Charité-Projekt wird mit Gesundheitspreis Ideas for Impact ausgezeichnet - Versorgungsnetzwerk und digitale Tools unterstützen gesundheitliche Betreuung pflegebedürftiger Menschen

Der demografische Wandel stellt die Gesellschaft vor große Herausforderungen: Immer mehr ältere Menschen müssen von immer weniger Fachkräften medizinisch versorgt werden. Hier setzt das Projekt Stay@Home – Treat@Home unter der Leitung der Charité – Universitätsmedizin Berlin an. Das Projekt zielt darauf ab, durch ein eng aufeinander abgestimmtes, rund um die Uhr verfügbares Netzwerk aus dem ambulanten und stationären Bereich die Versorgung älterer Menschen zu verbessern. Dafür erhält das Projektteam den mit 100.000 Euro dotierten Gesundheitspreis Ideas for Impact. Die Auszeichnung wird vom Bosch Health Campus im Namen der Robert Bosch Stiftung heute Abend in Berlin verliehen.

 

Bei dem vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses geförderten Projekt arbeiten verschiedene Kooperationspartner zusammen, um die Gesundheitsversorgung Pflegebedürftiger noch sicherer und effizienter zu gestalten. Durch eine kontinuierliche Überwachung und Betreuung mit modernsten Technologien und Telemedizin ermöglicht das Projekt eine frühzeitige Intervention bei gesundheitlichen Problemen, bevor sie zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Krankenhausaufenthalte lassen sich so reduzieren.

Heute die Weichen für die Zukunft stellen

„Das Preisträgerprojekt ist wegweisend und zukunftsfähig. Das Konzept entlastet nicht nur unser medizinisches Versorgungssystem, sondern erhöht auch die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten“, sagt Prof. Mark Dominik Alscher, Geschäftsführer des Bosch Health Campus.

„Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung! Sie ist eine Bestätigung für unsere Arbeit und ein zusätzlicher Ansporn, die Bemühungen um eine verbesserte Gesundheitsversorgung weiter voranzutreiben. Die alternde Gesellschaft ist eine Herausforderung für die Medizin. Die Menschen werden älter und müssen medizinisch versorgt werden. Auf der anderen Seite haben wir zur Bewältigung der Arbeit immer weniger Fachkräfte zur Verfügung. Wir müssen heute die Weichen dafür stellen,“ erklären die beiden Projektleiter Prof. Rajan Somasundaram, Ärztlicher Leiter der Zentralen Notaufnahme am Campus Benjamin Franklin, und Prof. Nils Lahmann von der Klinik für Geriatrie und Altersmedizin der Charité.

Digitales Gesundheitstagebuch als Basis für alle Netzwerkpartner

Zentraler Bestandteil des Projekts ist ein digitales interaktives Gesundheitstagebuch, auf das Betreuungspersonen oder Angehörige von Personen, die zu Hause gepflegt werden, Zugriff erhalten. Dieses ermöglicht eine datenschutzkonforme Dokumentation von Gesundheitsdaten im häuslichen Umfeld. Es enthält unter anderem Medikationspläne, Allergien, aktuelle Diagnosen, aber auch Notfallkontaktdaten oder Patientenverfügungen.

Sowohl Ärztinnen und Ärzte als auch die Betreuungspersonen haben Zugriff auf das Gesundheitstagebuch. Ändert sich der Gesundheitszustand, kann der oder die Verantwortliche aktiv werden und die Hausarztpraxis darüber informieren. Für den Akutfall außerhalb der hausärztlichen Sprechzeiten gibt es Unterstützungsmöglichkeiten durch weitere Netzwerkpartner und eine telemedizinische Anbindung an die Notaufnahme der Charité. Wichtige medizinische Informationen stehen dann allen an der medizinischen Versorgung Beteiligten sofort digital zur Verfügung.

Ganzheitlicher, patientenzentrierter Ansatz

Die sechsköpfige Expertenjury, die das Projekt ausgewählt hat, lobte besonders die ganzheitliche Herangehensweise, die medizinische Expertise mit modernster Technologie und einem patientenzentrierten Ansatz kombiniert. Stay@Home – Treat@Home geht damit einen bedeutenden Schritt in der Entwicklung der medizinischen und pflegerischen Versorgung. Um das Projekt in die Breite zu tragen und Nachahmerinnen und Nachahmer zu finden, stellt der Bosch Health Campus für Transferleistungen weitere 80.000 Euro nach der Preisverleihung bereit.

Neben der Charité, vertreten durch die Zentrale Notaufnahme am Campus Benjamin Franklin und der Klinik für Geriatrie und Altersmedizin, sind als Konsortialpartner beteiligt: die Kassenärztliche Vereinigung Berlin, Johanniter-Unfall-Hilfe e. V, Malteser Hilfsdienst gGmbH, Dr. Irmgard Landgraf (projektbetreuende Hausärztin), bildau GmbH, HCMB – Institute for Health Care Systems Management Berlin eG., das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, GWQ Service Plus AG (Betriebs- und Innungskrankenkassen) sowie in Kürze auch die Techniker Krankenkasse. Das Projekt soll bis September 2026 laufen, die Interventionsphase startete im Oktober 2023.