Chronischer Blutkrebs (CML): Wirkung der Therapie regelmäßig überprüfen

Neues Versorgungsprogramm für Berliner Krebspatienten

 

Krebspatienten, die bei der AOK Nordost versichert sind, können von einer zielgerichteten Krebstherapie profitieren. Der Schwerpunkt des gemeinsamen Versorgungsprogramms der AOK Nordost, der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin und des Verbandes der Internistischen Onkologen Berlin, ist die Biomarker-basierte Diagnose und Therapie bei Krebs. „Ziel ist es, für alle Patientinnen und Patienten eine Krebstherapie auszuwählen, die auf ihr individuelles Therapieziel abgestimmt ist.“, sagt Susanne Dolfen, Leiterin des Bereichs Ambulante Versorgung der AOK Nordost.

Frühzeitige Untersuchungen entscheidend für das Überleben

Wie wichtig Biomarker-Untersuchungen bei der Krebstherapie sind, zeigt das Beispiel Chronisch Myeloischen Leukämie, kurz CML, einer chronischen Blutkrebsform. Rund 1.200 Menschen erkranken jährlich in Deutschland an dieser bösartigen Erkrankung, die Blut und Knochenmark der Patienten schädigt. Auslöser ist in über 90 Prozent der Fälle eine genetische Veränderung im sogenannten Philadelphia-Chromosom. Entscheidend für das Überleben der Betroffenen sind frühzeitige molekulardiagnostische Untersuchungen. Sie sollten auch im Verlauf der Behandlung regelmäßig durchgeführt werden – denn in späteren Erkrankungsstadien können noch weitere Genveränderungen hinzukommen.

Mit Hilfe der Untersuchungen können diese neu auftretenden „Fehler“ im genetischen Bauplan der Leukämiezellen entdeckt werden. „Sie aufzuspüren ist enorm wichtig, denn diese Genveränderungen bestimmen den Krankheitsverlauf“, sagt Dr. med. Ingo Schwaner, Vorsitzender des Verbands der Internistischen Onkologen Berlin. Sogenannte Biomarker liefern dabei die Angriffspunkte für eine gezielte Therapie. Regelmäßige Tests geben auch Aufschluss darüber, ob die Behandlung wirkt.

Regelmäßige Biomarkertests geben Auskunft über Therapiewirkung

„CML-Patienten, die positiv auf ihre Behandlung ansprechen, haben eine gute Prognose – und dennoch ein Leben mit einer chronischen Krankheit vor sich“, verdeutlicht Schwaner. Um zu wissen, ob die Krebstherapie wirkt, führen Onkologen regelmäßige Kontrolluntersuchungen durch. Bei der hämatologischen Untersuchung werden die Blutwerte und die Milzgröße ermittelt. Aber erst der Biomarkertest gibt Auskunft darüber, ob die Anzahl der Leukämiezellen zurückgeht. Mediziner sprechen dann von einer Senkung der Tumorlast. Die Tumorlast ist dabei der untersuchte Biomarker. „Nur mit diesem Test kann exakt beurteilt werden, ob der Patient auf die Behandlung anspricht oder ob ein Krankheitsrückfall droht“, erläutert Schwaner den Stellenwert dieser molekulargenetischen Untersuchung.

Biomarker-Test sollte alle drei Monate durchgeführt werden

Der Biomarker-Test basiert auf der sehr empfindlichen Polymerase-Kettenreaktion (PCR)-Methode, die auch für die Covid-19 Diagnostik verwendet wird. Mit der PCR können im Knochenmark oder Blut des Patienten Leukämiezellen nachgewiesen und mengenmäßig bestimmt werden. Der Test soll – das empfehlen deutsche wie internationale Leitlinien – alle drei Monate durchgeführt werden. Und zwar so lange bis der Wert der Leukämiezellen bei 0,1 Prozent liegt.

Danach reicht es, wenn der PCR-Test mindestens alle drei bis sechs Monate durchgeführt wird. Wichtig dabei ist, dass dieser Test idealerweise immer im selben standardisierten Labor durchgeführt wird. „Nur so erhält man verlässliche und vergleichbare Ergebnisse“, sagt Schwaner. Die Anzahl der Leukämiezellen gibt auch Auskunft darüber, ob die angewandte Therapie wirkt. „Je nachdem wie die Testergebnisse ausfallen, weiß der behandelnde Onkologe, wie und ob er die Therapie anpassen muss“, erklärt Schwaner den Umgang mit den Testergebnissen. Auch ein etwaiger Rückfall lässt sich früher feststellen, ergänzt der Onkologe.

Versorgung von Krebspatienten verbessern

Das Versorgungsprogramm richtet sich an alle AOK Versicherte unabhängig von der Art ihrer Krebserkrankung. In Berlin leben etwa 90.000 Patienten, bei denen in den vergangenen zehn Jahren eine onkologische Erkrankung diagnostiziert wurde. Von ihnen wurden im Jahr 2016 mehr als 77.000 ambulant betreut, davon knapp 90 Prozent in onkologischen Schwerpunktpraxen.

Eine Übersicht der Krebsmediziner des Berufsverbandes der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen in Deutschland e. V. in Berlin finden Versicherte auf deren Homepage.