Im Portrait | Medizinisch sicher versorgt – Gewebetransplantate vom DIZG

Ob Trümmerfrakturen, schwere Verbrennungen oder tumorbedingte Gewebeschäden – in vielen Fällen sind Gewebetransplantate ein entscheidender Bestandteil erfolgreicher Therapien. Das Deutsche Institut für Zell- und Gewebeersatz (DIZG), eine gemeinnützige Einrichtung mit Sitz im Innovationspark Wuhlheide, stellt seit 1993 genau solche Transplantate bereit. Über 130 Mitarbeitende sorgen dafür, dass Kliniken in Deutschland und 24 weiteren Ländern zuverlässig mit allogenen Gewebetransplantaten versorgt werden – in dringenden Fällen sogar innerhalb von 24 Stunden.
„Die Nachfrage übersteigt das Angebot regelmäßig“, sagt Jürgen Ehlers, er ist Geschäftsführer des DIZG. Um dem entgegenzuwirken, setzt das DIZG auf effiziente Prozesse, starke Partnerschaften mit Entnahmekliniken und moderne Produktionsstandards. Im Jahr 2023 konnte das Institut 67.828 Transplantate bereitstellen – 2024 waren es bereits 69.912, bei rund 3.300 Gewebespendern pro Jahr.
Gewebe für viele medizinische Fachdisziplinen
Eine höhere Spenderzahl würde mehr Transplantate ermöglichen, doch das ist gar nicht so einfach, wie Jürgen Ehlers erläutert: „In erster Linie fehlt ein gut funktionierendes System zur Spenderwerbung. Eine weitere Herausforderung ist die Einbindung der Spenden in den Klinikalltag. Gewebespenden gehören dort – vereinfacht gesagt – zu den Nebentätigkeiten und lohnen sich finanziell kaum. Das führt unter anderem dazu, dass zu wenig Personal und Zeit dafür zur Verfügung stehen, wenn es beispielsweise darum geht, von Angehörigen die Zustimmung einzuholen oder Räume für die Entnahme vorzubereiten.“
Die Einsatzbereiche der Transplantate sind vielfältig: Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Orthopädie, Kiefer- und Gesichtschirurgie zählen zu den häufigsten Anwendungsfeldern. Verarbeitet werden Spenden von Lebend- oder verstorbenen Spender*innen – beispielsweise Hüftköpfe, Sehnen oder Haut. Jede Spende wird sorgfältig gescreent, sterilisiert und immunologisch inaktiviert, sodass sie sicher transplantiert werden kann.
Innovation als Markenzeichen
Neben der Versorgung hat das DIZG auch eigene medizinische Innovationen entwickelt: Der „Cell Spray“ bringt Keratinozyten bei Schwerstbrandverletzungen direkt auf die Wunde, „Fiberfill®“ kombiniert Knochenersatz mit lokaler Antibiotikagabe und „Spongioflex®“ kommt als Ersatz bei Meniskusschäden zum Einsatz.
Wachstum am Standort Berlin
Derzeit investiert das DIZG in eine neue Produktionsstätte im Innovationspark Wuhlheide. Ende 2025 soll die Inbetriebnahme erfolgen und die Kapazität von derzeit 80.000 auf 200.000 Transplantate pro Jahr steigen. Der Bezirksbürgermeister Treptow-Köpenick, Oliver Igel, betont die Bedeutung des Instituts: „Das DIZG stärkt die medizinische Versorgung ebenso wie die wirtschaftliche Entwicklung in Treptow-Köpenick. Es steht exemplarisch für den Innovationsgeist unseres Bezirks.“
Blick in die Zukunft
Mit dem Ausbau des Netzwerks von Entnahmekliniken und einer umfassenden Digitalisierung von Produktion und Verwaltung will das DIZG seine Prozesse weiter verschlanken und optimieren. „Effizienz bedeutet für uns, mehr Zeit und Ressourcen in die Qualität unserer Implantate zu investieren“, sagt Jürgen Ehlers. Auch weiterhin steht der Versorgungsauftrag im Mittelpunkt – als gemeinnütziges Institut mit einem klaren Ziel: mehr Patient*innen medizinisch sicher zu versorgen.
Weiterführende Links
- Webseite DIZG https://dizg.de/
- Besuch des Bezirksbürgermeisters beim Neubau des DIZG https://www.berlin.de/ba-treptow-koepenick/aktuelles/pressemitteilungen/2022/pressemitteilung.1268424.php