  
Im Alterstraumatologischen Zentrum der beiden brandenburgischen Kliniken werden betroffene Patienten somit fortan ganzheitlich und in allen Phasen der Erkrankung sowohl unter traumatologischen als auch geriatrischen Aspekten behandelt. Dazu wurde eine verzahnte und aufeinander abgestimmte Zusammenarbeit der medizinischen, pflegerischen und therapeutischen Spezialisten der Fachbereiche Unfallchirurgie auf der einen und Geriatrie auf der anderen Seite geschaffen. Regelmäßige gegenseitige Visiten sind ebenso Teil des Konzeptes, wie mehrfach wöchentliche Teamsitzungen. Im Mittelpunkt steht dabei die gegenseitige Ausrichtung der jeweiligen Arbeitsweisen auf die Erfordernisse einer optimalen Versorgung dieser besonderen Patientengruppe. 
  
Das atz®-Zertifikat 
  
Um den Bedürfnissen geriatrischer Traumapatienten gerecht zu werden, müssen unfallchirurgische  und geriatrische Fachabteilungen effizient zusammen arbeiten. Die Fachgesellschaft für Geriatrie (DGG), die Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG) und der Bundesverband Geriatrie (BVG) haben dazu einen Anforderungskatalog für Alterstraumatologische Zentren entwickelt. Dieser fordert beispielsweise eine fixierte atz-Vereinbarung zwischen den Fachbereichen, regelmäßige gegenseitige Visiten und mindestens eine unfallchirurgische-geriatrische Teamkonferenz pro Woche. 
  
Um diese Voraussetzungen zu erfüllen, war eine längere Planung nötig. „Die Planung des atz® in Rüdersdorf/Woltersdorf hat bereits 2016 begonnen“, erläutert Frank Oppermann, Leiter des Qualitätsmanagement der Rüdersdorfer Klinik. „Im Jahr 2017 haben beide Kliniken ein Kooperationsvertrag dazu unterschrieben. Darauf folgten umfangreiche Vorbereitungen für die Zertifizierung des atz, mit dem Ziel eine hochwertige, regelmäßige, nachhaltige und enge Zusammenarbeit zu gewährleisten. “ 
  
Das Alterstraumatologische Zentrum der Immanuel Klinik Rüdersdorf und des Evangelischen Krankenhauses Woltersdorf erfüllt alle geforderten strukturellen und qualitativen Voraussetzungen und erhält damit das beantragte Zertifikat. Es ist das erste von der BVG, DDG und DGGG zertifizierte Alterstraumatologische Zentrum in Brandenburg
  
Mehr Informationen zum Zertifikat erhalten Sie auf der Website des Bundesverbandes Geriatrie: http://www.bv-geriatrie.de/qualitaet/atz/leitgedanken.