Corona: Social distancing senkte Krankmeldungen erheblich

Der Verlauf der Krankmeldungen seit Beginn der Corona-Pandemie im März gleicht einer Achterbahn-Fahrt: Am 20. März war die Corona-Sonderregelung zur telefonischen Krankschreibung eingeführt worden. Anfang April waren im Vergleich zum Mittelwert der Jahre 2016 bis 2019 noch fast drei Mal so viele Arbeitnehmer wegen einer akuten Erkrankung der oberen Atemwege krankgeschrieben.

 

Analyse auf Basis von Versichertendaten

Die im März eingeführten Kontaktbeschränkungen haben nicht nur die Ausbreitung des Coronavirus stark eingedämmt – sondern auch die Ausbreitung von Erkältungskrankheiten, Lungenentzündungen, Magen-Darm-Infektionen und der Grippe. Das hat eine Krankmeldungs-Auswertung der AOK Nordost auf Basis von Versichertendaten ergeben.

 

Ende Mai 44 Prozent weniger Erkältungen und Magen-Darminfektionen

In konkreten Zahlen: Ende Mai waren 44 Prozent weniger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wegen Erkältungskrankheiten und Magen-Darm-Infektionen krankgeschrieben als in den Vorjahren. Bei akuten Lungenentzündungen betrug der Rückgang 39 Prozent, bei den Diagnosen akuter Bronchitis und bei Grippe rund 50 Prozent. Verglichen wurden die aktuellen Zahlen mit dem Mittelwert der Vorjahres-Zeitpunkte der Jahre 2016 bis 2019.

 

Teichert: Disziplin beibehalten, um Pandemie weiter unter Kontrolle zu haben

„Unsere Versichertendaten zeigen eindrucksvoll, dass sich im Mai deutlich weniger Menschen mit ansteckenden Krankheiten infizierten als sonst um diese Jahreszeit üblich. Wir werden diese Analysen weiter differenzieren und beobachten. Eine Annahme ist, dass sich die meisten Menschen offenbar sehr konsequent an die Abstandsregeln gehalten haben. Diese Disziplin sollten wir auch nach Auslaufen der Kontaktbeschränkungen beibehalten, um die Pandemie weiter unter Kontrolle zu haben“, sagt Daniela Teichert, Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost zu den Ergebnissen der Datenanalyse.

Eine Analyse des Robert-Koch-Instituts (RKI) hatte ergeben, dass die Grippewelle aufgrund der am 23. März bundesweit eingeführten Kontaktbeschränkungen rund zwei Wochen früher endete als in den Vorjahren. Dies gebe einen klaren Hinweis darauf, dass die Distanzierungsmaßnahmen wirksam seien, so die RKI-Autoren.

 

Ab März Achterbahn-Fahrt bei Krankmeldungen

Der Verlauf der Krankmeldungen seit Beginn der Corona-Pandemie im März gleicht einer Achterbahn-Fahrt: Am 20. März war die Corona-Sonderregelung zur telefonischen Krankschreibung eingeführt worden. Anfang April waren im Vergleich zum Mittelwert der Jahre 2016 bis 2019 noch fast drei Mal so viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wegen einer akuten Erkrankung der oberen Atemwege krankgeschrieben. Insgesamt lag die Zahl der Krankschreibungen unter den Versicherten der AOK Nordost zu diesem Zeitpunkt bei 71.000 – rund 40 Prozent mehr als im Vorjahres-Mittel.

Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hielten sich zu Beginn der Pandemie offenbar an die Empfehlung, bei Erkältungssymptomen sicherheitshalber zu Hause zu bleiben, um Ansteckungen zu vermeiden. In der Folge wechselten etliche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ins Homeoffice, die Ansteckungsgefahr am Arbeitsplatz sank. Mitte April lag die Anzahl krankgeschriebener Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wieder auf dem Niveau der Vorjahre – und sank danach noch einmal deutlich. Ende Mai lag die Zahl der Krankschreibungen unter den AOK-Nordost-Versicherten bei 36.000 – rund 25 Prozent weniger als zum selben Zeitpunkt der Vorjahre.

 

Kurzarbeit weiterer wichtiger Faktor für Rückgang der Krankschreibungen

Zu diesem Rückgang dürfte auch beigetragen haben, dass sich berufstätige Eltern vermutlich seltener bei ihren Kindern angesteckt haben. Aufgrund der Schul- und Kitaschließungen fanden sehr wahrscheinlich weitaus weniger Ansteckungen in Schulen und Kitas statt. Neben dem Erfolg der „Social Distancing“-Maßnahmen kommen noch weitere Faktoren für den Krankmeldungs-Rückgang in Betracht: Laut einer Umfrage des ifo-Instituts war im Mai fast gut jeder fünfte Beschäftigte in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern von Kurzarbeit betroffen.

 

AOK Nordost-Kunden nutzten digitale Kontaktkanäle deutlich häufiger

Aufgrund der Kontaktbeschränkungen hat die AOK Nordost ihr Präsenz-Beratungsangebot in den Servicecentern massiv eingeschränkt. Dafür verzeichneten die digitalen Angebote für AOK Nordost-Kunden einen starken Zulauf. „Viele Versicherte haben diesen Service in den vergangenen Wochen dankbar angenommen“, bilanziert AOK Nordost-Vorstandschefin Daniela Teichert.

Bereits im März stieg der Anteil der elektronischen Krankmeldungen über das Online-Portal „Meine AOK“ und die dazugehörige App um rund 50 Prozent. Mehr als 15.000 Krankmeldungen erreichten die AOK Nordost im Jahr 2020 bisher auf digitalem Wege. „Wir haben gesehen, dass wir viele Anliegen unserer Versicherten genauso verlässlich und meistens sogar schneller an unserem Servicetelefon oder über unser Online-Portal ,Meine AOK‘ lösen konnten“, sagt Daniela Teichert.

 

Hinweis für die Redaktionen

Für die Datenanalyse hat die AOK Nordost die Arbeitsunfähigkeits-Fälle ihrer krankengeldberechtigten Mitglieder für den Zeitraum 2016 bis 2020 wochenweise ausgewertet. Krankengeldberechtigt sind in der Regel Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Rehabilitanden, Empfängerinnen und Empfänger von Arbeitslosengeld 1 und unter bestimmten Voraussetzungen auch Selbstständige.

Die Ergebnisse haben eine hohe Relevanz, denn die AOK Nordost ist in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern mit etwa 1,75 Millionen Versicherten die größte regionale Krankenkasse.

 

Quellen

RKI – kürzere Dauer der Grippewelle: Epidemiologisches Bulletin 16/2020, 16.04.2020
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2020/16/Tabelle.html

ifo-Institut: In Bayern am meisten Kurzarbeiter, 22.06.2020
https://www.ifo.de/node/56235

 

Anhang

Die Rohdaten der Krankmeldungen finden Sie hier zum Download. (Excel, 11KB)

Die Grafik zu den Diagnosen zum Download. (PNG, 74 KB)

Die Grafik zu der Anzahl der Krankmeldungen zum Download. (PNG, 85 KB)

 

Pressekontakt

AOK Nordost - Die Gesundheitskasse
Pressesprecher Matthias Gabriel
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