Portrait | Berlin Center for Advanced Therapies (BeCAT) an der Charité

BeCAT – Hier wird die Therapie der Zukunft entwickelt
Am „Berlin Center for Advanced Therapies“ (BeCAT) der Charité wird seit 2018 die neue Arzneimittelklasse der Advanced Therapy Medicinal Products (ATMP) entwickelt. 2024 soll es in das neue Forschungsgebäude auf dem Charité Campus Virchow-Klinikum ziehen.

Bisher nicht heilbare Krankheiten zu behandeln, das hat sich das „Berlin Center for Advanced Therapies“ (BeCAT) der Charité zum Ziel gesetzt. Dafür wird in dem Zentrum die neue Arzneimittelklasse der Advanced Therapy Medicinal Products (ATMP) entwickelt, die aus lebenden Zellen, Gewebekompositionen oder Gen-Vektoren hervorgeht. Zunächst geht es um die Grundlagen- und Technologienforschung – mit dem Ziel einer klinischen Prüfung.

Zusammenarbeit mit „Der simulierte Mensch“
Noch befindet sich das BeCAT im Cranach Haus auf dem Charité Campus Virchow-Klinikum. Im kommenden Jahr soll jedoch der Umzug in ein neues Forschungsgebäude erfolgen. Dieses liegt auf dem neu erschlossenen nördlichen Teil des Campus in direkter Nachbarschaft zum Forschungszentrum „Der simulierte Mensch“ – dessen Forschungsgebäude sich ebenfalls noch im Aufbau befindet. Beide Zentren wollen fachlich eng miteinander kooperieren und sollen über einen unterirdischen Tunnel miteinander verbunden sein. Als Forschungsneubau wird das BeCAT mit Labor- und Reinraumnutzung sowie den zugehörigen Arbeitsplätzen auf zwei beziehungsweise drei Ebenen (Split Level) errichtet. „Der Bedarf neue Therapiekonzepte schnell in die klinische Prüfung zu bringen, ist hoch, aber es wird oft unterschätzt, dass dem ein hoher Anspruch an präklinischer Forschung und Entwicklung voraus geht. Das ist eine wesentliche Schnittstelle zwischen den beiden Einrichtungen“,sagt Prof. Dr. med. Petra Reinke, Gründungsdirektorin des BeCAT.

Gefördert wird das BeCAT mit 29,5 Millionen Euro anteilig durch den Bund und das Land Berlin im Rahmen des Programms für Forschungsbauten an Hochschulen. Aktiv geforscht, realisiert und publiziert wird im BeCAT schon seit 2018. Seither konnten zahlreiche Projekte umgesetzt werden, für die sich die Einwerbung insgesamt auf 25 Millionen Euro summieren – davon entfielen 10 Millionen Euro auf die Charité. Das interdisziplinäre BeCAT-Team ist derzeit an zahlreichen Initiativen und Netzwerken aktiv beteiligt – etwa an der Healthcare Transformation Academy oder dem EU-Projekt geneTIGA.

Transdisziplinäre Teams
Das neue Forschungsgebäude mit einer state-of-the-art modularen GMP-Laboreinheit („Good Manufacturing Practice“), wird künftig das Herzstück des Forschungszentrums sein und die Möglichkeit mit sich bringen, die Arbeit des BeCAT im großen Stil zu erweitern und zu intensivieren. Die dort arbeitenden Teams setzen sich aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit medizinischem, naturwissenschaftlichem, ingenieurtechnischem, biotechnologischem und regulatorischem Hintergrund zusammen. „Obwohl viele so eine Herangehensweise der Teambildung naheliegend und sinnvoll finden, ist die praktische Umsetzung ein zum Teil schwieriger (Lern-)Prozess. Das hat unter anderem auch damit zu tun, dass alle diese Bereiche eine sehr unterschiedliche Draufsicht auf ein und dieselbe Problemstellung haben. Hier eine gemeinsame „Sprache“ zu finden, ist ein zentrales Element der Teambildung.“

Die transdisziplinäre Zusammensetzung begründet sich in dem zentralen Forschungsgegenstand des BeCAT – den ATMP-basierten Therapiekonzepten – damit wird ein neuer Ansatz in der Behandlung verfolgt. In der Vergangenheit wurden Arzneimittel häufig dafür entwickelt, die Symptome einer Krankheit zu bekämpfen, nicht aber die eigentliche Ursache. Neuartige Therapien (Advanced Therapies) hingegen setzen nicht mehr auf synthetische Wirkstoffe, die Symptome lindern sollen, sondern auf biologische Arzneimittel zur Wiederherstellung der Gesundheit der Patientinnen und Patienten.“Das Indikationsspektrum, das durch eine Reihe von transdisziplinären Forschungs- und Entwicklungsgruppen bearbeitet wird, entwickelt sich in die Breite und ist aktuell konzentriert auf Blutkrebserkrankungen, auf immunologische und virusbedingte chronische Krankheitsentitäten. Wir sind auf allen drei Gebieten koordinierend in EU- und BMBF-Projekten erfolgreich tätig. Beispielhaft entwickeln wir T-Zelltherapiekonzepte, um die vom Patienten selektiv isolierten Immunzellen über virale oder non-virale Geneditierung spezifisch für immunglobulin-vermittelte Erkrankungen wie multiples Myelom, Lymphome, systemische Vaskulitiden oder IgA-Nephropathien zu machen. Des Weiteren arbeiten wir daran, diesen Immunzellen eine Resistenz gegenüber einem Immunsuppressiven Medikament zu verleihen, um immunsuppressive Kombinationstherapie langfristig reduzieren zu können. Das ist relevant für alle klinischen Transplantationssituationen und für eine Reihe von Autoimmunerkrankungen.“

Eine neue Arzneimittelklasse
Die in der Biomedizin entstehenden ATMP sind also eine neue Arzneimittelklasse für heilende Therapieansätze. Da sie oft auf die jeweilige Patientin oder den Patienten zugeschnitten sind, sind sie im Vergleich zu traditionellen Arzneimitteln komplexer in der Herstellung und Anwendung. ATMP umfassen Gentherapeutika, somatische Zelltherapeutika und biotechnologisch bearbeitete Gewebeprodukte, sogenannte „Tissue Engineered Products“. Sie enthalten oder bestehen meistens aus lebenden Zellen oder Gewebe, die biotechnologisch aufgearbeitet werden.

Aus diesen Zusammensetzungen und Zielen leiten sich auch Forschungs-Themenfelder des BeCAT ab:

  • Zellbasierte Produkte zur Förderung der endogenen Regeneration
  • Tissue Engineering und Kombinationsprodukte
  • Entwicklung zellbasierter Gentherapeutika zur Genreparatur
  • Entwicklung der gezielten Tumortherapie mit Immunzellen

Die Forschung in diesen Feldern soll neben der klinischen Prüfung neue Impulse für die Verbesserung der Produkte liefern. Dies wird durch einen, sich schrittweise wiederholenden Optimierungsprozess geschehen, dessen Basis die begleitende Biomarker-Forschung im gesamten Verlauf der Produktentwicklung und Produktanwendung bildet.

Das integrative Konzept der Forschung am BeCAT trägt bereits dazu bei, eine führende Rolle in nationalen und internationalen Forschungsnetzwerken zu spielen und soll dazu beitragen, diesen Anspruch weiter zu entwickeln und zu verstetigen. „Der Forschungsstandort Berlin hat in den letzten Jahren eine sehr dynamische Entwicklung genommen und es ist gelungen, eine Vielzahl herausragender komplementärer universitärer und außeruniversitärer Strukturen im ATMP-Bereich zu implementieren und zu vernetzen. Grundlagenforschung, Technologieentwicklung und klinische und regulatorische Expertise haben sich bereits stark miteinander vernetzt, damit die Umsetzung all dieses Wissens in innovative Therapiekonzepte möglich wird. Das wird sich auch in der Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Berlin niederschlagen.“

Weiterführende Links:

Das Forschungszentrum „Der simulierte Mensch“ (Si-M) https://www.healthcapital.de/news/artikel/im-portrait-das-forschungszentrum-der-simulierte-mensch-si-m/