PORTRAIT: RECURA Kliniken – spezialisiert, zukunftsorientiert und doch familiär
„Natürlich müssen wir ordentlich wirtschaften“, sagt Lakotta, „aber es gibt bei uns einen Kompass, der nicht finanzgetrieben ist, und eine besondere soziale Kompetenz.“ Kerstin Drescher pflichtet ihm bei: „Die Patienten stehen im Mittelpunkt, das ist spürbar.“ Sie ist Chief Operating Officer (COO) bei den bridgeneers und damit eine der ersten im Familienunternehmen, die keine traditionell-deutsche Funktionsbezeichnung mehr trägt. Die RECURA Kliniken GmbH mit Hauptsitz in Beelitz-Heilstätten ist insbesondere im Fachbereich Neurologie etabliert, aber auch für ihre geriatrischen Einrichtungen und die spezialisierte Versorgung von Patienten mit Lungenerkrankungen bekannt.
Klares Profil und stabile Struktur
Wie kann ein Unternehmen, unter dessen Dach sich zehn GmbHs versammeln und das annähernd 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, den Geist und die Atmosphäre eines Familienunternehmens bewahren? „Wir haben ein besonderes Profil und sind mit unseren Einrichtungen fast ausschließlich hochspezialisiert – zum Beispiel eine der renommiertesten Parkinsonkliniken in Deutschland. Das schafft eine stabile Struktur“, erklärt Lakotta. Die großen Fallzahlen, die die Mediziner der RECURA aufgrund der Spezialisierung vorweisen können, erhöhen die Diagnosequalität – eine sichere Bank, wenn es darauf ankommt, für andere, weniger spezialisierte Kliniken und Ärzte. Dies fördere das klare Profil der RECURA. „Für die Patienten ist somit gut wahrnehmbar, was uns auszeichnet.“
Und noch etwas mag die familiäre Gründungsgeschichte der Kliniken bedingen: „Wir haben keine Zukaufmentalität“, sagt Lakotta. Das Wachstum sei Ergebnis der Strategie, selbst passende Erweiterungen zu etablieren. Eine weitere Klinik ist bereits in Planung: Derzeit laufen Gespräche mit einem befreundeten Unternehmen, um in Berlin eine neurologische Frührehabilitation aufzubauen. Eine solche Einrichtung sei beispielsweise wichtig für die Anschlussbehandlung von Schlaganfallgeschädigten nach der akuten Phase.
Sektorübergreifende Konzepte
Hier zeigt sich, dass die Einrichtungen der RECURA Hand in Hand arbeiten – was dem Konzept einer konsequenten Spezialisierung entspricht. Im Bereich der neurologischen Krankheitsbilder oder Lungenerkrankungen werden sehr schwer und chronisch kranke Menschen betreut. Sie brauchen nach dem Krankenhausaufenthalt teils jahrelange Begleitung und können in einigen Fällen nicht mehr in ihrem Zuhause wohnen. Darum kommen unter dem Dach der RECURA Reha-Einrichtungen und auch Versorgungsangebote wie Wohngruppen ins Spiel. „Wir haben überlegt, wie wir schwer kranken Menschen ein wohnliches Umfeld geben können, das gleichzeitig ihren medizinischen Bedürfnissen entspricht“, erläutert Geschäftsführer Lakotta das sektorübergreifende Konzept.
Um Patienten, wo nötig, umfassend begleiten zu können, nutzt die RECURA auch digitale Wege. Das kann besonders im ländlichen Raum wie in Brandenburg sehr nützlich sein – sofern die Internetverbindung stimmt. In 2017 begann in Zusammenarbeit mit der AOK Nordost und dem Fraunhofer Fokus Institut das Projekt „Telecura Parkinson“. Im Anschluss an einen stationären Aufenthalt können Parkinson-Patienten darin mittels regelmäßiger, videobasierter Therapiesitzungen mit dem bekannten Therapeutenteam Übungen machen. „Das soll die Behandlungserfolge verstetigen. Bislang wird es von den Patienten gut angenommen“, verweist COO Kerstin Drescher auf die ersten Erfahrungen des Projekts. Um fundierte Ergebnisse zu präsentieren, sei es indes noch zu früh.
bridgeneers – eine Brücke in den ersten Gesundheitsmarkt
Dem Digitalen wird die Zukunft gehören – ist es doch schon jetzt aus der Medizin nicht mehr wegzudenken. Um eine Brücke zwischen der „alten“ analogen und der „neuen“ digitalen Gesundheitswelt zu schlagen, hat die RECURA Kliniken GmbH unlängst die bridgeneers angekündigt, die offiziell am 1. April starten sollen. Offensichtlich ein wichtiger Schritt, denn laut Lakotta ist die Resonanz der Startups schon jetzt verblüffend. Ohnehin erlebe er in der Region Potsdam eine wachsende Gründerszene.
Die bridgeneers werden sich von anderen Inkubatoren oder thematisch ähnlichen Wettbewerbern im Gesundheitsmarkt durch zweierlei hervorheben: Zum einen steht hinter ihnen das Echtgeschäft der RECURA und mithin gibt es viele Möglichkeiten für die Startups, die eigene Geschäftsidee in der Praxis zu verorten. „Wenn jemand eine Idee hat, dann hat er Bedarf, diese auch in der Praxis auszuprobieren und sich mit Ärzten, Pflegern, Therapeuten und Patienten auszutauschen“, sagt Lakotta. Zum anderen bestehen insbesondere über ihn und Drescher, die beide zuvor auf der Seite der Krankenkassen gearbeitet haben, gute Kontakte zu den Kassen. Das ist wichtig, denn über besondere Versorgungsprogramme können gezielt Patienten erreicht und ihnen dann medizinische Neuerungen aus dem Leistungskatalog angeboten werden. So können Startups auch wirtschaftlich erfolgreich werden. „Wenn es gut läuft mit der Idee, stehen die Startups am Ende mit einem fertigen Produkt da und fragen sich, wie es nun weitergeht. Da sollten im Vorfeld auch die Sichtweisen und Bedarfe der Krankenkassen berücksichtigt werden“, erklärt Drescher.
Gemeinsamer Erfolg bedeutet Fortschritt für die Patienten
bridgeneers, ergänzt Lakotta, sei einer der langfristigen Ansätze der RECURA und füge sich gut ein in die Philosophie des Unternehmens. Startups, die gut zum Konzept passten, kämen insbesondere aus dem diagnostischen oder therapeutischen Bereich, weniger aus dem Service. Ziel ist es, neue Technologien auf dem Gesundheitsmarkt zu stärken. Ein gemeinsamer Erfolg der Startups und der kontakt- und erfahrungsreichen RECURA Kliniken GmbH aus Beelitz kann sich künftig für beide Seiten auszahlen. Profitieren dürften in der Folge dann aber insbesondere die Patienten.