Neue digitale Lösungen für Arzt und Patient: Innovations-Teams der Charité im Digital Health Accelerator des Berlin Institute of Health stellen Digital Health-Lösungen vor

Am 24. Januar präsentierten in Berlin vier Innovationsteams aus dem Pilotprojekt „Digital Health Accelerator“ des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung/Berlin Institute of Health (BIH) und zwei Startups aus der Charité – Universitätsmedizin Berlin ihre Digital-Health-Lösungen für den Klinikalltag. Die neuen Lösungen nutzen vor allem neue Bild- und Big-Data-Analyseverfahren sowie Sensorik für verbesserte Vorhersagen, Präventionskonzepte und personalisierte Behandlungsmöglichkeiten von schwerwiegenden Erkrankungen.

Im Herbst 2017 startete der Digital Health Accelerator in einem Coworking Space in den Räumlichkeiten des BIH. Der Digital Health Accelerator gehört zu Berlin Health Innovations, der gemeinsamen Technologietransfer-Einheit des BIH und der Charité. Er soll Innovationsteams den entscheidenden Impuls geben und die nötige Professionalisierung sicherstellen, um Geschäftsmodelle und Produkte erfolgreich zum Markt und damit zu den Patientinnen und Patienten zu bringen. Derzeit erhalten vier interdisziplinäre Teams mit rund 25 Personen von Berlin Health Innovations finanzielle Förderung und intensives Coaching und Mentoring, unter anderem in den Bereichen Data Science, patientenorientierte Produktentwicklung, Regulierung, Entwicklung von Geschäftsmodellen und Design, und konnten so ihre Ideen über die vergangenen Monate weiterentwickeln. Zudem werden die Teams bei Fragen zum Wissenstransfer, zur Gründungsberatung, Netzwerkbildung mit Forschenden und Gründerinnen und Gründern sowie in ausgewählten Fällen bei der Validierung des Produktnutzens an Patientinnen und Patienten unterstützt.

Die Stärkung der „Digital Medicine“ Aktivitäten und der Transfer der aus diesem Bereich entstehenden Innovationen zählt zu den wichtigsten Aktivitäten des BIH. Am 24. Januar stellten die vier Innovationsteams aus dem Digital Health Accelerator Programm und zwei Charité-Startups ihre Digital-Health-Lösungen in der bis auf den letzten Platz gefüllten Hörsaalruine der Charité vor. "Ich bin sehr stolz, was die ersten Teams in so kurzer Zeit erreicht und beim Demo Day den Investoren präsentiert haben und ich bin sicher, dass durch diese Initiative des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung ein wichtiger Beitrag für die Digital Health Gründungsdynamik in der Hauptstadtregion geleistet wird“, sagt Dr. Rolf Zettl, Administrativer Vorstand und das für Innovation und Berlin Health Innovations zuständige BIH-Vorstandsmitglied.

Simulationsprogramm zur Schlaganfallprognose

Der Schlaganfall ist weltweit eine häufige Todesursache. Allein in Europa erleiden jährlich mehr als eine Millionen Menschen einen Schlaganfall. Manche enden tödlich, andere führen zu schweren gesundheitlichen Einschränkungen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schätzen, dass eine Vielzahl der Schlaganfälle vermeidbar sind und erwarten, dass die Zahl der Schlaganfälle aufgrund der steigenden Lebenserwartung ebenfalls beträchtlich zunimmt. Dr. Dietmar Frey von der Charité und sein Team haben ein Simulationsprogramm zur individuellen Schlaganfallprognose entwickelt. Dabei werden verschiedenste klinische und persönliche Daten integriert. Zusätzlich soll die Wahl der individuell optimalen Behandlungsstrategie zur Schlaganfallprävention ermöglicht werden. Das Team strebt an, die Anwendung Mitte 2019 auf den Markt zu bringen.

Patienten- und Bilddaten für bessere Therapieverfahren

Das Team um Professor Marc Dewey von der Charité analysiert mit Hilfe von künstlicher Intelligenz klinische Informationen und radiologische Bilddaten. Ihr Ziel ist es, bei Patientinnen und Patienten das individuelle Risiko für Herzerkrankungen vorherzusagen. Damit adressiert das Projekt ein weltweit häufig auftretendes Problem: Jedes Jahr stellen sich etwa 50 Millionen Menschen mit Brustschmerzen bei ihrer Ärztin oder ihrem Arzt vor. Die Einschätzung des individuellen Risikos war bisher ungenau und führt oft zu Komplikationen bei den Behandlungen. Unter Nutzung von gut validierten Patienten- und Bilddaten ist es dem Team nun gelungen diese Risikoeinschätzung zu verbessern, zu individualisieren und zu digitalisieren sowie Behandlungsabläufe zu optimieren.

Eine neue digitale Technologie für die Diagnose von einer Vielzahl von Herz- und Krebserkrankungen, inklusive Tumoren in Brust, Leber und Prostata, entwickelt das Team um Dr. Florian Michallek von der Charité unter der Leitung von Professor Dewey. Sie haben eine nicht-invasive Bildanalysemethode erstellt, die auf der Fraktalanalyse basiert. Hier geht es um die vom Team patentierte Fraktalanalyse von dynamischen Bilddaten. Diese Methode ist hervorragend geeignet, Tumoren ohne einen Eingriff in den Körper exakt zu charakterisieren.

Digitale Lösungen für die Patientenversorgung auf der Intensivstation

Eine Verbesserung der Patientenversorgung auf Intensivstationen will das Team um Dr. Alexander Meyer vom Deutschen Herzzentrum Berlin erreichen. Ihre digitale Vorhersageanwendung soll dazu beitragen, postoperative Vorfälle wie innere Blutungen oder Nierenversagen bei Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation individuell vorherzusagen und damit proaktiv vermeiden zu können. Dazu werden vorhandene Monitoring- und Labordaten aus der intensivmedizinischen Versorgung miteinander kombiniert und über Künstliche-Intelligenz-Programme ausgewertet. Über 2 Millionen Behandlungen in Intensivstationen pro Jahr allein in Deutschland könnten von dieser Lösung profitieren.

Digital-Health-Ausgründungen erhalten Starthilfe beim Markteintritt

Berlin Health Innovations fördert zudem Entrepreneure und ihre frühen Digital-Health-Ausgründungen aus Charité und dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin bei ihren Markt-Aktivitäten. Zwei geförderte Startups stellten ebenfalls ihre digitalen Anwendungen dem breiten Publikum vor. Sebastian Mansow-Model zeigte mit Motognosis eine Videoanalyse-basierte Lösung zur klinischen Bewertung von motorischen Symptomen bei Patientinnen und Patienten mit neurologischen Erkrankungen vor. Dr. Alessandro Faragli von Boca Health hat einen mobilen Sensor zur Überwachung des Flüssigkeitshaushalts für Patientinnen und Patienten mit Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen entwickelt.