Gemeinsam mehr erreichen – Das Deutsche Zentrum für psychische Gesundheit

Professor Andreas Heinz leitet die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Charité im Campus Mitte. Der Neurobiologe, Psychiater und Philosoph beschäftigt sich in seiner Forschung Schwerpunktmäßig mit psychotischen und Abhängigkeitserkrankungen. In dem geplanten Deutschen Zentrum für psychische Gesundheit (DZPG) wird er Sprecher des Standortes Berlin-Brandenburg sein. Wir haben mit ihm über das Zentrum und dessen Bedeutung für die Hauptstadtregion gesprochen.

     

     

     

    In Deutschland wird ein Deutsches Zentrum für psychische Gesundheit (DZPG) aufgebaut, die Hauptstadtregion wird einer von sechs Standorten dieses Zentrums. Warum braucht es so ein Zentrum und was bedeutet es für die Region, Teil davon zu sein?

    Berlin wird zusammen mit Potsdam einer der sechs Standorte sein. Hier werden – wie an allen anderen Standorten – unterschiedliche wissenschaftliche Institutionen zusammen an Forschungsschwerpunkten arbeiten. Eine Kernaufgabe des DZPG wird es sein, die Daten unterschiedlicher Forschungsansätze miteinander vergleichbar zu machen. Genau dafür braucht es so ein Zentrum auch, denn derzeit gibt es viele gute Ansätze in Deutschland, sie sind aber oft isoliert voneinander. Das Besondere an dem Zentrum ist, dass hier erstmalig ganz systematisch Betroffene und Angehörige in alle Forschungsfragen und in die Forschungsgestaltung einbezogen werden. Dies ist in unserem Fachgebiet in Deutschland bisher so nicht üblich. Für die Region ist das Zentrum in Bezug auf die Psychologie und Psychiatrie schon dadurch wichtig. Und weil sich durch die Zusammenarbeit mit den anderen Standorten große Entwicklungspotenziale ergeben.

    Was bringt die Hauptstadtregion in das neue Zentrum ein und wo werden die inhaltlichen Schwerpunkte in der Region liegen?   

    Ein Punkt ist die gezielte Therapieforschung. Darüber hinaus gibt es hier in Berlin-Brandenburg eine starke Forschungstradition im Hinblick auf die Interaktion von psychischer und körperlicher Gesundheit, insbesondere im Hinblick auf Traumatisierungen im Kindes- und Jugendalter. Gerade was die Schnittstelle zur körperlichen Gesundheit anbelangt werden Berlin und Potsdam also viel in das Zentrum einbringen. Weiterhin haben wir hier intensive Forschung zu den Auswirkungen von Armut und Migration sowie zu den Folgen von Verstädterung. Das leitet sich aus den heterogenen Strukturen in der Region her, auch dies ist etwas, das der Standort ins DZPG einbringt.

    Wann wird das DZPG die Arbeit aufnehmen? 

    Das lässt sich so noch nicht in letzter Gewissheit sagen. Bisher sind wir noch im Bewerbungsverfahren und wissen, dass wir auf einem guten Weg sind. Wir hoffen, dass die finalen Schritte bis Ende dieses Jahres getan sind, und dass die Förderung ab Beginn des nächsten Jahres losgeht.

    Wird es auch für Akteure aus der Wirtschaft Möglichkeiten geben sich im Kontext des DZPG zu engagieren? 

    Ja, wir haben beispielsweise für den Standort Berlin-Potsdam ein internationales Beratungsgremium aus mehreren Beiräten eingerichtet, das in das Beratungsgremium des gesamten Zentrums mit weiteren Teilnehmenden übergegangen ist. In diesen Beiräten sind beispielsweise Start-ups vertreten, die im Bereich der psychischen Gesundheit arbeiten und auch größere Unternehmen. Eine der Aufgaben des DZPG – gerade hier am Standort Berlin-Brandenburg – wird auch darin liegen die deutliche Zeitverzögerung zwischen der Entwicklung von Interventionen im psychischen Bereich und deren praktischer Anwendung zu verkürzen. Digital gibt es zum Beispiel zahlreiche Apps für unterschiedliche Problematiken, aber nur wenige sind als Digitale Gesundheitsanwendungen beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte gelistet und selten weiß die Öffentlichkeit, ob sie empfohlen werden können oder worauf sie basieren. Dann gibt es auch wieder Akteure, die forschen intensiv an Lösungen, bringen sie aber nicht auf den Markt, weil ihnen die Übersetzung in die Praxis fehlt. Auch im Hinblick auf diese Aspekte soll das Zentrum zu Verbesserungen beitragen.

    Sie koordinieren das Vorhaben für die Region Berlin-Brandenburg. Was liegt Ihnen persönlich mit Blick auf den Start des DZPG besonders am Herzen?

    Wie bereits angesprochen ist es für den Start und die grundsätzliche Konzeption des Zentrums ein enormer Schritt, dass Betroffene und Angehörige in die Forschung eingebunden sind. Das wird das Zentrum in seiner Arbeit stark voranbringen, denn an jedem Standort gibt es einen Rat von Betroffenen und deren Angehörigen, der mit entscheidungsbefugt ist. Ich hoffe auch, dass die medizinische und psychologische Forschung in Deutschland durch das Zentrum sichtbarer wird und wir durch die erhöhte Vergleichbarkeit von Ergebnissen besser mit anderen Ländern zusammenarbeiten können.

     

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