Eine Branche in Bewegung: Herausforderungen und Reformen in der Pflege

Die gesellschaftlichen Herausforderungen und die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Pflege spiegeln sich auch in den Aktivitäten des Clusters Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg wider. Denn: Nach den Pflegestärkungsgesetzen (PSG I-III) der letzten Legislaturperiode, durch die u.a. mit dem neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff die bisherigen Pflegestufen durch Pflegegrade ersetzt worden sind, sollen nun weitere Pflegereformen und -gesetze die Branche stärken. Für die Umsetzung sind vor allem die Länder zuständig.

Das Augenmerk der aktuellen Reformvorhaben liegt auf dem Pflegeberufereformgesetz und dem gerade erst vom Bundestag beschlossenem Sofortprogramm Pflege. So löst das Pflegeberufereformgesetz ab Januar 2020 das Altenpflegegesetz und das Krankenpflegegesetz ab. Ziel soll es sein, die Ausbildung zur Pflegefachkraft zu modernisieren, attraktiver zu machen und den Berufsbereich der Pflege insgesamt aufzuwerten. Mit der dreijährigen, generalistischen beruflichen Ausbildung soll auch der Wechsel zwischen den einzelnen Pflegebereichen erleichtert werden. Die Umsetzung des Gesetzes ist Ländersache und daher müssen diese – vor allem die jeweiligen Pflegeschulen und Ausbildungseinrichtungen – rechtzeitig passende Strukturen schaffen.

Berlin und Brandenburg gehen mit Initiativen voran

Mit Unterstützung des Brandenburger Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie (MASGF) startet die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) das Projekt „Neu kreieren statt addieren“, das Schulen bei der Entwicklung der Lehrpläne vor dem Hintergrund pflegerischer, berufspädagogischer, pflegedidaktischer sowie gesellschaftlicher Anforderungen unterstützen soll (einen ausführlichen Bericht dazu lesen Sie hier).

Auch das Berliner Bündnis für Altenpflege, das von der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung (SenGPG) gefördert wird, konzentrierte sich in diesem Jahr bei seinen Aktivitäten auf die Reform der Pflegeberufe. Die Jahrestagung „Die Reform der Pflegeberufe – Gute Ausbildung gemeinsam gestalten!“ mit Vertretern aus Pflegeeinrichtungen, Pflegeschulen, Kliniken, Verwaltung, Gewerkschaften und Verbänden beleuchtete die Chancen und Risiken der Reform für Berlin.

Dieses Thema lag auch den rund 200 Auszubildenden und Studierenden aus den verschiedensten Gesundheitsberufen am Herzen, die auf Initiative und im Beisein der Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kolat am 16. November in Berlin zum Gesundheit-Berufe-Tag zusammenkamen. Unter dem Motto „Eure Meinung – Unsere Zukunft. Wir gestalten Gesundheitsberufe“ erarbeiteten sie gemeinsam mit Führungskräften aus dem Gesundheitswesen Konzepte und Lösungen für bessere Ausbildung und Arbeit in Gesundheitsberufen – zum Beispiel zu Ausbildungsbedingungen, Aufstiegschancen und Patientenversorgung.

Begleitet und unterstützt wurden diese Veranstaltungen durch das Cluster HealthCapital, in dem die Themen Pflege und Pflegeberufe handlungsfeldübergreifend einen hohen Stellenwert haben. Der Anfang des Jahres erschienene Länderübergreifenden Gesundheitsbericht 2017 „Wie gesund ist das Gesundheitswesen“ hat Aspekte der arbeitsplatzbezogenen Morbidität dieser Branche erörtert. Daraus resultierend wurde ein klarer Handlungsbedarf herausgestellt, insbesondere mit Blick auf das Betriebliche Gesundheitsmanagements in den Pflegeberufen. Dieser Erkenntnis Rechnung tragend, organisierte das Clustermanagement in Kooperation mit den Partnern des Gesundheitsberichts im Oktober 2018 eine Informationsveranstaltung „Betriebliches Gesundheitsmanagement in der Pflege“. Ab dem kommenden Jahr werden Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen verstärkt bei der Einführung und Umsetzung von BGM-Maßnahmen unterstützt. Das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz verpflichtet die Krankenkassen, zusätzlich mehr als 70 Millionen Euro jährlich speziell für Leistungen zur betrieblichen Gesundheitsförderung in diesen Einrichtungen bereitzustellen.

Assistenzsysteme für eine bessere Pflege

Welche Assistenzsysteme sind im Pflegealltag für alle Beteiligten wirklich eine Entlastung? Können durch diese Über-, Unter,-Fehlversorgung reduziert werden? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich das vom BMBF geförderte Forschungsprojekt Pflegepraxiszentrum Berlin. Es erforscht, testet und evaluiert innovative Assistenzsysteme in der sektorenübergreifenden pflegerischen Versorgung mit dem Fokus auf geriatrische Patienten. Umgesetzt wird das Projekt von dem Evangelischen Johannisstift in Spandau in Zusammenarbeit mit vielen weiteren Partnern, zu denen auch die Charité gehört.  

Dass technische Assistenzsysteme und Digitalisierungsprozesse bereits in der Pflegebranche angekommen sind, zeigte sich auch auf dem Deutschen Pflegetag im März dieses Jahres. Mit Unterstützung des Clusters präsentierten fünf Start-ups aus der Hauptstadtregion ihre innovativen Lösungen, um Pflegekräfte, pflegende Angehörige und Pflegebedürftige zu unterstützen und zu entlasten. Darunter auch das Berliner Unternehmen Töchter & Söhne, das mit seinen Online-Schulungen für pflegende Angehörige dieses Jahr mit dem vdek Zukunftspreis geehrt wurde. (mehr dazu erfahren Sie hier).