Berliner Wissenschaftler erhalten Millionenförderung

In der Hauptstadt findet wegweisende Forschung statt – das beweisen aktuell wieder vier Wissenschaftler vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) und von der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Sie wurden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie vom Europäischen Forschungsrat ERC mit einer Millionenförderung für ihre Arbeit ausgezeichnet.

Von den insgesamt acht Preisträgern des diesjährigen GO-Bio-Wettbewerbs, die zum Start der Deutschen Biotechnologietage am 18. April in Berlin gekürt wurden, forschen zwei in der Hauptstadt: Prof. Dr. Regine Heilbronn, Leiterin des Instituts für Virologie an der Charité, bekam die begehrte Gründerförderung des BMBF für ihre Arbeit an einer neuartigen „drug on demand“-Gentherapie gegen Epilepsie. Mit ihrem Konzept können Anfälle langfristig verhindert, Nebenwirkungen minimiert und Verluste beim Lernen und Denken verhindert werden. Dr. Felix Lorenz entwickelt mit „Captain T Cell“, einem Ausgründungsprojekt vom MDC in Berlin-Buch, eine T-Zell-Immuntherapie gegen Blutkrebs. Mit seinem Team hatte er bereits 2016 den ersten Platz bei OneStart, dem weltgrößten Start-up-Wettbewerb in den Gesundheits- und Lebenswissenschaften, belegt.   

Blutkrebspatienten im Fokus

Dank der positiven Evaluierung von Industrievertretern und Risikokapitalgebern konnte Lorenz intensiv an dem Projekt weiterarbeiten. „Captain T Cell“ hat zum Ziel, die T-Zell-Therapie für neue Patientengruppen zu ermöglichen. Denn die angewendete Methode, mit der sich Tumor-spezifische Rezeptoren mit verbesserten Eigenschaften identifizieren lassen, bietet Potenzial für ein breites Anwendungsspektrum gegen verschiedene Krebsarten. Im Fokus stehen jedoch zunächst Blutkrebspatienten, deren Akute Myeloische Leukämie (AML) auf keine andere Therapie mehr anspricht. 

Die Auszeichnung der Gründungsoffensive Biotechnologie (GO-Bio) freut Lorenz sehr: „Der Preis bedeutet für uns den Durchbruch, denn damit werden wir einen riesigen Schritt vorankommen.“ Er sei die beste Vor-Gründungs-Förderung im BioTech-Bereich, die man in Deutschland bekommen kann. Am Ende der Förderung steht die Gründung eines Unternehmens, das die T-Zell-Therapie für die klinische Praxis weiterentwickelt. Die prämierten Forscher werden vorerst zwei Jahre unterstützt – mit der Option auf Verlängerung. Sie erhalten für ihre anspruchsvollen und risikoreichen Forschungsarbeiten eine Millionenförderung.

Enge Verbindung zur Hauptstadt

Das Team von „Captain T Cell“ ist fest in der Hauptstadtregion verankert – neben dem MDC mit dessen Technologietransfer-Büro gibt es auch Unterstützung durch die SPARK-Initiative, ein Mentoring-Netzwerk des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung (BIH). Am 20. Juni wird Felix Lorenz über sein Forschungsprojekt bei der Bionnale in Berlin sprechen. Der Austausch mit Experten ist für den jungen Wissenschaftler von großer Bedeutung: „Grundsätzlich ist es für uns sehr wichtig, ein Netzwerk aus möglichen klinischen Partnern, Geldgebern, Pharma- und Biotech-Partnern aufzubauen und zu erweitern – insbesondere jetzt, wo es mit großen Schritten in Richtung Ausgründung geht. Wir versuchen, unser Projekt mit einem klaren Fokus voranzubringen“, sagt Lorenz.     

Nerven- und Herzerkrankungen auf der Spur

Auch zwei seiner MDC-Kollegen können dank einer Advanced-Grant-Förderung des European Research Council (ERC) ihre Studien weiterführen. Die Grundlagenforscher untersuchen die molekularen Mechanismen von Nerven- und Herzerkrankungen. Gary R. Lewin und sein Team werden mithilfe der ihnen zugesprochenen 2,5 Millionen Euro der Frage nachgehen, wie der Tastsinn funktioniert und wie Nervenzellen mechanische Reize wahrnehmen. Mit Untersuchungen an Mäusen und menschlichen Probanden wollen sie Therapien für Störungen des Tastsinns entwickeln.

Norbert Hübner und sein Team hingegen widmen sich in ihrer Forschung der Herzschwäche (Herzinsuffizienz) – einem Leiden, dem jeder fünfte Betroffene innerhalb eines Jahres erliegt. Jedes Jahr gibt es weltweit mehr als 20 Millionen Neuerkrankte. Das Fördergeld in Höhe von 2,3 Millionen Euro hilft dabei, die Prozesse dieser Krankheit zu entschlüsseln. Dazu untersuchen die Wissenschaftler kleine Eiweiße, Mikropeptide, und schauen, welche Gene involviert sind, welche Funktionen die Peptide in der Zelle des Herzens ausüben und welche Rolle sie bei Herzschwäche spielen.  

Das Förderprogramm des ERC gehört zu den bedeutendsten in Europa. MDC-Forscher haben bislang insgesamt 22 ERC-Grants eingeworben, davon 9 Advanced Grants.

Unser BIONNALE-Tipp: Erleben Sie Dr. Felix Lorenz mit „Captain T Cell“ bei der BIONNALE  Biotech & Pharma Session zum Thema „Next generation T cell therapy for cancer patients“.