Erste komplett roboterassistierte minimalinvasive Nierentransplantation an der Charité

Neue schonende OP-Methode reduziert Belastungen für Patient:innen

 

Erstmals ist an der Charité – Universitätsmedizin Berlin eine Niere bei einem Lebendspendenpaar mit Unterstützung eines OP-Roboters erfolgreich transplantiert worden. Die Transplantation ist eine der ersten, die in Deutschland komplett minimalinvasiv durchgeführt wurde. Für Patient:innen bedeutet das: weniger Schmerzen, geringere Komplikationsraten und schnellere Erholung.

Die Niere wurde dem Organempfänger von einem Team um Prof. Johann Pratschke und Prof. Robert Öllinger von der Chirurgischen Klinik der Charité mithilfe eines OP-Roboters minimalinvasiv – das heißt, mittels sogenannter Schlüssellochtechnik – eingesetzt. Die Niere, eine Spende der Ehefrau des Patienten, nahm ihre Funktion umgehend auf. Spenderin und Empfänger sind wohlauf und konnten die Klinik bereits nach kurzer Zeit verlassen.

Zwar war es auch bisher üblich, das Spenderorgan minimalinvasiv – mithilfe herkömmlicher Schlüssellochtechnik oder ebenfalls robotergestützt – zu entnehmen, jedoch wurde es klassisch über einen größeren Schnitt beim Empfänger eingesetzt. Nun gelang es, auch die Implantation  robotergestützt und minimalinvasiv durchzuführen. Ein Novum, das bisher nur in wenigen europäischen Zentren überhaupt möglich ist.

Präzise Technik – menschliche Expertise

Bei der Operation werden über eine Konsole feinste Instrumente und eine Kamera durch wenige kleine Hautschnitte in den Bauch eingeführt. Der Raum und die Gefäße für die neue Niere werden freigelegt. Anschließend wird die Spenderniere über einen kleinen Schnitt ins Becken eingebracht, die Gefäßverbindungen hergestellt und der Harnleiter mit der Blase verbunden.

Trotz Hightech behält allerdings auch bei dieser OP-Methode der Mensch jederzeit die Kontrolle: Der Roboter operiert nicht selbstständig. Er wird von einem erfahrenen Chirurgen an einer Steuerkonsole kontrolliert, der so feinste Bewegungen in das Operationsfeld überträgt. Die Kombination aus menschlichem Wissen, Fertigkeit, operativer Erfahrung  und technischer Präzision macht Eingriffe möglich, die bisher nicht umsetzbar waren.

Kleinere Schnitte, schnellere Erholung

Die Vorteile der roboterassistierten Transplantation sind sowohl für Spender:innen als auch für Empfänger:innen spürbar: Erfordert die konventionelle Nierentransplantation in der Regel einen größeren Bauchschnitt, verspricht die roboterassistierte Methode hingegen eine deutliche Reduzierung dieser Belastungen.

„Wir können damit eine Niere sehr schonend entnehmen und diese ebenfalls ohne großen Schnitt dem Empfänger einsetzen“, erklärt Johann Pratschke, Direktor der Chirurgischen Klinik der Charité. „In diesem Fall konnte die Spenderin bereits nach sieben Tagen und der Empfänger nach zehn Tagen aus dem Krankenhaus entlassen werden.“

Transplantationsergebnis überzeugt

Auch das Transplantationsergebnis selbst überzeugt: „Die Präzision, mit der Gefäßverbindungen und Harnleiteranschlüsse hergestellt werden können, ist unter der robotischen Sichtführung höher – das senkt das Risiko für Komplikationen“, erklärt Robert Öllinger.

„Wir sind froh, dass diese Technik nun auch in der Nierentransplantation Einzug gehalten hat – für uns ist das ein Quantensprung“, betont Klinikdirektor Johann Pratschke. „Unser Ziel ist es, die Belastung für unsere Patient:innen so gering wie möglich zu halten – mit maximalem medizinischen Nutzen.“

In Deutschland warten derzeit über 6.000 Menschen auf eine Spenderniere. Für viele bedeutet das eine jahrelange Dialysepflichtigkeit, oft über ein Jahrzehnt hinweg. Eine Lebendspende kann diesen Weg verkürzen – sie ist oft die einzige Möglichkeit, eine Transplantation noch vor Beginn der Dialyse zu erhalten. Die Charité ist in diesem Bereich Vorreiter: Mit knapp 100 Lebendspende-Nierentransplantationen im Jahr 2024 zählt sie zu den führenden Zentren in Europa.

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