Start me up! Viel Bewegung in der Gründerszene der Hauptstadtregion

Die Digitalisierung in der Gesundheitswirtschaft schreitet voran – das beweisen auch diese aktuellen Erfolgsmeldungen aus der Hauptstadtregion: Das Medizintechnik-Startup DiaMonTech konnte seine Finanzierung auf rund fünf Millionen Euro erhöhen. Als eines von sechs Startups wurde Zencorlabs aus dem brandenburgischen Werder (Havel) in das Accelerator-Programm „Grants4Apps“ von Bayer aufgenommen. Selfapy, das Online-Psychotherapien anbietet, setzte sich beim Gründer-Wettbewerb „SevenVentures Pitch Day“ des Investment-Arms der ProSiebenSat.1-Gruppe durch. Und Heartbeat Labs, eine Startup-Plattform für digitale Gesundheit, hat u.a. in das Berliner Unternehmen Caresyntax investiert, das BigData-Systeme für OP-Teams entwickelt und vertreibt.

Das 2015 gegründete Berliner Medizintechnik-Startup DiaMonTech (kurz für: Diabetes Monitoring Technologie) hat in einer zweiten Finanzierungsrunde fünf Millionen Euro eingesammelt. Die Finanzierung soll die Entwicklung eines nicht-invasiven Blutzuckermessgeräts vorantreiben. Dieses Gerät kann den Blutzuckerspiegel eines Menschen schmerzfrei ohne Stechen und Blutstropfen mit Hilfe eines patentierten, optischen Verfahrens bestimmen. Für diese Methode war das Unternehmen 2017 mit dem BILANZ-Gründerpreis „Start me up!“ als innovativstes Jungunternehmen Deutschlands ausgezeichnet worden. Zu den Investoren gehören die IBB Beteiligungsgesellschaft mit dem VC Fonds Technologie Berlin, der japanische Elektronikkonzern Macnica und der chinesische Risikokapitalgeber Jindong Capital, was das internationale Interesse an dieser einzigartigen Technologie unterstreicht.

„Wir freuen uns, dass wir lokale und internationale Schwergewichte der Investorenszene für unsere Lösung begeistern konnten. Das Wissen und die Netzwerke dieser erfahrenen Investoren sind für uns unbezahlbar”, sagte Thorsten Lubinski, Gründer und Geschäftsführer der DiaMonTech GmbH. Mit dem frischen Kapital wollen die derzeit sieben Mitarbeiter ihr Ziel verwirklichen, Ende 2019 ein Gerät für den Endanwender herauszubringen. „Berlin ist die StartUp-Hauptstadt in Deutschland und die beste Umgebung für ein MedTech Startup, welches weltweit aktiv und erfolgreich sein will. Mit der IBB haben wir einen sehr gut vernetzten Investor mit hohen Ansprüchen gewinnen können, der uns helfen wird unseren Standort hier in Berlin zu stärken und auszubauen“, ergänzt Lubinski.

Bayer unterstützt Zencorlabs aus Werder

Auch der Pharmakonzern Bayer investiert in digitale Gesundheits-Startups, um Innovationen voranzutreiben und sie für die gesamte Wertschöpfungskette im Pharmabereich zu nutzen. Kern der Zusammenarbeit ist das 2013 gestartete Accelerator-Programm Grants4Apps (G4A) – ursprünglich ging es darum, die App-Entwicklung im Gesundheitsbereich zu fördern. Inzwischen sieht die Förderung so aus: Bayer stellt Startups für 100 Tage Räume in Berlin, erfahrene Manager als Coaches und jeweils 50.000 Euro zur Verfügung. Mit G4A ist Bayer heute weltweit in mehr als 13 Ländern aktiv. In diesem Jahr wurden sechs Startups in das Programm aufgenommen. Die jungen Unternehmen aus Deutschland, Großbritannien, Israel, Kanada, Spanien und den USA haben sich gegen mehr als 1800 Bewerber aus 100 Ländern durchgesetzt. 

Dazu gehört auch Zencorlabs aus Werder. Das Startup entwickelt „The Whistle“, eine Kombination aus Smartphone-Anwendung und Pfeife. So soll der Herzschlag von Patienten mithilfe künstlicher Intelligenz sowohl in der Ruhephase als auch während einer Anstrengung nicht-invasiv gemessen werden – und Hinweise auf mögliche Herzprobleme geben. Gründer und CEO Albert Bravo freut sich über die Kooperation mit Bayer: „Wir verfolgen die gleichen Ziele, vom frühen Erkennen und Behandeln einer Herzinsuffizienz bis hin zu einer personalisierten Medikation. Wir möchten uns mithilfe einer klinischen Studie und daraus gewonnenen Daten bei der FDA für eine Zulassung auf dem US-Markt bewerben.“ Die deutsche Hauptstadtregion mit seiner weltweit anerkannten Forschungslandschaft sei der ideale Standort für eine Weiterentwicklung – und Bayer als Mentor ein wesentlicher Erfolgsfaktor.

TV-Werbung und Mentoringprogramm für Selfapy

Grund zu feiern hat auch Selfapy: Das Unternehmen, das Online-Therapiekurse gegen Stress, Schlafstörungen, Depressionen, Angstzustände und Essstörungen anbietet, gewann den diesjährigen „SevenVentures Pitch Day“. Dieser Gründer-Wettbewerb des Investment-Arms der ProSiebenSat.1-Gruppe, der 2018 zum achten Mal stattfand, war bereits ein Sprungbrett für das Technologie-Startup Withings, den Online-Tourenanbieter GetYourGuide oder auch die Müsliriegel-Erfinder von Hafervoll.

Die drei Selfapy-Gründerinnen Katrin Bermbach, Nora Blum und Farina Schurzfeld, die in zwei Runden gegen ihre Mitbewerber antreten mussten, sicherten sich den Hauptgewinn: TV-Werbung im Wert von drei Millionen Euro, ein Online-Marketing-Volumen von 200.000 Euro, 30.000 Euro für die Entwicklung eines TV-Spots sowie ein Mentoringprogramm von Procter & Gamble. Das zusammen mit der Charité entwickelte Selfapy-Konzept treffe einen großen Nerv in der Gesellschaft, urteilte die Jury. „Selfapy vereint als Startup alles, wonach wir in diesem Jahr gesucht haben: Eine einzigartige digitale Dienstleistung mit skalierbarem Geschäftsmodell. Ich bin mir sicher, dass wir Selfapy den Wachstumsboost verschaffen können, den das Unternehmen jetzt braucht“, sagte Florian Pauthner, Geschäftsführer von SevenVentures.

Heartbeat Labs erweitert Portfolio um Caresyntax

Und noch ein Berliner Unternehmen kann sich über finanzielle Unterstützung freuen: Im August verkündete Heartbeat Labs, eine Startup-Plattform für digitale Gesundheit, dass es neben den Startups Nebula Genomics aus Boston und BetterDoc aus Köln auch in Caresyntax investiert hat. Das Berliner Startup entwickelt und vertreibt BigData-Systeme für OP-Teams. Ein Jahr nach dem Start von Heartbeat Labs umfasst das Portfolio aktuell elf digitale Technologien, die ein breites Spektrum des Gesundheitsmanagements abdecken. „Traditionelle Konzerne wie Pharma oder Medtech investieren, Politiker setzen sich für Gesetzesänderungen ein und Patienten fordern die Vorteile der Digitalisierung endlich auch für ihre Gesundheit. Wir freuen uns, an diesem Wandel von einem frühen und entscheidenden Zeitpunkt an mitzuwirken“, sagt Eckhardt Weber, Mitgründer und Geschäftsführer von Heartbeat Labs.   

Caresyntax kombiniert IoT-Technologie und die Analyse von Gesundheitsdaten, um den Weg zur datenbasierten Chirurgie zu ebnen. Caresyntax-Lösungen verbessern die Leistungsfähigkeit von OP-Teams in mehr als 6.000 Operationssälen und bei über 10 Millionen Eingriffen pro Jahr weltweit. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Berlin und Boston (USA) beschäftigt mehr als 90 Mitarbeiter aus 20 verschiedenen Nationen. Zu den von Heartbeat Labs geförderten Gesundheitsunternehmen gehören auch drei weitere Player aus Berlin: Moodpath, Mimi Hearing Technologies und Medlanes. Neben den Aktivitäten als VC-Investor hat Heartbeat Labs auch eigene Unternehmen im Markt etabliert, darunter die im Oktober 2017 ebenfalls in Berlin gestartete Plattform Kinderheldin – ein Telemedizin-Portal für Mutter-Kind-Gesundheit. 

Startups aufgepasst: Digital Health Award Berlin 

Digital Health Startups können sich bis zum 08. Oktober 2018 auf ein Preisgeld von bis zu 50.000 Euro bewerben. Alle Informationen dazu finden Sie hier.