Fläche und Kapital für mehr Innovation – die Gesundheitsregion wächst mit ihrem globalen Anspruch

In den vergangenen Jahren konnte ein Bekenntnis für den Life-Science Standort Berlin durch strategische Investments und Neuansiedlungen vor allem seitens der Pharmaindustrie und Digital Health beobachtet werden. Dieser Trend setzt sich nun selbst durch die globalen Marktirritationen durch die Corona-Pandemie fort. Das nationale Krisenmanagement und im Speziellen die zahlreichen Forschungs- und Technologieinitiativen der Region der vergangenen 6 Monate haben im Gegenzug für eine noch stärkere internationale Reputation gesorgt. Das hohe Wachstumspotenzial der Gesundheitsregion ist im Moment vor allem in zwei entscheidenden Bereichen zu beobachten: Flächenausbau für Forschung und Innovation und Wagniskapitalfinanzierung.

Ideen brauchen Raum um zu wachsen. Genau hierfür fand kürzlich der erste Spatenstich in Berlin-Buch für das neue Gründerzentrum „BerlinBioCube“ statt. Mit einem Gesamtvolumen von 55 Millionen Euro enstehen hier auf 8000qm Labore, Büros und Gemeinschaftsflächen. Der Campus Berlin-Buch, der bereits jetzt zu den führenden Wissenschafts- und Technologiestandorten Deutschlands gehört wird mit der neuen Erweiterung vor allem der steigenden Relevanz der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft gerecht und schafft mit der Gründerschmiede für u.A. medizinische Biotechnologie, Medizintechnik beste Voraussetzungen für zukünftige Unternehmens-Investitionen. 

80 Kilometer weiter findet in Potsdam indes ein ganz ähnliches Vorhaben statt. Am Potsdam Science Park entsteht bis Herbst 2021 auf über 6.000 Quadratmetern ein zweites Technologie- und Gründerzentrum, welches Start-ups und Unternehmen Labor- und Büroräume mit einer Mindestmietdauer von einem Jahr bieten soll. Bereits ab dem Winter 2020 sollen auch im neuen Büro- und Laborkomplex direkt nebenan auf ca. 4.600 Quadratmetern Flächen für Unternehmen zur Verfügung stehen.  

Die Stoßrichtung für die Bauvorhaben ist in beiden Fällen ersichtlich: besonders über die Technologieparks, die eine Verbindung zwischen universitärer Ausbildung, Start-up Mentalität und etablierten Unternehmen bieten, werden durch die Flächenerweiterung beste Voraussetzungen für interdisziplinäres internationales Arbeiten und Neuansiedlungen am Standort Berlin-Brandenburg geschaffen. 

Investoren setzen auf Digitales und akademische Spin-offs 

Investitionen in die Zukunft sind in der Region allerdings nicht allein anhand von Flächenerweiterungen ersichtlich. Mehr und mehr hat Berlin-Brandenburg auch eine Anziehungskraft für (internationale) Risikokapital entwickelt. Im aktuellen Start-up Barometer von Ernst&Young ist der positive Trend hinsichtlich Investitionsbereitschaft in (digitale) healthcare ventures in den vergangenen zwei Jahren bereits ersichtlich. Vor dem Hintergrund der Corona Pandemie ist die Notwendigkeit der Digitalisierung im Gesundheitsmarkt, ob im klinischen Bereich, der Telemedizin oder Diagnose, noch einmal besonders deutlich geworden und bot neuen und bereits etablierteren Unternehmen die Chance ihre Aufmerksamkeit und Marktanteile zu vergrößern.  

Die Reaktion der Investoren blieb nicht aus: Anfang August verkündete Holtzbrinck Ventures die Öffnung eines Fonds über insgesamt 60 Millionen Euro für digitale Geschäftsmodelle im Gesundheitsbereich. Hier wird aller Voraussicht nach die Zukunftstechnologie der künstlichen Intelligenz eine vordergründige Rolle spielen, wie auch zwei andere Investments am Standort zeigen: der Google Mutterkonzern Alphabet investierte mit seiner Risikokapitalgesellschaft Gradient Ventures insgesamt 15 Millionen Dollar (12,7 Millionen Euro) in Klara, einem Startup aus dem Bereichen digitaler Gesundheitsversorgung, dass mit Hilfe Künstlicher Intelligenz Arbeitsabläufe zwischen Dermatologen und Patienten bei der Erstaufnahme und Folgebehandlung beschleunigen soll. Gleichzeitig sammelte AIgnostics, eine Ausgründung aus dem Digital Health Accelerator Programms des BIH, insgesamt 5 Millionen Gründungsfinanzierung für ihre automatisierten, KI-gestützten Auswertungstechnologie von Gewebeschnittbildern ein 

Insgesamt scheinen im Augenblick vor allem wissenschaftliche Ausgründungen am Standort im Blickpunkt von Investoren zu stehen zu sein. Das prominenteste Beispiel ist die kürzlich eingeworbene beachtliche Finanzierunsrunde über 66 Millionen Euro des Berliner Biotech Start-ups T-Knife. Das aus dem Max-Dellbrück-Centrum hervorgegangene Spin-off überzeugte mit der Entwicklung neuer Krebstherapien mit Hilfe modifizierter T-Zellen des Immunsystems Wagniskapitalfonds, sowohl aus Deutschland als auch den USA. 

Daneben steht die strategische Übernahme der Scienion AG durch das schwedische Unternehmen CELLINK im Wert von 80 Mio. Euro. Das auf Präzisionsdispensiertechnologien spezialisierte Berliner Unternehmen wurde im Jahr 2000 als Spin-Off des Max-Planck-Instituts für Molekulargenetik ausgegründet und schreibt seither mit Tochtergesellschaften in den USA und Frankreich eine hervorragende Wachstumsgeschichte, die nun in eine neue entscheidende Phase geht.