Ausstellung „Wiederleben“ am DHZB zeigt Bedeutung von Organspenden

Mehr als 10.000 Menschen in Deutschland warten auf eine Organspende. Jeden Tag sterben hierzulande durchschnittlich drei Menschen, weil für sie passende Organe fehlen. Die Ausstellung „Wiederleben“ am Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB) porträtiert elf Menschen, die mit einem transplantierten Herz und/oder einer transplantierten Lunge leben. Eine bewegende Reise durch verschiedene Patientenbiographien, mit der die Interessengemeinschaft Organtransplantierter Menschen e.V. (IOP) mehr Bewusstsein für die lebensrettende Maßnahme der Organspende wecken will.

Antje erlitt nach der Geburt ihres sechsten Kindes Herzversagen durch eine postpartale Kardiomyopathie. Heiko verschleppte über vier Jahre unbemerkt eine Herzmuskelentzündung und Ramona wurde mit der unheilbaren Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose geboren. Das sind nur drei der elf persönlichen Geschichten, die seit Ende Januar 2019 im Eingangsbereich des Deutschen Herzzentrums Berlin eindrücklich durch lebensgroße Portraitfotos und persönliche Begleittexte erzählt werden.

Die Protagonisten sind zwischen 30 und 63 Jahre alt, jeder von ihnen lebt mit einem Spenderherz und/oder einer Spenderlunge, zehn von ihnen wurden am DHZB transplantiert. Die Ausstellung „Wiederleben“ erzählt ihre schwere Reise, von der Diagnose einer schweren Krankheit über die lange Suche nach einem passenden Spender bis hin zum Leben nach der erfolgreichen Organtransplantation. Zusätzlich sind ihre ganz persönlichen Geschichten in bewegenden Video-Interviews auf der offiziellen Ausstellungs-Website zu sehen. Das DHZB und die IG Organtransplantierter Patienten e.V. (IOP) schaffen mit den intimen Patientenportraits Nähe und Bewusstsein für eine lebensrettende Maßnahme. „Die Ausstellung ist ein Jubiläumsprojekt zum 20-jährigen Bestehen der IOP. Das DHZB ist unser erster Ausstellungsort. Wir hoffen, dass wir für die Ausstellung noch viele weitere Orte finden“, sagt Ute Opper, Gründungsmitglied und Vorsitzende der IOP.

2018: Zahl der Organspender wieder gestiegen

Noch immer sterben in Deutschland jeden Tag durchschnittlich drei Menschen, die auf ein neues Organ warten. Mehr als 10.000 Patienten stehen hierzulande auf der Warteliste. Während zwischen 2012 und 2017 die Zahl der gespendeten Organe um 26 Prozent fiel, gab es 2018 erstmals wieder einen deutlichen Sprung nach oben: 3.113 Organe von Spendern in Deutschland wurden durch die internationale Vermittlungsstelle Eurotransplant erfolgreich an Patienten der acht Mitgliedsländer vermittelt. 

Einen großen Anteil daran haben laut der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DS) die Kliniken, die rund 2.800 potenzielle Spender an die Koordinierungsstelle gemeldet hätten – ein Plus von 26 Prozent im Vergleich zu 2017.

Auch am Deutschen Herzzentrum Berlin als zweitgrößtem deutschen Zentrum für Herztransplantationen hat sich die Bilanz verbessert: 36 Transplantationen konnten 2018 durchgeführt werden, gegenüber nur 23 im Vorjahr. Auch die Zahl der Lungentransplantationen am DHZB  ist von 19 auf 23 leicht angestiegen. „Wir sind zuversichtlich, dass dieser positive Trend weiter anhält, auch dank verbesserter politischer Rahmenbedingungen“, sagt Oberarzt Dr. Felix Schönrath, kardiologischer Leiter des Herztransplantationsprogramms am DHZB. 

Organspende auch Thema der Bundesregierung

Kliniken sollen künftig mehr Zeit und Geld für Organentnahmen erhalten. Der Bundestag hat einen entsprechenden Gesetzesentwurf von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im Februar mit großer Mehrheit angenommen. Dieser sieht unter anderem vor, Entnahmekrankenhäusern in Zukunft einen Zuschlag zu bezahlen, da sie Ärzte, Pfleger, Apparate und einen Operationssaal zur Verfügung stellen müssen. Transplantationsbeauftragte der Kliniken sollen zudem mehr Kompetenzen und Freiräume erhalten.

Zudem läuft eine Diskussion darüber, ob und wie Entscheidungen der Bürger über Organspenden grundlegend neu geregelt werden sollen. Die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Claudia Schmidtke (CDU), fordert eine Widerspruchslösung, bei der Spender oder deren Angehörige eine Entnahme explizit ablehnen müssen. 

Eine Mehrheit der Deutschen ist über das Thema Organspende immer noch nicht ausreichend informiert. Hierin sieht auch die Interessengemeinschaft Organtransplantierter Menschen e.V. eine ihrer wesentlichen Aufgaben: „Die Bedeutung der Organspende für die Empfänger ist ein bisher unbeachteter Aspekt in der Diskussion. Mit der Ausstellung wollen wir das ändern“, sagt Ute Opper“. Außerdem hält die IOP Vorträge zum Thema Organspende an Schulen, Krankenpflegeschulen und in öffentlichen Einrichtungen.