East meets West: The Science Bridge

Charité-Neurowissenschaftler starten Initiative für Forschungsaustausch

Unter der Federführung von Neurowissenschaftlern der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben sich mehr als 200 Forscher aus aller Welt zusammengeschlossen, um den interkulturellen Wissensaustausch zu stärken. Zu den Unterstützern des Projektes „The Science Bridge“ zählen auch 29 Nobelpreisträger. Ziel der Initiative ist es, wissenschaftliche Fortschritte hinsichtlich des Verständnisses von Gehirnfunktionen durch Austausch zu beschleunigen und Behandlungsmöglichkeiten von Erkrankungen des Gehirns zu verbessern. Gleichzeitig sollen die Beziehungen zwischen unterschiedlichen Kulturen gefördert werden. Das aktuelle Vorhaben konzentriert sich auf Länder aus dem Westen und dem Mittleren Osten, wie die Forscher in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Neuron* beschreiben.

Während des „goldenen Zeitalters“ der mittelalterlichen arabischen und persischen Kulturen bestand ein reger und erfolgreicher Wissensaustausch. Die aktuelle Publikation unter der Mitwirkung von 122 Autoren aus 22 Ländern gibt hierüber zunächst einen Überblick. Denn dieses historische Modell von Toleranz und freiem Austausch im Mittleren Osten könnte eine Inspiration für zukünftige Vorhaben sein, die Kulturen von West und Nah-Ost sowie Süd-Asien in der Forschung zusammenführen. Prof. Dr. Mazahir T. Hasan, Neurowissenschaftler des Charité-Exzellenzclusters NeuroCure und Ikerbasque Professor am Achucarro Basque Center für Neurowissenschaften, Spanien ist Gründer der Initiative. Er betont: „Forscher, als Suchende nach Wahrheit, sind Botschafter, die die Welt auf wissenschaftlicher Ebene vereinen können, indem sie die kreative Kraft von Kulturen und internationalen Kooperationen nutzen und gemeinsam dazu beitragen, Krankheiten zu heilen.“

Das Projekt „The Science Bridge“ soll in zwei Schritten wirksam werden, wie die Autoren darlegen. Zunächst wird die Initiative wissenschaftliche Konferenzen, Austauschprogramme und gemeinsame Forschungsgelder organisieren, um Kooperationen in den Bereichen Neurowissenschaften und Medizin im Allgemeinen zu fördern. Im zweiten Schritt sollen so genannte Twin Institutes, also Partnerinstitute, aufgebaut werden, die sich gegenseitig ergänzende Forschungseinrichtungen darstellen und von denen eines in einem westlichen Land, das andere in einem nahöstlichen oder südasiatischen Land angesiedelt ist. Beide Institute werden so konstruiert, dass sie freien Austausch von wissenschaftlichen Ideen fördern. Nobelpreisträger Prof. Dr. Torsten Wiesel von der Rockefeller University in New York, USA sagt: „Forscher aus unterschiedlichen Kulturen und Nationen in den Twin Institutes, einem innovativen Konzept der Initiative ‚The Science Bridge’, könnten wichtige Beiträge sowohl in der Wissenschaft als auch in zwischenmenschlichen Beziehungen schaffen.“

Moderne Forschung beruht auf Vernunft und Logik. Wissenschaftliches Denken könnte daher auch in der Lage sein, Ideen wie Fundamentalismus, exzessivem Nationalismus oder Zensur entgegenzuwirken, hoffen die Gründer der Initiative. „Die Wissenschaft ist der Menschlichkeit stark verbunden und hat als solche die besten Voraussetzungen, Menschen in der Welt zusammenzubringen“, sagt Dr. Philipp Boehm-Sturm, Neurowissenschaftler an der Charité und aktives Mitglied von „The Science Bridge“. Die Resultate wissenschaftlicher Forschung sind in der Regel mit positiven Effekten für eine Gesellschaft verbunden. Innovationen in Forschung und Technik führen dabei oft direkt zu mehr Wohlstand und besserer Gesundheit. Auf modernen globalen Märkten brauchen Länder daher Kreativität im Forschungssektor um wettbewerbsfähig zu sein und zu bleiben. Kooperationen vor unterschiedlichen Hintergründen können auf diesem Weg positive Entwicklungen fördern und jedermann zuträglich sein, so die Vision von „The Science Bridge“. Im Zuge des geplanten Forschungsaustausches sollen die Öffentlichkeit beständig einbezogen und die Resultate der Arbeiten direkt kommuniziert und diskutiert werden.