Trotz konstruktiven Auftakts und laufender Gespräche: ver.di ruft zum unbefristeten Streik auf, rund 850 Betten sollen schließen

 

Vivantes steht zu seiner Zusage und setzt die Gespräche zur Entlastung des Pflegepersonals am heutigen Mittwoch fort. Am Montag hatte das Unternehmen bereits die Inhalte und Details eines neuen Modellprojektes zur Entlastung vorgestellt und sich darüber hinaus zu den auch aus Vivantes Sicht wesentlichen weiteren Bausteinen „Ausbildung fördern“ und „Arbeitsbedingungen verbessern“ verhandlungsbereit erklärt. Dennoch hat ver.di ab Donnerstag, den 9. September einen unbefristeten Streik angekündigt. Der Streikbeginn bedeutet einen Stillstand der laufenden Gespräche.

Dorothea Schmidt, Vivantes Geschäftsführerin Personalmanagement: „Mit der Ankündigung von ver.di nehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihr grundgesetzlich garantiertes Streikrecht in Anspruch – das respektieren wir. Dennoch ist der Zeitpunkt des Streiks für uns vollkommen unverständlich, denn wir haben erst am Montag dieser Woche unsere Überlegungen zu einem konkreten Modellprojekt zur Entlastung der Pflege vorgestellt und uns auch zu weiteren wesentlichen Aspekten der ver.di-Forderung verhandlungsbereit erklärt. Aus unserer Sicht ging es nun darum, in einen strukturierten und konstruktiven Verhandlungsprozess einzusteigen. Dieses Ansinnen macht die Gewerkschaft mit dem Aufruf zu unbefristeten Streiks zunichte. Ergebnisse werden am Verhandlungstisch erzielt und nicht auf der Straße; darauf haben wir am Montag sehr klar hingewiesen.“

Vor diesem Hintergrund sind die für Donnerstag angekündigten Streikmaßnahmen insbesondere in ihrer Härte und Massivität für Vivantes nicht herleitbar, zumal ver.di fordert, dass von Vivantes im Zuge des Streiks innerhalb weniger Tage rund 850 Betten geschlossen werden sollen.

Bereiche mit schwerkranken Patient*innen und Rettungsstellen sind betroffen

Aufgrund des Streiks ist mit Einschränkungen der Rettungsstellen zu rechnen. Unter den Bereichen, für die ver.di eine Schließung einfordert, befinden sich u. a. Palliativbereiche mit schwerkranken oder sterbenden Menschen. Die kardiologische Versorgung im Berliner Norden müsste eingestellt, die Notfallversorgung für Schlaganfallpatient*innen abgemeldet und eine erhebliche Zahl von schwerkranken Patient*innen der neurologischen Frührehabilitation aus dem Klinikum Spandau verlegt werden. Auch die akut-psychiatrische Patientenversorgung in Reinickendorf und Neukölln würde über Tage sehr stark eingeschränkt.

Pandemie sorgt zusätzlich für angespannte Personalsituation

Über den Streik hinaus führt auch die Corona Pandemie nach wie vor zu einer angespannten Personalsituation an den Vivantes Klinika, weil viele Mitarbeitende sich in Quarantäne befinden.

Konstruktive Gespräche erfordern ein entsprechendes Klima. Die Vivantes Geschäftsführung bedauert außerordentlich, dass dieses mit dem Start eines unbefristeten Streiks nicht mehr gegeben ist.