Aktuelles Interview: Prof. Dr. Andreas Lendlein, Instituts- und Standortleiter des Instituts für Biomaterialforschung in Teltow-Seehof und Beiratsvorsitz des HealthCapital Clusters Berlin-Brandenburg

Der Gesundheitsstandort Berlin-Brandenburg ist in Bewegung. Der Gewinn des Exzellenzwettbewerbs des Bundes, zwei europäische Big Scale Forschungsprojekte mit ReStore und Lifetime und ein starkes finanzielles Commitment des Bundes in telemedizinische Forschung sind nur einige Beispiele die zeigen, dass hier auf verschiedenen Ebenen in die selbe Richtung gedacht wird: der Forschungsstandort Berlin-Brandenburg will und soll eine entscheidende Rolle bei den zukünftigen Herausforderungen nationaler und globaler Gesundheitsversorgung spielen. Mit dem Eintritt in ein neues Jahrzehnt und den vielen Veränderungen des Gesundheitswesens insgesamt, widmet sich die Clusterkonferenz Gesundheitswirtschaft am 07. November in Potsdam mit der Fortschreibung des Masterplans den wichtigsten Herausforderungen der Region

Wir haben Prof. Dr. Andreas Lendlein,Instituts- und Standortleiter des Instituts für Biomaterialforschung in Teltow-Seehof und Beiratsvorsitz des HealthCapital Clusters Berlin-Brandenburg zu den Schwerpunkten der diesjährigen Clusterkonferenz Gesundheitswirtschaft befragt und welchen Beitrag die Wissenschaft zu der Entwicklung des Standorts leisten wird.

Wo liegen die wichtigsten inhaltlichen Schnittpunkte Ihres Instituts und des Standorts Teltow-Seehof mit der Gesundheitswirtschaft?

Unsere Vision für die Medizin von Morgen ist weitreichend und zugleich herausfordernd: kranke oder verletzte Gewebe, Zellen oder komplexe Organe mit Hilfe von Biomaterialien zu regenerieren oder zumindest in ihrer Funktion wiederherzustellen. Dabei adressieren wir Fragestellungen, die sich aus dem demographischen Wandel unserer Gesellschaft ergeben. Die zunehmende Lebenserwartung führt beispielsweise zu einem Anstieg degenerativer, chronisch entzündlicher und altersbedingter Erkrankungen, deren Symptome häufig bislang nur gelindert werden können. Unser Ansatz sind multifunktionale, polymerbasierte Biomaterialien, die spezifisch im Hinblick auf die komplexen Anforderungen medizinischer Anwendungen konzipiert werden. Hierbei kommen verstärkt digitale Methoden im Sinne einer Informations-basierten Biomaterialforschung zum Einsatz.

Warum ist die diesjährige Clusterkonferenz, die am 07.11. in Potsdam stattfindet, von besonderer Bedeutung?

In diesem Jahr steht unsere Clusterkonferenz ganz im Zeichen der Überarbeitung des Masterplans „Gesundheitsregion“, der bei der Clusterkonferenz diskutiert wird. Für diese strategische Entwicklungsarbeit ist es wichtig, dass viele Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Feldern ihre Expertise einbringen.

Welche inhaltlichen Schwerpunkte im neuen Masterplans sind Ihnen persönlich besonders wichtig?

Um als international als Spitzenstandort für die Gesundheitswirtschaft wahrgenommen werden, müssen letztlich alle inhaltlichen Schwerpunkte effizient ineinandergreifen und sich gegenseitig verstärken. Für mich ist hier insbesondere die Entwicklung von Translationsprozessen entscheidend, die sowohl durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Wissenschaft als auch durch die enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Gesundheitswirtschaft unterstützt werden.

Welche Rolle wird die Wissenschaft zur Entwicklung des Clusters Gesundheitswirtschaft einnehmen?

Der Erfolg der University Alliance im Exzellenzwettbewerb, die Sichtbarkeit durch Projekte auf europäischer Ebene, wie Restore oder LifeTime, und die zügige Entwicklung in der translationalen Forschung sowie der digitalen Ansätze zeigen die Leistungsfähigkeit des Wissenschaftsstandortes Berlin-Brandenburg. Durch die enge Vernetzung von Forschung und Gesundheitswirtschaft können wir einerseits inhaltliche Schwerpunkte in der Region Berlin-Brandenburg identifizieren und weiter ausbauen, andererseits sind wir in der Lage neue Themen zügig aufzugreifen. In der Clusterkonferenz geht es darum, Wege zu ebnen, um in der Region effizient Lösungen für die zukünftigen Herausforderungen nationaler und globaler Gesundheitsversorgung zu schaffen.