Anwendungsideen aus der Forschung für den Kampf gegen das Coronavirus

Zwei Teams der Freien Universität erhalten für ihre Anwendungsideen zur Bekämpfung des Coronavirus den Sonderpreis der Berliner Sparkasse im Rahmen des Ideenwettbewerbs „Research to Market Challenge“

Zwei Teams der Freien Universität erhalten für ihre Anwendungsideen zur Bekämpfung des Coronavirus den Sonderpreis der Berliner Sparkasse im Rahmen des Ideenwettbewerbs „Research to Market Challenge“. Prämiiert werden ein antivirales Spray für Schutzkleidung und Oberflächen (CoViCide) sowie eine antivirale Immuntherapie gegen COVID19 (AVIT). Sie erreichten in dem Wettbewerb die gleiche Punktzahl. Die Berliner Sparkasse stockt deshalb das Preisgeld auf, sodass jedes Team jeweils 1000 Euro erhält. In der Begründung der Jury heißt es „Beide Projekte sind innovativ und zukunftsträchtig und haben durch ihren innovativen Ansatz gleichermaßen überzeugt.“ Beide Teams haben entschieden, ihr Preisgeld zu spenden: Das AVIT-Team verdoppelt den Betrag und lässt die Summe der Corona-Studierendenhilfe der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Veterinärmedizin an der Freien Universität Berlin e.V. und der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen e.V. zukommen. Das Team CoViCide wird den Stiftungsfonds Zivile Seenotrettung unterstützen, der kritische Corona-Hilfe an den Außengrenzen der EU leistet.

Die Anwendungsidee einer antiviralen Immuntherapie entwickelten Dr. Sebastian Stolzenberg, Physiker an der Freien Universität, Weijie Du, Immunologin am Deutschen Rheuma-Forschungszentrum Berlin, Junxue Dong, Molekularbiologin an der Freien Universität und dem Max-Planck-Institut für Infektions-Biologie, und Dr. Olga Makarova, Infektionsbiologin an der Freien Universität. Die Therapie soll das Immunsystem von Hochrisikopatientinnen und -patienten beim Kampf gegen das Coronavirus unterstützen: „Wir entwickeln eine Plattform für die antivirale Immuntherapie (AVIT), die T-Zell-Rezeptoren von Menschen nutzt, die Covid-19 überstanden und eine Immunität ausgebildet haben, um die Rezeptoren von Hochrisikopatientinnen und -patienten so zu verändern, dass ihr Immunsystem Covid-19 auch ohne einen sogenannten Zytokinsturm bekämpfen kann“, erklärt Sebastian Stolzenberg, Sprecher des Forschungsteams. Dieser virusinduzierte „Zytokinsturm“ sei eine der häufigsten Ursachen für schwere Verläufe einer Covid-19-Infektion, die die Lungen der Patienten angreift und im schlimmsten Fall zum Erstickungstod führt. Zytokine sind Proteine im menschlichen Körper, die das Immunsystem regulieren und es je nach Angriff des Krankheitserregers ausrichten. Ein Zytokinsturm ist eine Fehlregulation, die nicht nur die Covid-19-Viren und infizierte Zellen angreift, sondern auch viele andere patienteneigene Zellen zerstört. Die vier Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler deshalb AVIT – eine antivirale Immuntherapie, die diese eigenen Zellen schützt und einen Zytokinsturm verhindert, indem sie die Wirkung eines Impfstoffs „aktiv imitiert“. 

Die antivirale Polymer-Beschichtung stellten Dr. Olaf Wagner, Matthias Wallert, Paria Pouyan und Vahid Ahmadi vom Institut für Chemie und Biochemie der Freien Universität Berlin vor. Die Beschichtung soll die Wirksamkeit der Filter von Atemschutzmasken sowie antiviraler Schutzausrüstung erhöhen und auch als universelle Schutzbeschichtung gegen Viren dienen. „Das Polymer-Design dieser antiviralen Polymer-Beschichtung besteht aus drei Funktionen, die von unserer Forschungsgruppe entwickelt wurden oder derzeit untersucht werden“, erklärt Olaf Wagner, Sprecher des Forschungsteams. Funktion 1 ermögliche eine universell-haftende Sprühbeschichtung für beliebige Oberflächen. Funktion 2 erzeuge eine hydrophile Beschichtung durch negative Ladungen, die zum einen Aerosoltropfen bei Kontakt aufsaugt und zudem virusbindende Eigenschaften besitzt. Funktion 3 basiere auf kürzlich publizierten chemischen Gruppen, die Viren bei Kontakt strukturell inaktivieren. „Diese drei Funktionen haben wir in einem Polymer kombiniert, sodass es als flüssige Sprühbeschichtung produziert und eingesetzt werden kann“, erklärt der Chemiker.

Der Ideenwettbewerb „Research to Market Challenge“ wird in diesem Jahr zum dritten Mal veranstaltet. Mit der Ausschreibung wollen die Freie Universität Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin, die Technische Universität Berlin und die Charité – Universitätsmedizin Berlin gemeinsam Angehörige und Alumni dazu anregen, Anwendungs- und Gründungsideen aus ihrer Forschung vorzuschlagen. Aus aktuellem Anlass wurde in diesem Jahr außerdem ein kategorieübergreifender Sonderpreis für Anwendungsideen ausgelobt, deren Initiatorinnen und Initiatoren sich mit Problemlösungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie und ihrer Folgen beschäftigen. 

Unterstützt wird der Wettbewerb auch von allen vier Alumni- bzw. Fördergesellschaften: der Ernst-Reuter-Gesellschaft, der Humboldt-Universitäts-Gesellschaft, der Gesellschaft von Freunden der TU Berlin und der Stiftung Charité.

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