Im Porträt: Das DUCAH – digitale Innovationen für ein gutes Leben bis ins hohe Alter

Mit dem Digital Urban Center for Aging and Health (DUCAH) entsteht in Berlin ein einzigartiger Verbund, der digitale Innovationen im Gesundheitswesen vorantreiben möchte. Die Liste der Mitglieder des Netzwerks ist bereits lang: Neben Unternehmen aus der Pflegewirtschaft, der Medizintechnik und der Versicherungswirtschaft, sind Immobiliengesellschaften, Technologieentwickler, Banken und Wissenschaftseinrichtungen mit an Bord. Das Ziel: Gemeinsam gesundheitsförderliche Quartiere (weiter) zu entwickeln, in denen Menschen mithilfe von digitalen Innovationen in Würde und möglichst selbstbestimmt altern können.

 

Wie lassen sich digitale Innovationen im Gesundheitswesen so gestalten, dass sie nicht scheitern? Wie kann Gesundheitsversorgung in „Smart Cities“ aussehen? Auf welche Weise kann Datenschutz sichergestellt werden? Und ist „empatische Robotik“ möglich? Mit Fragen wie diesen beschäftigt sich seit knapp einem Jahr das Netzwerk DUCAH. Das DUCAH ist eine Initiative der Stiftung Internet und Gesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) und dem Einstein Center Digital Future (ECDF).

„Viele Fragen zum Thema Digitalisierung, Urbanisierung und Gesundheit lassen sich nicht nur von einer Perspektive aus – etwa der wissenschaftlichen – betrachten“, sagt Annika Ulich, wissenschaftliche Koordinatorin im DUCAH. „Daher war es uns wichtig, in unserem Netzwerk möglichst viele Akteure an einen Tisch zu bringen. Unsere Mitglieder sind aus der Pflegewirtschaft, der Medizintechnik, der Technologie- und KI-Entwicklung, dem Bereich Finanzierung und Versicherung sowie aus dem Immobiliensektor und der Quartiersentwicklung.“ Beispielsweise ist die Diakonie Deutschland, die Telekom und die Evangelische Bank mit dabei.

Organisieren will sich  DUCAH nicht nur als Initiative der Stiftung für Internet und Gesellschaft, sondern sich künftig als Genossenschaft organisieren. „Das hat unter anderem damit zu tun, dass wir die Mitsprache der Mitglieder sichern und maximal transparent arbeiten wollen“, erklärt Prof. Dr. Dr. Thomas Schildhauer, Gründungs-Initiator von DUCAH und Vorstand der Stiftung Internet und Gesellschaft.

Forschung direkt am Ort des Geschehens

Die Mitglieder bringen nicht nur unterschiedliche Perspektiven, Voraussetzungen und Standpunkte zur Digitalisierung im Gesundheitsbereich mit, sondern können durch das große Netzwerk auch direkt am Ort des Geschehens forschen: Etwa in Stadt- und Pflegequartieren oder in Krankenhäusern. „Wir beschäftigen uns beispielsweise mit der Frage, wie Smartwatches bei Menschen mit sogenannter Hinlauftendenz eingesetzt werden können. Dabei geht es um Patient:innen – etwa Demenzkranke – die scheinbar ziel- und planlos umherlaufen. Wenn sie einen bestimmten Kreis verlassen, schlägt die Smartwatch an. Die damit aufkommenden Frage der Datensouverenität kann im Netzwerk bearbeitet werden“, sagt Ulich.

Acht Impulsteams wurden gebildet

Um die Forschungsfragen zu bearbeiten, haben sich bei der DUCAH-Gründung acht Impulsteams mit 5 bis 15 Teilnehmenden gebildet. „Es war uns wichtig, dass diese Teams intersektoral, multidisziplinar und interindustriell zusammengesetzt sind“, sagt die Koordinatorin. „Die Teams schauen sich jeweils verschiedene Probleme und Themen im Gesundheitswesen an und wie die Digitalisierung helfen kann.“ Zu den zentralen Aufgaben zählt beispielsweise auch die Unterstützung der Pflegekräfte vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels, etwa durch eine Quartiersplattform. Aber natürlich auch die Steigerung der Lebensqualität der Bewohner in Quartieren zum Beispiel durch Videotelefonie, damit sie nicht vereinsamen. Auch das Thema Datenspenden für Forschungszwecke in der Medizin rückt immer mehr in den Fokus.

Start-ups gefragt

Einige der Projekte, wie die Untersuchungen zur Smartwatch oder die Entwicklung eines Sturzradars, werden direkt in den Pflegeeinrichtungen erprobt – „DUCAH-Lernquartiere“ werden diese Einrichtungen von DUCAH genannt. Bezeichnet wird damit eine Real-Labor-Umgebung, in der gemeinsam mit allen Interessensgruppen sowohl Prototypen getestet, als auch vergleichende Analysen durchgeführt werden. Auch Start-ups können sich beim DUCAH melden. „Ab einem gewissen Reifegrad können sie in unsere Strukturen integriert werden und bekommen Zugriff auf unsere Lernquartiere“, sagt Annika Ulich.

Erste Impulsteams suchen neue Themen

Ein knappes Jahr nach der Gründung wurde laut Ulich schon einiges erreicht: „Erste Impulsteams haben bereits konkrete Ergebnisse vorlegen können – dazu zählt beispielsweise die Entwicklung eines Quartiersconcierges. Hier sollen nun neue Probleme und Themen aufgegriffen und bearbeitet werden“, sagt sie. „Nachdem wir im vergangenen Jahr Schwerpunktthemen und Formate für das DUCAH identifiziert haben, werden wir nun verstärkt in die Quartiere reingehen, um die Ideen ins Feld zu tragen und die Forschung mit neuen Technologien zu verbinden.“ 

 

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