x-cardiac – Künstliche Intelligenz erkennt Komplikationen bevor sie auftreten

Bei Patient:innen auf der Intensivstation werden zahlreiche Werte gemessen. Die KI-basierte Software von der x-cardiac GmbH berechnet mithilfe dieser Daten, ob schwere Komplikationen auftreten werden. Die Mediziner:innen können dann bereits eingreifen, bevor Schäden entstehen. Nach erfolgreicher Zulassung als Medizinprodukt, startet jetzt die Pilotphase für die Software.

 

Nach einer Herzoperation werden Patienten auf der Intensivstation an zahlreiche Geräte angeschlossen und jede Menge Daten gemessen. „Warum nicht diese Datenmasse nutzen, daraus lebenswichtige Schlüsse über den Zustand des Patienten ziehen und eingreifen, bevor es zu Komplikationen kommt?“, dachte sich 2014 der damals angehende Herzchirurg Alexander Meyer. Neun Jahre später hat Meyer, der inzwischen habilitiert und Chief Medical Information Officer am Deutschen Herz Zentrum Berlin (DHZB) ist, die Idee erfolgreich realisiert: Mit der von ihm gegründeten x-cardiac GmbH hat er die entsprechende Software entwickelt.

„Unsere Software xc-bleeding erkennt mithilfe von künstlicher Intelligenz die Muster von Nachblutungen oder Nierenversagen nach einer Herzoperation und schlägt schon Alarm, bevor schwere Komplikationen wie Organschäden überhaupt eintreten können“, erklärt Meyer, der x-cardiac als einer von zwei Geschäftsführern vorsteht.

Anonymisierte Daten von 50.000 Patient:innen

Die Software nutzt zum einen die anonymisierten Daten von knapp 50.000 Patient:innen und zum anderen die Daten des betreffenden Patienten. Die Informationen werden dann in Echtzeit analysiert und unter anderem auch Verläufe der Einzelwerte als Zeitreihen genutzt. „Das hilft auch einem Arzt, der ja nur punktuell bei einem Patienten ist und oft nur auf Symptome reagieren kann“, sagt Meyer. „Mit unserer Software kann er oder sie Entwicklungen rasch erkennen und frühzeitig eingreifen.“

Neben der Medizin fühlt sich Meyer auch in der Informatik daheim: Seine ersten Programme schrieb er als Siebenjähriger, nach der Schule absolvierte er eine Berufsausbildung zum Fachinformatiker, schwenkte dann aber doch auf Medizin um. Während seines Studiums und in den ersten Berufsjahren als Mediziner – unter anderem in Frankfurt – ließ ihn aber nie die Frage los, warum die Fülle an Patientendaten nicht extrahiert und besser genutzt wird.

Enorme Gründerstimmung in Berlin

In Berlin, wo Meyer seit 2015 am DHZB arbeitet, fand er dann offene Ohren für seine Idee. „Hier herrscht in diesem Bereich eine enorme Gründerstimmung und es gibt viele Fördermöglichkeiten“, sagt er. 2020 gründete der Mediziner dann mit Unterstützung des DHZB sowie des Berlin Institute of Health (BIH) und der Charité-Universitätsmedizin nach Jahren der Entwicklung und Tests die x-cardiac GmbH.

An Meyers Seite ist seit der Gründung Oliver Höppner als zweiter Geschäftsführer und Co-Founder mit an Bord. Der erfahrene Unternehmer beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit Life-Science-Unternehmen, hat mehrere Unternehmensgründungen begleitet und verfügt über ein großes Netzwerk in den Bereichen Finanzen, Investoren, Wissenschaft und Industrie.

Keine Probleme IT-Experten zu finden

„Berlin ist natürlich für eine solche Gründung eine super Basis“, sagt Höppner, „Da gibt es die Klinikdichte, das Herzzentrum und das Berlin Institute of Health zusammen mit der Charité auf der einen Seite, dazu kommen super Fördermöglichkeiten, etwa auch durch die Investitionsbank Berlin und IBB Ventures als Eigenkapitalgeber auf der wirtschaftlichen Seite.“ Wie Höppner weiter betont, sei Berlin auch ein guter Standort für IT. „Wir hatten in der Tat überhaupt keine Probleme, für unsere Entwicklungsabteilung gutes Personal zu finden“, pflichtet ihm Meyer bei.

Mittlerweile ist das x-cardiac-Team zu Neunt und x-c-bleeding nach erfolgreichen Tests in Intensivstationen des DHZB seit 2021 als Medizinprodukt zugelassen. Damit kann x-cardiac die Software jetzt in weiteren ausgewählten Herzzentren einsetzen und die Pilotphase einläuten. „Das Interesse der Kliniken an unserem Produkt ist sehr groß“, sagt Höpper und fügt schmunzelnd hinzu:  „Einige sagen, wir sollen die Software gleich da lassen.“

Zweites Medizinprodukt noch in diesem Jahr

Mit xc-bleeding sind für Meyer und Höppner die Möglichkeiten von KI in der Intensivmedizin noch längst nicht ausgeschöpft. „Wir wollen noch in der zweiten Jahreshälfte unser zweites Medizinprodukt, xc-renal-injury, fertig entwickelt haben, das dann gemeinsam mit xc-bleeding in unserer xc-Plattform integriert sein wird“, sagt Höppner. „Es sind auch viele weitere Anwendungen vorstellbar“, sagt Meyer, der Medizin und Informatik weiterhin auch wissenschaftlich verknüpft und 2020 von der Charité Universitätsmedizin Berlin zum Professor für Clinical Applications of AI and Data Science berufen wurde.

Nach Abschluss der Pilotphase möchte x-cardiac laut Höppner dann gemeinsam mit Distributoren das Medizinprodukt an Kliniken installieren. „Nur so können wir die Software letztendlich erfolgreich und flächendeckend auf dem Markt platzieren.“

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