Aktuelles Interview: Peter Albiez, Vorsitzender der Geschäftsführung von Pfizer Deutschland

Der studierte Biologe Peter Albiez startete seine Karriere bei Pfizer 1996 als Pharmaberater. Nach Führungspositionen im Vertrieb und Marketing übernahm er 2006 die Leitung der Vertriebsorganisation. 2009 wurde er zum Geschäftsführer und Leiter der Geschäftseinheit Primary Care ernannt. Im März 2015 übernahm er den Vorsitz der Geschäftsführung von Pfizer Deutschland. Zudem leitet er seit August 2016 die Geschäftseinheit Internal Medicine in Deutschland. Peter Albiez ist verheiratet und Vater zweier Töchter. Im Interview spricht er über den besonderen Spirit von Berlin, die Schlüsselrolle von Big Data und die Notwendigkeit, ein neues „Wir“ zu definieren.

Vor zehn Jahren ist Pfizer mit seinem deutschen Headquarter von Karlsruhe nach Berlin gezogen. Hat sich der Wechsel für Pfizer gelohnt? 

Ganz sicher. Wir wollten dorthin, wo die Musik spielt in Sachen Forschung, Entwicklung, Versorgung, Gesundheitspolitik – um uns einzubringen und von anderen zu lernen. Der Umzug hat uns verändert und den ohnehin anstehenden Wandel forciert. Wir haben uns als Unternehmen weiterentwickelt, sind vielfältiger, internationaler und agiler geworden. Wir sind heute in Berlin ein internationaler Standort, der sich auf Deutschland konzentriert, aber auch Heimat regionaler Teams ist. So wird zum Beispiel unsere Onkologie-Sparte von hier aus in mehr als 50 Ländern geleitet. Damit sind wir zu einem prominenten Punkt und wichtigen Standort auf der globalen Landkarte unseres Konzerns geworden. Berlin wird nicht nur in den USA mit einem besonderen Spirit verbunden. Fast täglich sind Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern bei uns zu Gast. Mit dieser Entwicklung bin ich sehr zufrieden. Wir haben hier in den vergangenen Jahren viele neue Perspektiven kennen und schätzen gelernt. Das hat uns bereichert.

Aber neue Perspektiven allein waren nicht der einzige Grund für den Umzug – oder?

Nein, entscheidend waren auch die kurzen Wege zur Spitzenforschung – ein Markenzeichen dieser Region. Es haben sich viele Anknüpfungspunkte zu renommierten Zentren wie der Charité oder auch dem Max-Delbrück-Zentrum ergeben. Berlin ist aber nicht nur eine wissenschaftliche Hochburg, sondern auch politisch und gesellschaftlich „the place to be“. Wir haben viele Kontakte intensiviert, führen Gespräche zur Zukunft des Gesundheitswesens und engagieren uns als „Unternehmensbürger“ sehr aktiv in der Stadt. 

Spielen auch Start-ups für Pfizer eine Rolle?

Unbedingt. Die Start-up-Landschaft in Berlin hat sich beeindruckend entwickelt. Die Stadt kann international absolut mithalten. Dieses Umfeld hat auch dazu geführt, dass wir als erster Standort innerhalb von Pfizer den sogenannten Healthcare Hub initiiert haben – eine Plattform für die Kooperation mit Start-ups. Inzwischen gibt es bei Pfizer zehn weitere Hubs nach dem Berliner Modell – darauf sind wir stolz. 

Die Unternehmenszentrale am Potsdamer Platz ist ein wichtiger Pfizer-Standort weltweit und gehört zu den größten in Europa. Wie viele Menschen arbeiten bei Pfizer in Berlin, mit welchen Aufgaben und Qualifikationen?

Zur Deutschlandzentrale in Berlin gehören knapp 1300 Mitarbeiter, von denen ungefähr die Hälfte im Außendienst tätig ist. Etwa 650 Mitarbeiter haben ihren Arbeitsplatz am Potsdamer Platz – darunter viele Mediziner, Biologen und Pharmazeuten. Das Aufgabengebiet ist sehr divers, weil wir von hier das gesamte Pfizer-Geschäft im deutschen Markt steuern. Abteilungen wie Recht, Personal, Marketing, Kommunikation, Arzneimittelsicherheit, Demand Management oder Zulassung sind vertreten. Wir sind als „Great Place to Work“ ausgezeichnet worden. Unsere Mitarbeiter liegen uns am Herzen. Es gibt Sportangebote, flexible Arbeitszeiten, Gestaltungsspielräume. Das kommt gut an. Unsere jährliche Mitarbeiterbefragung bestärkt mich in dieser Wahrnehmung. 

Im Cluster HealthCapital Berlin-Brandenburg sind Sie Botschafter für das Thema „Big Data für klinische Studien und Versorgungsforschung“. Was kann Big Data leisten?

Weniger Bedenken, mehr Mut nach vorne! Die Digitalisierung eröffnet ganz neue Chancen, Krankheiten zu erkennen und zu behandeln. Daten sind dafür heute der Schlüssel. Ihre sinnvolle Nutzung kann dabei helfen, neue Therapien zu finden oder bestehende weiter zu verbessern. Richtiger Mehrwert entsteht dann, wenn unterschiedlichste Patienten- und Versorgungsdaten verfügbar sind und ausgewertet werden können. So genannte Trust-Center könnten die Aufgabe übernehmen, die Daten zu verwalten und entsprechend der Wünsche der Patienten für die Forschung verfügbar zu machen. Mithilfe der Informationstechnik können wir die medizinische Forschung voranbringen und die Versorgung verbessern – das sind die großen Versprechen. Selbstverständlich muss dabei der Datenschutz gewährleistet sein. Wir alle haben einen unverzichtbaren Anspruch auf Persönlichkeitsschutz. Dies darf uns jedoch nicht den Blick auf die Zukunftschancen versperren. In der Medizin sind Daten ein Schatz für bessere Gesundheit. Die Digitalisierung kann und muss dem Menschen dienen, nicht umgekehrt. In diesem Sinne gilt es, mit Mut nach vorne zu gehen und die Zukunft der Digitalisierung in der Medizin für eine bessere Gesundheit zu gestalten.

Mit der Debattenplattform „Land der Gesundheit“ lädt Pfizer zum Dialog zu Themen wie Gesundheitskompetenz, Digitalisierung und Beteiligung ein. Warum gerade diese Themen? Was kann Ihr Unternehmen daraus mitnehmen?

Mit dem „Land der Gesundheit“ wollen wir einen Ort zur Verfügung stellen, an dem wichtige Zukunftsthemen rund um das Thema Gesundheit diskutiert werden, an dem man einen gemeinsamen Nenner, gemeinsame Anliegen finden kann. Wir brauchen ein neues „Wir“, das uns ermöglicht, die Komplexität und die notwendigen Anstrengungen gemeinsam zu meistern. Als Unternehmen möchten wir hier vorangehen.