Spezial | Diskutieren, Austauschen, Vernetzen – Das Barcamp Health Innovation stellt wichtige Fragen zur Patient Journey

Der Weg durch eine medizinische Behandlung kann oft einer langen Reise gleichen. Der Begriff „Patient Journey“ umfasst diesen Weg – von der Prävention über die ersten Symptome einer Krankheit bis hin zur Heilung bzw. dem kontinuierlichen Management einer chronischen Erkrankung oder der palliativen Therapie. Damit rücken die Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt der Betrachtung ebenso wie die Frage, wie Versorgung für sie bestmöglich gestaltet werden kann. Auf dem diesjährigen Barcamp Health Innovation stand die Patient Journey im Mittelpunkt. Zahlreiche Teilnehmende aus Industrie, Wissenschaft und medizinischer Versorgung beleuchteten sie aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

 

Von der Wahrnehmung erster Symptome bis zum Abschluss der Behandlung durchlaufen Patientinnen und Patienten teilweise einen langen, teils beschwerlichen Weg – gerade, wenn es sich um komplexe und/oder chronische Erkrankungen handelt. Dieser Weg wird auch als Patient Journey oder Patientenreise bezeichnet. Teil der Patient Journey sind Maßnahmen zur Prävention möglicher Erkrankungen, die grundsätzliche Aufnahme in die medizinische Behandlung, die Anamnese, die Diagnostik sowie die Auswahl der passenden Therapie und deren Planung und Durchführung. Bei schweren Erkrankungen schließt das die vorstationäre ambulante, die stationäre und ggf. die nachstationäre ambulante Behandlung ein.

Defizite erkennen und beheben

Bei der Patient Journey geht es nur im Ansatz darum, den Prozess einer gesamten Behandlung begrifflich besser greifbar zu machen. Vorrangig soll dieser Begriff eine patientenfokussierte Analyse der Versorgung ermöglichen. Denn eine von den beteiligten Akteuren und Sektoren unabhängige Betrachtung der gesamten Behandlung hilft dabei, Versorgungsdiskrepanzen zu erkennen und Optimierungspotenziale bei der Versorgungsqualität zu identifizieren.

Für die Gestaltung der Patient Journey stellen sich dementsprechend viele Herausforderungen. Ein zentraler Aspekt ist die Bereitstellung der richtigen Daten zum richtigen Zeitpunkt, um so eine bestmögliche Versorgung zu bieten und die Effizienz der Versorgungsprozesse zu steigern. Weitere Aspekte der Patient Journey sind beispielsweise die sektorübergreifende Zusammenarbeit, die mögliche Nutzung von Wearables für Prävention und Monitoring von Erkrankungen als auch das Aufnahme- und Entlassmanagement im Krankenhaus.

 

Beim Vivantes – Netzwerk für Gesundheit beispielsweise ist Patient Journey ein entscheidender Punkt, bei der Gestaltung der klinischen Infrastruktur. „Vivantes entwickelt und projektiert ein standort- und fachübergreifenden Patientenfluss und Performance Management zur Steigerung der Qualität der Versorgung und des Patientenerlebens unter Optimierung der digitalen Pflege- und Behandlungsdokumentation, Leistungsanforderung und optimierten Leistungsabstimmung von standort-übergreifenden Ressourcen“, sagt Jens Klaubert von der Leitung vom Patient:innenflussmanagement & Betriebsorganisation bei Vivantes. Im Kern steht ein breiter Ansatz der zentralen Koordination, welcher auf Basis teil- und vollautomatischer Entscheidungsunterstützungssysteme basiert. Dies ermöglicht die Kombination von klinischen und operativen Daten des Patientenflusses und ermöglicht durch strukturierte Visualisierung unter Vernetzung aller Datenquellen ein holistisches Bild zur Steuerung der hochwertigen Versorgung in Echtzeit.“

 

Begleitung auf allen Wegen im Gesundheitssystem

Die Gestaltung der Patient Journey ist deshalb mittlerweile bei vielen medizinischen Versorgungseinrichtungen ein wichtiger Gesichtspunkt bei strategischen und operativen Entscheidungen. Das bedeutet auch, dass neue medizinische und medizintechnische Lösungen an die Patientenreise im Gesundheitswesen anzupassen sind und diese gleichzeitig beeinflussen – insbesondere im Kontext der zunehmenden Digitalisierung

Lösungen, um Menschen umfassend durch das komplexe Gesundheitssystem zu begleiten, stellen auch für Krankenversicherungen ein wichtiges Thema dar:

„Das Gesundheitssystem ist sehr komplex. Angesichts der Fülle an Informationen ist es für Versicherte nicht immer leicht, sich zu orientieren. Die TK versteht sich als Gesundheitspartner und Lotse durch das Gesundheitssystem. Wir begleiten unsere Versicherten von der Geburt bis ins Alter, etwa mit unserer ePA – der TK Safe – oder der App TK-BabyZeit. Unser Ziel: bestmögliche Gesundheit für alle“, sagt Susanne Hertzer, Leiterin der TK-Landesvertretung Berlin/Brandenburg.

Die Patient Journey im Fokus auf dem Barcamp Health Innovation

Genug Gründe, um der Patientenreise eine Veranstaltung zu widmen. Das diesjährige Barcamp nahm am 10. Juli die Patient Journey in den Fokus. Es fand dieses Jahr zum 13. Mal statt, wobei das thematische Spektrum erstmals auch Innovationen jenseits von Digital Health umfasste. Partner des diesjährigen Barcamps waren ORACLE Deutschland B.V. & Co. KG (Oracle Cerner), die Techniker Krankenkasse und die Bayer AG. Die Veranstaltung fand in den repräsentativen Räumlichkeiten von Oracle Cerner am Berliner Hauptbahnhof statt.

Bei den Abläufen folgte das Barcamp den bekannten Prinzipien: Unter der Leitfrage „Wie erleichtern wir die Patientenreise durch unser Gesundheitssystem?“ konnten die Teilnehmenden passende Themen und Lösungsideen pitchen. Diese wurden im Anschluss von den Stakeholdern aus Industrie, Versorgung, Forschung und Krankenversicherung in neun Themen-Sessions diskutiert. Die Sessions reichten inhaltlich von innovativen Lösungen für Betroffene von Angststörungen, über neue Ansätze zur Förderung der Frauengesundheit bis hin zu Diskussionen über die Verbesserung der Patient Journey durch den europäischen Gesundheitsdatenraum (EHDS).

Vielfältige Blickwinkel auf die Patientenreise

Durch die vielen unterschiedlichen Teilnehmenden wurde in den Sessions deutlich, wie vielfältig die Blickwinkel auf den Weg des Patienten durch das Gesundheitswesen sind. Weiterhin wurde klar, dass bereits viele der teilnehmenden Stakeholder ihre digitalen Lösungen entlang der Patient Journey entwickeln, so auch der Veranstaltungspartner Oracle Cerner:

„Gerne haben wir unsere Perspektive zur Patient Journey als Impuls beim 13. Barcamp mit eingebracht. Für Oracle Cerner liegt die Zukunft einer ganzheitlichen Gesundheitsversorgung in einer offenen, interoperablen Gesundheitsplattform. Der Mensch muss im Zentrum der Gesundheitsversorgung stehen. Vernetzte Technologien und einheitliche Daten ermöglichen es, Innovationen zu beschleunigen und bessere Ergebnisse für bessere Entscheidungen zu liefern“, sagten Leonie Meroth, Senior Product Regulatory Strategist, und Olaf Dörge, Director Business Development und Portfoliomanagement zum Abschluss des Barcamp Health Innovation.

Auch das Berliner Unternehmen Doctolib entwickelt seine digitalen Lösungen entlang der Patient Journey. Patientinnen und Patienten soll der Zugang zur Versorgung erleichtert und die Organisation ihrer Gesundheit soll möglichst einfach gestaltet werden. Der Softwareanbieter berücksichtigt dabei auch das Angehörigenmanagement. Julia Fritz, Senior Manager Public Affairs & Advocacy bei Doctolib, war beim Barcamp Health Innovation dabei: „Zum einen fand ich es total spannend, nochmal zu sehen, aus wie vielen verschiedenen Perspektiven eine Patient Journey betrachtet werden kann. Zum anderen hat sich durch den Austausch mit den anderen Teilnehmenden direkt eine Idee zur Zusammenarbeit ergeben, die wir gerade weiterverfolgen.“

Neben der Bedeutung der Patient Journey für IT-Lösungen nahm auch die Förderung der mentalen Gesundheit einen hohen Stellenwert auf dem Barcamp ein. Mehrere Unternehmen widmeten sich diesem Thema. Die Klenico Health GmbH brachte das Thema „Mental Health Versorgung neu gedacht – Neue Versorgungspfade für Mentale Gesundheit” ein. Das Ergebnis: Es braucht individuelle und patientenzentrierte Ansätze für eine gute Versorgung im Bereich mentaler Gesundheit.

In diesem Zusammenhang spielt auch die Perspektive von Freunden und Angehörigen eine wichtige Rolle, die die BIOLAB Innovation GmbH in einer Session eingebracht hat. Gemeinsam mit den Teilnehmenden wurde in einem Brainstorming der Frage nachgegangen, wer in diesem Kontext welche Bedarfe hat und welche Lösungen wie unterstützen könnten. Bei den Lösungsansätzen ging es vor allem um eine bessere Kommunikation zwischen allen Beteiligten der Patient Journey.  Es wurde deutlich, dass Empathie ein ganz wesentlicher Faktor ist, der auch bei digitalen Lösungsansätzen berücksichtigt werden sollte.

Unterm Strich hat das Barcamp Health Innovation Anregungen für neue Lösungsansätze und Kooperationen zur Verbesserung der Patient Journey geschaffen. Diese Ansätze umzusetzen und der Gesundheitsversorgung zugänglich zu machen, ist ein weiterer großer Schritt, bei dem das Cluster HealthCapital die Akteure sehr gern mit seinen Services unterstützt.

 

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