Interview | Dr. Christian Matschke, Mitglied des Vorstands BERLIN-CHEMIE AG

Davon profitieren alle – Inklusion bei BERLIN-CHEMIE

 

Dr. Christian Matschke ist seit 25 Jahren in der Pharmabranche tätig und hat für unterschiedliche Unternehmen Werke geleitet – unter anderem in Indien und Polen. Seit 2014 ist der promovierte Pharmazeut Vorstandsmitglied der BERLIN-CHEMIE AG und verantwortlich für den Bereich Technical Operations des Unternehmens. Auf der diesjährigen Clusterkonferenz Gesundheitswirtschaft hat er die Inklusion bei BERLIN-CHEMIE vorgestellt. Wir haben mit ihm über das Thema gesprochen.

 

 

Herr Matschke, Sie haben im Rahmen der Clusterkonferenz Gesundheitswirtschaft Inklusion in Ihrem Unternehmen vorgestellt. Können Sie uns kurz beschreiben, wie Inklusion bei BERLIN-CHEMIE aussieht?

Seit 1978 gibt es bei uns die Geschützte Betriebsabteilung, dort arbeiten mehr als 30 Menschen mit geistigen und teilweise körperlichen Behinderungen. Sie sind vor allem mit sekundären Verpackungstätigkeiten betraut, d.h. dort werden beispielsweise Verpackungen, die unsere Maschinen nicht bestücken können, mit Verpackungsbeilagen versehen. Dabei werden sie von vier Sozialpädagogen begleitet. Doch das ist nur der operative Teil. Die Inklusion manifestiert sich in erster Linie darin, dass die Geschützte Betriebsabteilung vollständig wie jede andere Abteilung auch in das Unternehmen integriert ist und rechtliche Regelungen wie zum Beispiel der Tarifvertrag hier uneingeschränkt gelten. Ebenso sind die Kolleginnen und Kollegen ein fester Teil unserer Belegschaft, wir feiern gemeinsam auf Betriebsfesten und machen zusammen Pause.

Was raten Sie Unternehmen, die noch keine Erfahrungen mit Inklusion haben?

Zuerst will ich an dieser Stelle jedem Unternehmen – das vielleicht noch darüber nachdenkt Menschen mit einer Beeinträchtigung zu integrieren – sagen: es lohnt sich. Beispielsweise fordert die Integration von Menschen mit einer Behinderung ein Unternehmen gerade im Bereich Personalentwicklung auf eine andere Art und Weise als das sonst der Fall ist. Und man kann daraus viel mitnehmen. Das gilt auch für soziale Kompetenzen und den grundsätzlichen Umgang miteinander in der Belegschaft. Doch für Inklusion braucht es Mut. Mut gegebenenfalls Berührungsängste abzubauen, Fehler zu machen und sich mit alldem, was damit verbunden ist, auseinanderzusetzen. Zudem müssen sich die Verantwortlichen darüber im Klaren sein, dass solche Abteilungen beziehungsweise Menschen mit einer Behinderung in den meisten Fällen keinem zu großen Leistungsdruck ausgesetzt werden können und die Arbeit anders funktioniert. Auch ein Aspekt, aus dem sich viel lernen lässt.

Stoßen Sie beim Betreiben der „Geschützten Betriebsabteilung“ auf Hürden, und wenn ja, welche Lösungen wünschen Sie sich?

Auf Hürden in dem Sinne, dass uns gesetzliche Vorgaben daran hindern würden Dinge umzusetzen, sind wir noch nicht gestoßen. Eine Herausforderung ist es eher, dass es auch für unsere Geschützte Betriebsabteilung einen Fachkräftemangel gibt. Deshalb sind wir in den vergangenen Jahren verstärkt dazu übergegangen, dafür zu werben und mehr nach außen zu zeigen, was wir im Bereich Inklusion tun.

Wie profitieren Sie, das Unternehmen und die anderen Mitarbeitenden von der geschützten Abteilung?

Als Unternehmen profitieren wir von unserer Geschützen Betriebsabteilung wie von jeder anderen Abteilung auch, denn dort werden wichtige Arbeiten innerhalb des Produktionsprozesses erledigt. Durch diese Arbeit haben Menschen mit einer Behinderung hier die Möglichkeit, sich ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, indem sie ihr eigenes Geld verdienen. Auf diese Weise haben wir eine Win-Win-Situation: Als Unternehmen können wir den Menschen eine Chance geben und die Menschen können mit ihrer Arbeitskraft zu unserem Erfolg beitragen. Zudem bringt die Inklusion mehr Vielfalt in unseren Alltag und stärkt unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wie auch das Führungspersonal in den sozialen Kompetenzen. Beispielsweise durchlaufen unsere Auszubildenden eine Station in der Geschützten Betriebsabteilung, das bringt ihnen Erfahrungen, die über den Arbeitsalltag hinaus gehen und die sie in ihrer persönlichen Entwicklung weiterbringen.

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