Portrait: 10 Jahre DiagnostikNet BB - In-vitro-Diagnostik aus Berlin-Brandenburg

Nur wenn sich Biotechnologie und Informationstechnologien eng miteinander verzahnen, lassen sich marktfähige Innovationen umsetzen. Um die gesamte Wertschöpfungskette der In-vitro-Diagnostik abdecken zu können, haben sich im Jahr 2007 Diagnostik- und Gerätehersteller, Zulieferer und Anwender aus Kliniken, Routinelaboren sowie Forschungseinrichtungen der Region Berlin-Brandenburg zu einem leistungsstarken Verbund zusammengeschlossen: dem Netzwerk Diagnostik Berlin-Brandenburg e.V. (Diagnostik-Net BB). Im September feierte der Verein mit Sitz in Hennigsdorf sein zehnjähriges Bestehen.

Mit vereinten Kräften mehr in kürzerer Zeit erreichen – vor diesem Hintergrund stellten zwölf Gründungsmitglieder vor zehn Jahren das DiagnostikNet BB auf die Beine, eine Informations- und Austauschplattform für alle Bereiche der In-vitro-Diagnostik. Ihr Ziel: Die Ressourcen und das Know-how seiner Mitglieder bündeln und ihnen geeignete Kooperationspartner vermitteln, um die Umsetzung von Ideen in diagnostische Neuentwicklungen zu beschleunigen. Die Idee: Durch die sich ergänzenden Expertisen die Innovationsfähigkeit der Mitglieder steigern – und Kunden flexible Produktlösungen aus einer Hand liefern. Das Ergebnis: effiziente Leistungen, also hohe Qualität bei niedrigen Kosten. Inzwischen hat das Netzwerk 70 Mitglieder – entwicklungsstarke Unternehmen und international renommierte Forschungsinstitute in Berlin-Brandenburg und weiteren acht Bundesländern.

Kerngedanke einer Leistungsgemeinschaft

„Wir haben uns noch besser entwickelt als erwartet“, sagt Dr. Frauke Adams, Leiterin der Geschäftsstelle. „Die Mitglieder kooperieren sehr gut miteinander. Das liegt auch am engagierten Vorstand, Beirat und den vielen motivierten Mitgliedern, die den Gedanken der Leistungsgemeinschaft weitertragen.“ Der Erfolg des Netzwerks basiere zudem auf der intensiven Unterstützung der Berlin-Brandenburger Landespolitik in der Aufbauphase. „Ohne sie hätten wir es nicht geschafft.“ Das Netzwerk hat für die Politik wichtige Aufgaben übernommen. 

Auf Landesebene sind das die vom DiagnostikNet BB ausgerichteten Gemeinschaftsstände auf der Medica in Düsseldorf, der Clinical Lab Expo in wechselnden Städten der USA und der MedLab in Dubai. Zudem steht das Netzwerk in engem Austausch mit dem Clustermanagement HealthCapital.  Auf Bundesebene hat das Netzwerk insgesamt drei Förderinitiativen gestartet. Dabei geht es um vom BMBF bzw. BMWi geförderte Projekte im Bereich personalisierter Medizin und Veterinärdiagnostik. „Dabei unterstützen wir Strukturen und Entwicklungsprojekte von Mitgliedern, etwa durch das Vermitteln von Kontakten zu potenziellen Kunden oder Kostenträgern sowie durch das Beantragen von Fördermitteln. Das kommt sehr gut an bei den Partnern“, erklärt Adams.

Leistungsspektrum erweitern, Arbeitsplätze schaffen

Durch die gemeinsame Entwicklung marktfähiger Produktinnovationen soll das Leistungsspektrum der Netzwerkpartner erweitert werden. Das DiagnostikNet BB setzt sich für verlässlichere Rahmenbedingungen im regulierten Gesundheitsmarkt ein, möchte hochqualifizierte und zukunftssichere Arbeitsplätze schaffen und den Standort Berlin-Brandenburg als international wettbewerbsfähige Region der In-vitro-Diagnostik etablieren. „Im internationalen Vergleich ist Berlin-Brandenburg in der In-vitro-Diagnostik bereits eine der bedeutendsten Regionen“, sagt Adams. Hier werde gute Kommunikationsarbeit geleistet und mit der Charité sowie den regionalen Häusern gebe es eine ausgeprägte Kliniklandschaft, die starke Kooperationen möglich macht. 

„Man kann sich das Netzwerk als virtuelles Unternehmen vorstellen – nur dass die Abteilungen die einzelnen Mitglieder mit ihren jeweiligen Expertisen sind.“ Die Diagnostik BB GmbH, eine Tochter des Vereins, koordiniert dabei die Schnittstellen und kommuniziert mit dem Kunden, der damit einen Ansprechpartner für alle Fragen an der Seite hat. Das Management kümmert sich weiterhin um Initiativen im Bereich Messen und Marketing, Kooperationsprojekte mit klinischen Anwendern, Presse und Öffentlichkeitsarbeit und steht im aktiven Dialog mit Entscheidungsträgern aus Politik, Wirtschaft und  Verbänden. Die netzwerkinterne Diagnostik-Akademie schult mittels verschiedener Veranstaltungsformate seine Partner im Bereich der In-vitro-Diagnostik und sorgt für einen stetigen Austausch, der im Idealfall zu neuen Projekten, Kunden und Kooperationen führt. So entwickeln aktuell beispielsweise fünf Mitglieder gemeinsam eine Diagnostik-Lösung für ein pharmazeutisches Unternehmen. 

Klares Bekenntnis zur Region

Lag zunächst der Fokus auf Berlin-Brandenburg, sind inzwischen auch Mitglieder aus anderen Bundesländern hinzugekommen. „Wir sind stolz, bundesweit Mitglieder gewonnen zu haben und international zu agieren – bekennen uns aber nach wie vor ganz klar zu unserer Heimatregion“, sagt Adams. Daher werde auch der Name bleiben. Das Netzwerk arbeitet eng mit anderen Verbänden wie dem Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) und BIO Deutschland zusammen. „Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit internen wie auch externen Partnern ist uns sehr wichtig.“ 

Als Schnittstelle zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen ist der Austausch essenziell. Das Management bringt Ideen für neue Entwicklungen ins Netzwerk und führt regelmäßig Veranstaltungen durch, um von diagnostischen Anwendern zu erfahren, wo noch Bedarf besteht und sie dann mit den richtigen Partnern zu vernetzen. „Wir machen keine Projekte für die Schublade oder nur um eine Förderung zu bekommen. Am Ende muss da ein Produkt oder eine Dienstleistung herauskommen, die am Markt zu finden ist“, stellt Adams klar. Auch bei regulatorischen Dingen unterstützt das Netzwerk. „Wir haben Beratungsunternehmen als Partner, die sich im Medizin- und Patentrecht oder in Sachen Zertifizierung gut auskennen. Das wird viel genutzt.“ Fairness und eine offene Kommunikation über die Verteilung von Aufträgen oder Kooperationsanfragen haben im DiagnostikNet-BB oberste Priorität. „Auch wenn zum Teil Wettbewerb da ist – der belebt ja auch das Geschäft.“ 

Internationalisierung, Veterinärdiagnostik und Digitalisierung

Mit Blick nach vorn steht die Internationalisierung ganz oben auf der Agenda. „Wir wollen mit unseren Messeaktivitäten und auch mit der Kontaktaufnahme voranschreiten. Neben den USA und den Golfstaaten werden wir uns nun in Asien umschauen“, sagt Adams. Die Produktentwicklung, insbesondere Begleitdiagnostika, soll weiter ausgebaut werden. „Wir sehen, dass es da größere Umbrüche gibt. Statt der Blockbuster-Strategie stellen Pharmaunternehmen Medikamente inzwischen gezielter für den Patienten bereit.“ Weitere wichtige Themen sind für das DiagnostikNet-BB die Digitalisierung und die Veterinärdiagnostik, denn auch im Bereich der Nutztierhaltung – hier insbesondere in der Infektiologie – und bei Heimtieren besteht Bedarf an Diagnostiklösungen.