Im Portrait | Das Forschungszentrum „Der simulierte Mensch“ (Si-M)

Es soll rund 140 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern modernste Forschungsräume bieten und eine Schnittstelle von Medizin und Ingenieurswissenschaften werden: das Forschungszentrum „Der simulierte Mensch“. Die Fertigstellung für den gemeinsamen Neubau von Charité und TU Berlin ist für Ende 2024 geplant.

     

     

    In Berlin entsteht ein weiteres Zentrum für Spitzenforschung in der Medizin. Der Neubau mit dem Namen „Der Simulierte Mensch“ (Si-M) soll nach der geplanten Fertigstellung Ende 2024 rund 140 Forschenden aus Wissenschaft und Klinik Räume für ihre wissenschaftliche Arbeit bieten. Der Name des Hauses lässt auch den Forschungsschwerpunkt erkennen: Interdisziplinäre Teams sollen die Erforschung physiologischer und pathologischer Mechanismen gezielt an menschlichen Zellen, Organmodellen und auch am Menschen selbst weiterentwickeln.

    „Völlig neue Möglichkeit der gemeinsamen Forschung“

    Besonders am Si-M ist, dass die künftigen Teams sowohl von der Technischen Universität Berlin als auch von der Charité – Universitätsmedizin Berlin stammen. Beide Einrichtungen werden das Forschungszentrum gemeinsam führen. „Es wird keine getrennten Räumlichkeiten für ausschließlich TU Berlin oder Charité geben, sodass die WissenschaftlerInnen in gemischten Laboren und Büros an gemeinsamen Projekten ohne Trennung arbeiten werden“, sagt Shirin Kadler, wissenschaftliche Koordinatorin beim Si-M. „Im Si-M wird so reales interdisziplinäres Arbeiten möglich sein.“

    Beantragt wurde der Bau des Si-M vor knapp fünf Jahren gemeinsam von Prof. Roland Lauster, Leiter des Fachgebiets Medizinische Biotechnologie an der TU Berlin, und Prof. Andreas Thiel, Leiter der Arbeitsgruppe Regenerative Immunologie und Altern an der Charité und dem Berlin Institut of Health. Nachdem der Wissenschaftsrat im April 2018 die Errichtung von Si-M in Berlin empfohlen hatte und ein Jahr später das Architekturbüro HDR die Ausschreibung gewann, wurde Ende 2020 der erste Spatenstich gesetzt.

    Seitdem wird an der Seestraße in Berlin-Wedding in der Nachbarschaft des Campus Virchow-Klinikum der Charité an dem fünfstöckigen Haus gebaut. Die veranschlagten Kosten von 34 Millionen Euro werden anteilig vom Bund und vom Land Berlin im Rahmen des Programms für Forschungsbauten an Hochschulen übernommen.

    Rund zwei Drittel der Fläche für Labore

    Von den rund 3.770 Quadratmetern Nutzfläche stehen zwei Drittel für die drei Laborebenen – ‚Subzellulär‘, ‚Zellulär‘, ‚Gewebe‘ zur Verfügung. „Hier treffen Forschende aus unterschiedlichsten Disziplinen der Charité und der TU Berlin direkt aufeinander“, erklärt Andreas Thiel, „Schon jetzt werden so im Forschungsraum Si-M Grenzen zwischen den unterschiedlichen Wissenschaftskulturen überwunden.“

    Auf diese Weise sollen mögliche neue Technologien wie 3D-Kultivierung, Multi-Organ-Chips, 3D-Bioprinting und neue multidimensionale Analysen von Zellen aus dem Blut oder auch in Gewebeproben in medizinisch nutzbare Verfahren und Anwendungen gebracht werden. Der Standort Berlin mit der Charité und der TU Berlin als treibenden Kräften ist hier Vorreiter.

    Laut Jennifer Rosowski, die als Charité-Mitarbeiterin und wissenschaftliche Koordinatorin ebenfalls zum Planungsteam von Si-M gehört, werden rund ein Drittel der Arbeitsplätze mit festen Gruppen belegt. „Diese Arbeitsgruppen sind führend in ihren Fachgebieten und unterstützen andere Si-M Arbeitsgruppen maßgeblich bei der Anwendung der oben genannten Schlüsseltechnologien im Haus“, sagt Rosowski. Die restlichen zwei Drittel werden befristet vergeben. „Diese über eingeworbene Drittmittel finanzierten Projekte stellen schon jetzt das Herzstück der Forschungsprogrammatik des Si-Ms dar. Es gehört zur Forschungsprogrammatik des Si-Ms, so vor allem jungen WissenschaftlerInnen die Möglichkeit zu geben, ihre Forschungsprojekte frei umzusetzen,“ so Rosowski.

    Erstes Symposium noch vor dem Einzug

    Noch bevor die ersten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in das Si-M einziehen, wird kooperativ an den vielen Studien und Projekten gearbeitet. So wurde etwa in Studien während der Corona-Epidemie untersucht, warum sich COVID-19 bei manchem Erkrankten zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung entwickeln kann und bei vielen nicht.

    Nach einem ersten online-Netzwerkevent im November 2022, dem Si-M Day, findet nun am 1. September im Amplifier Berlin das erste „Si-Mposium“ statt, das unter anderem von Berlin Partner unterstützt wird. Unter den eingeladenen Vortragenden befinden sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler renommierter Institutionen wie dem Erasmus MC in Rotterdam (Miao-Ping Chien), dem Roche-Institut für Humanbiologie in Basel (Nikolche Gjorevski) und dem King's College London (Joana Neves) auf dem Programm.

    Auch der Öffentlichkeit soll das Si-M zur Verfügung stehen. „Neben den drei genannten Laboretagen verfügt das zukünftige Gebäude über zwei zugangsoffene Etagen“, sagt Kadler. Gäste könnten hier zum Beispiel als Gastwissenschaftler tätig sein und Probanden werden hier an Studien teilnehmen können.  Es wird Informationsveranstaltungen zu gesellschaftlich relevanten Themen geben sowie Kunst- und Kulturveranstaltung. Die Öffentlichkeit ist eingeladen, sich mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auseinanderzusetzen und umgekehrt. Auch der spontane Besuch des Si-M sei möglich und wird attraktiv gestaltet werden – sodass sich die Öffentlichkeit immer darüber informieren kann, woran im Si-M gerade aktuell geforscht wird.

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