Gemeinsamer Fachtag Berlin und Brandenburg Strukturmodell: Weniger Bürokratie in der Pflege

Zeitraubend: Viele Pflegekräfte klagen darüber, dass sie vor lauter Dokumentationspflichten kaum Zeit für die eigentliche Pflege haben. Um die Pflegedokumentation zu reduzieren und damit Pflegekräfte zu entlasten, wurde die bundesweite Strategie „Strukturmodell zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation“ entwickelt. Zahlreiche Pflegeeinrichtungen und ambulante Dienste wenden das Instrument schon an. Wie es flächendeckend etabliert und auch in die Pflegeausbildung verankert werden kann, ist heute Thema einer gemeinsamen Fachtagung der Länder Berlin und Brandenburg in Potsdam. Mit über 150 Teilnehmenden ist das Interesse sehr groß.

 

Berlins Pflegesenatorin Dilek Kolat erklärt zu dem Projekt: „Pflegerinnen und Pfleger haben in ihrem Beruf vielfältige Aufgaben, die sie zeitlich oft an ihre Grenzen bringen. Die wichtigste Aufgabe ist dabei aber der Kontakt und die Betreuung der pflegebedürftigen Menschen. Es muss das Ziel sein, dass diese gerade für die Pflegebedürftigen wichtige Zeit nicht durch Bürokratieaufgaben verkürzt wird. Deshalb begrüße ich die Einführung des neuen Modells und hoffe, dass es bald in allen Berliner und Brandenburger Pflegeheimen eingesetzt wird.“

Brandenburgs Gesundheitsministerin Susanna Karawanskij sagt zur Entbürokratisierung: „Die Pflegedokumentation ist eine wichtige Grundlage für eine bedarfsgerechte und sichere Pflege. Dokumentation ist aber kein Selbstzweck! In den vergangenen Jahren ist die Pflegedokumentation in vielen Einrichtungen regelrecht ausgeufert. Ein Grund dafür ist unter anderem die Angst, bei den Pflege-Qualitätsprüfungen sonst schlechter abzuschneiden. Wir sehen aber, dass es zu einer übermäßigen Belastung der Beschäftigten führt. Genau deshalb wollen wir die Dokumentation in der Pflege wieder auf das tatsächlich erforderliche Maß reduzieren. Gut ausgebildete Pflegekräfte sollen in erster Linie ausreichend Zeit für die zu pflegenden Menschen haben. Eine Entbürokratisierung wird die Pflegeberufe attraktiver machen und gleichzeitig entlasten.“

Hintergrund

Für die Entbürokratisierung der Pflegedokumentation wurde gemeinsam mit Expertinnen und Experten sowie Praktikerinnen und Praktiker das Strukturmodell entwickelt. Initiatorin dieser Strategie war Elisabeth Beikirch, die im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums von 2011 bis 2014 als „Ombudsfrau zur Entbürokratisierung in der Pflege“ tätig war. Nachdem sich das Strukturmodell in einem umfassenden Praxistest von September 2013 bis Januar 2014 bewährt hat, erfolgt seit Anfang 2015 unter der Schirmherrschaft des Bevollmächtigten der Bundesregierung für Pflege die bundesweite Einführung.

Mit dem Strukturmodell wird der Dokumentationsaufwand erheblich reduziert, ohne fachliche Qualitätsstandards zu vernachlässigen oder haftungsrechtliche Risiken aufzuwerfen. Es eignet sich sowohl für stationäre als auch für ambulante Pflegeeinrichtungen.

Alle maßgeblichen Akteure der Pflege auf Bundes- und Landesebene wirken an der Einführung mit: Einrichtungs- und Kostenträger, Pflegekassen, der Medizinische Dienst der Krankenversicherung, der Prüfdienst der Privaten Krankenversicherung, Pflegeberufsverbände sowie die Bundesländer.

Zur Begleitung der Implementierung des Modells sind in den Ländern Berlin und Brandenburg Kooperationsgremien eingerichtet worden. Der heutige Fachtag in Potsdam wird von den beiden Kooperationsgremien durchgeführt. Die Veranstaltung eröffneten Brandenburgs Gesundheitsstaatssekretär Andreas Büttner und Berlins Pflegestaatssekretärin Barbara König.

Mehr Informationen im Internet unter: www.ein-step.de