Im Porträt: XION: 30 Jahre Innovation in der Endoskopie

Endoskop bedeutet wörtlich: innen beobachten. In der Medizin hat die Endoskopie sowohl die Diagnostik als auch operative Eingriffe revolutioniert: Ärztinnen und Ärzten können innenliegende Organe betrachten, ohne den Patienten zu öffnen und Operationen können minimalinvasiv durchgeführt werden. Das Berliner Medizintechnikunternehmen XION hat sich hier auf Komplettlösungen im HNO-Bereich spezialisiert.

Ohne Corona hätten sicherlich mehrfach in großer Runde die Korken geknallt. Denn das Berliner Unternehmen XION hat in diesem Jahr Grund zu feiern. Seit 30 Jahren behauptet sich XION auf dem Markt für medizinische Endoskopie. Die Geschichte des Unternehmens ist geprägt von Wachstum, Innovationen, Fusionen, Ausgründungen und Übernahmen. „Wir sind heute Technologieführer in der Endoskopie des Stimmapparats und in allen renommierten Kliniken in Deutschland vertreten“, sagt XION-Geschäftsführer Helmut Laser. 

Start als Fünf-Mann-Betrieb
Die Unternehmensgeschichte von XION begann kurz nach der Wende als Helmut Laser 1991 mit Partnern die ETB Endoskopische Technik GmbH Berlin gründete. „In Berlin und Leipzig liegt sozusagen die Wiege der deutschen Endoskopie, hier gab und gibt es viel Wissen und gute Zulieferer“, sagt der studierte Ingenieur. „Wir sind als Fünf-Mann-Betrieb gestartet und haben uns in Räume eines ehemaligen Rechenzentrums eingemietet.“ Dort entwickelten und fertigten Laser und seine Kollegen Produkte für die minimalinvasive Chirurgie.

Neun Jahre später verschmolz dann ETB mit der Meditronic GmbH und einem Münchner Gesellschafter zur XION GmbH mit Sitz in Berlin. Das Unternehmen stellte fortan neben Endoskopen unter anderem auch Kamera- und Video-Stroboskopie-Systeme her. 2003 wurden der Geschäftsbereich flexible Video-Endoskopie sowie der Standort in München verkauft.

Seit 2019 gehört XION zum Henke-Sass, Wolf Konzern, einem mittelständigen OEM-Hersteller starrer Endoskope. OEM steht für „Original Equipment Manufacturer“ übersetzt bedeutet das: Originalausrüstungshersteller, und bezeichnet Firmen, die ihre Produkte nicht unter eigenem Namen verkaufen. HSW mit Sitz im baden-württembergischen Tuttlingen hat auch eine Berliner Geschichte. Die Deutsche Endoskopgesellschaft Sass, Wolf & Co, die 1961 Teil des Unternehmens wurde, war ein 1922 in Berlin gegründetes Unternehmen. „Wir sind aber als Tochter weiterhin eigenständig unterwegs“, betont Laser, der XION aktuell gemeinsam mit Björn Thomas führt. „Nach außen hin und am Produktportfolio hat sich nichts geändert.“

Fokussierung auf Anwendungen in der HNO
Seit vielen Jahren konzentriert sich XION auf den Bereich Hals-Nasen-Ohren, insbesondere auf die Stimmdiagnostik / Phoniatrie und hat hierfür ein Komplettangebot im Portfolio. So bieten die Berliner neben starren und flexiblen Endoskopen sowie Kameraprozessoren und OP-Instrumenten auch die dazugehörige Software an. Mit dieser Anwendungssoftware können die Ärzte etwa die Videos und Bilder aufzeichnen und Patienten zuordnen, Stimmparameter messen und Befunde erstellen und die Daten an die Krankenhaussoftware zurückspielen. „Wir haben mit diesem Paket unsere Nische gefunden“, sagt Laser zufrieden.

Aktuell sind bei XION 110 Mitarbeiter beschäftig. Die meisten Produkte stellt das Unternehmen selbst her. Optikentwicklung, Konstruktion, Elektronik- und Softwareentwicklung –alles findet im eigenen Haus statt. „So sind wir auch in der Lage, Dinge zu tun, die man nicht zukaufen kann“, sagt Laser. Mit einer etwa 30 Personen starken Entwicklungsabteilung investiert XION auch viel in Innovationen. „Somit sind wir auch technisch vorne mit dabei und halten auch eine ganze Reihe an Patenten an unseren Produkten.“

Lokale Produktion
Endfertigung aller XION-Produkte ist in Berlin. Teile wie Linsen oder lackierte Gehäuse kauft das Unternehmen zu –überwiegend von lokalen Partnern. „Viele unserer Zulieferer für Mechanik-, Elektronik- und Optikkomponenten liegen in und um Berlin“, sagt Laser. „Mit einigen arbeiten wir schon die vollen 30 Jahre zusammen. Das macht den Standort Berlin auch so attraktiv.“

Neben den Zulieferern sieht Laser zwei weitere Vorteile in der Metropolregion. Zum einen sei die Stadt nach wie vor sehr attraktiv für junge Arbeitskräfte. Auch wenn es durch die Konkurrenz von großen Unternehmen zunehmend schwieriger werde, Fachkräfte einzustellen, so sei die Situation trotzdem besser als in vielen anderen Regionen. Zum Zweiten schätzt Laser die sehr gute Klinikstruktur der Großstadt. „Wir sind mit allen Kliniken – etwa der Charité, dem UKB, den Vivantes-Kliniken oder den Sana-Häusern – gut vernetzt und in allen größeren auch mit unseren Produkten sowohl in den HNO-Ambulanzen als auch in den OPs vertreten“, sagt Laser. Dank der engen Zusammenarbeit mit den Anwendern kann XION seine Innovationen sehr praxisnah gestalten.

Derzeit liegt der Fokus etwa auf der Weiterentwicklung der endoskopischen Bildgebung. Damit bei Innovationen in der Kameratechnik aber nicht das gesamte endoskopische Gerät ausgetauscht werden muss, hat XION eine adaptive Kameraplattform entwickelt: Der adaptive, leistungsfähige Video-Prozessor konfiguriert sich automatisch über das jeweils angeschlossene Anwendungsteil und der Austausch dieser Komponente entfällt. Auch eine unabhängige Jury war überzeugt: Für die Entwicklung gewann XION 2016 den Innovationspreis Berlin Brandenburg.

 

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