Radiology as a Service – Klinische Bilder statt Geräte kaufen

Teure Geräte, schlechte Auslastung: ein Problem, das viele medizinische Leistungserbringer kennen. Denn große medizintechnische Geräte wie etwa MRT und CT sind neben einer teuren Anschaffung auch kostenintensiv im Unterhalt. Seit 2011 bietet das Unternehmen Medneo aus Berlin eine Lösung für dieses Problem. Es betreibt medizinische Großgeräte der bildgebenden Diagnostik, ob in Bestandsflächen im ambulanten oder stationären Bereich, in modularen Zentren oder mobil. So können medizinische Leistungserbringer ganz flexibel die benötigten Bilder einkaufen. Die drei Gründer bringen damit das Prinzip der Shareconomy in den Gesundheitsbereich.

Der Hauptstadtkongress für Medizin und Gesundheit ist eigentlich als Messe mit vielen Ausstellern, Vorträgen sowie Diskussionsrunden bekannt. Vitalchecks mit dem MRT sind da eher ungewöhnlich. Jedoch nicht bei diesem Mal im Mai, denn Medneo stellte eines seiner mobilen Diagnostikzentren vor, in dem man sich gleich einem Kardio-MRT Vitalcheck unterziehen konnte – durchgeführt durch das Deutsche Herzzentrum Berlin. Diesen Service der Bildakquisition bietet das Berliner Unternehmen in unterschiedlichen Formen medizinischen Leistungserbringern in ganz Deutschland und ausgewählten europäischen Ländern an.

Gründungsimpuls aus Berufserfahrung

Mit seinem Geschäftsmodell „Radiology as a Service“ schließt Medneo eine Lücke auf dem Radiologiemarkt. Den Anstoß für das Geschäftsmodell haben die drei Gründer Dr. Matthias Issing, Nicolas Weber und André Glardon in ihrem alten Job bekommen. Sie waren in der Medizintechnik-Industrie tätig und immer wieder mit einer bestimmten Frage der Kunden konfrontiert: Warum kann ich eigentlich nicht ganz variabel klinische Bilder als Basis für die Diagnostik einkaufen? Die Industrie wollte das nicht leisten. Dies gab den Gründungsimpuls für Medneo.

„Unser Vorbild ist unter anderem das Auto. Auch hier haben Sie ein teures Gut, das nicht immer wirklich ausgelastet ist, beim Carsharing, kaufen sie deshalb auch nur die Mobilität ein und nicht das gesamte Auto, um von A nach B zu gelangen“, sagt André Glardon, Mitgründer von Medneo und Geschäftsführer der medneo Deutschland GmbH. Medneo bietet komplett gemanagte Diagnostikplattformen an, bei denen medizinische Leistungserbringer Bilder einkaufen können. „Radiology as a Service“ nennt sich dieses Geschäftsmodell und reiht sich damit in die sogenannte Sharing Economy ein. Demnach müssen Nutzer teure Güter nicht mehr besitzen, sondern können deren Verfügbarkeit einkaufen.

In der Praxis heißt das, dass Medneo sich um alles rund um die Erstellung von klinischen Bildern auf Anforderung und Spezifikation von seinen Kunden kümmert. Dafür stellt das Unternehmen die gesamte Bauinfrastruktur, Einrichtung, Gerätetechnik, die IT-Technologie sowie das nicht ärztliche Personal. Die Kunden müssen sich dann die Geräte nicht mehr kaufen und selbst betreiben, dadurch verringern sich deren Kosten und sie können sich auf ihre Kernkompetenz – die Medizin – konzentrieren. „Durch die Trennung des radiologischen Workflows in ärztliche und nicht-ärztliche Bestandteile und durch die konsequente IT-gestützte Prozessoptimierung können wir standortübergreifend eine gleichbleibend hohe Prozess-, Bild- und Servicequalität sicherstellen“, sagt André Glardon.

Der Service von Medneo kann auf Basis von drei Infrastrukturvarianten in Anspruch genommen werden. Einmal durch Zentren in Bestandgebäuden, zum anderen in Modulargebäuden auf der Basis von Schiffscontainern. Neu ist die mobile Lösung: Dabei kommt das MRT dorthin, wo es benötigt wird, und fährt wieder, wenn es nicht mehr gebraucht wird.

Seit 2011 erfolgreich

Das Geschäftsmodell funktioniert. 2012 stand das erste MRT in Berlin, heute gibt es knapp 20 Diagnostikplattformen in Deutschland und der Schweiz. Bis zum Ende des Jahres werden es 30 sein. Außerdem wird es Medneo künftig auch in England geben.

In Berlin ist das Unternehmen bislang an drei Standorten vertreten; in Brandenburg betreibt das Unternehmen eine Diagnostikplattform auf dem Gelände des Ernst von BergmannKlinikums in Potsdam. Professor Alexander Huppertz, Facharzt für Diagnostische Radiologie in der Poliklinik des Ernst von Bergmann ist von dem Medneo-Ansatz überzeugt: „Die Zusammenarbeit funktioniert, weil sich beide Seiten auf die jeweiligen Kernkompetenzen fokussieren. Ein erfolgreicher Ansatz, der weitere medizinische Leistungserbringer in Deutschland und international überzeugen sollte.“

Berlin als Vorteil

Für Berlin als Standort sprachen viele Gründe. Hier sitzen viele Entscheider und Verbände; auch die meisten Gesundheitsveranstaltungen finden hier statt. Darüber hinaus sprach auch die internationale Ausrichtung von Medneo für Berlin als Unternehmenssitz, da es hier die meisten ausländischen Vertretungen gibt. „Hinzu kommt für uns die Standortförderung, wo wir unter anderem mit Berlin Partner und der Investitionsbank ein super Umfeld gefunden haben“, sagt André Glardon.