Experteninterview: Wie wirkt sich Covid-19 auf Kopfschmerzpatienten aus?

Anlässlich des Weltkopfschmerztages am 5. September haben wir mit PD Dr. med. Lars Neeb, Leiter der Kopfschmerzambulanz der Charité – Universitätsmedizin Berlin, darüber gesprochen, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf Patientinnen und Patienten mit Kopfschmerz hat.

Hat die Corona-Pandemie das Leid von Kopfschmerzpatienten verschlimmert?

Im individuellen Fall kann sich so eine Extremsituation natürlich negativ auswirken. Stress löst Kopfschmerzen aus beziehungsweise verstärkt bestehende Beschwerden. Und für viele Menschen war und ist die Corona-Pandemie vor allem auf psychosozialer Ebene eine Stresssituation. Auf der anderen Seite hat der Lockdown oftmals den Alltag entschleunigt und damit auch Stress vermindert. Was sich aus meiner Sicht daher langfristig positiv auswirken kann, ist die Umgestaltung der Arbeitswelt – die Möglichkeit, flexibler auf die Bedürfnisse des Arbeitnehmers einzugehen und dabei trotzdem die Interessen des Unternehmens zu wahren.

 

Gewinnt mit Covid-19 der multimodale Therapieansatz an Bedeutung?

Es gibt Hinweise darauf, dass in der Corona-Pandemie Angsterkrankungen und Depressionen zugenommen haben. Zwischen solchen Erkrankungen und chronischem Kopfschmerz besteht häufig eine Wechselwirkung. In dem AOK-Nordost-Versorgungsprogramm KopfschmerzSPEZIAL arbeiten Ärzte, Psychotherapeuten und Physiotherapeuten Hand in Hand und erstellen einen gemeinsamen Therapieplan. Dabei werden neben der eigentlichen Erkrankung, dem Kopfschmerz, auch Begleiterkrankungen wie Depressionen und Angststörungen mit behandelt. Dieser multimodale Ansatz hatte bereits vor der Pandemie einen hohen Stellenwert. Mit der Zunahme psychischer Begleiterkrankungen wird er weiter an Bedeutung gewinnen.

 

Im Innovationsfondsprojekt SMARTGEM wurde der multimodale Ansatz von KopfschmerzSPEZIAL um digitale Komponenten wie den Expertenchat und eine App ergänzt. Wurden diese während des Lockdowns häufiger genutzt?

Wir konnten tatsächlich eine vermehrte Nutzung feststellen. Der eingeschränkte Zugang zum Arzt war für viele Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen ein Problem. Die aktuelle Krise zeigt noch einmal, wie wichtig im Gesundheitssystem die Weiterentwicklung von digitalen Ansätzen ist, um beispielsweise auch in Krisenzeiten den Arztkontakt zu erleichtern und eine größere Flexibilität herzustellen. Natürlich ist der digitale Kontakt kein Ersatz für den persönlichen Arztbesuch. Aber er eignet sich gut, um akute Probleme zu besprechen oder auf Punkte einzugehen, die kurzfristig geklärt werden müssen.

 

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AOK Nordost – Die Gesundheitskasse
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