Arztterminvergabe ist jetzt digital – Doctolib wird Einhorn

Unzählige Termine bei Ärzten, in Gesundheitszentren und bei anderen medizinischen Leistungserbringern werden täglich in Deutschland vergeben. Damit einher gehen Kalender, die gepflegt, und Nachfragen, die beantwortet werden müssen. Meist haben auch die Patienten eine lange Suche nach einem freien Termin bei ihrem Facharzt hinter sich. Der Aufwand ist für alle Seiten hoch. Mit Doctolib hat sich ein deutsch-französisches Start-up auf den Weg gemacht, diesen Aufwand für alle Seiten zu reduzieren. Und der Erfolg gibt dem Unternehmen Recht: In Frankreich hat es bereits sehr viele Nutzer und seinen größten Konkurrenten MonDocteur übernommen. Hierzulande konnten in der zweiten Finanzierungsrunde 150 Millionen Euro generiert werden. Nach eigenen Angaben hat Doctolib eine Unternehmensbewertung von über einer Milliarde Euro erreicht und ist damit zu einem sogenannten Einhorn unter den Start-ups in Europa aufgestiegen. So werden Unternehmen bezeichnet, die diesen Wert erreichen.

Das deutsch-französische Unternehmen Doctolib bietet einen digitalen Service für Patienten als auch für medizinische Leistungserbringer, beispielsweise Ärzte und Kliniken, an. Dieser macht es einfach, Termine zu finden und zu vergeben. Patienten können mit dem Service rund um die Uhr nach Terminen bei Ärzten schauen und können den nächsten freien Termin in ihrer Nähe in Echtzeit buchen. Zudem ist es möglich, die Termine selbstständig zu verwalten.

Ärzte und Gesundheitseinrichtungen sparen mit Doctolib viel Verwaltungsaufwand. „Auf der Seite des Leistungserbringers sind wir ein Terminverwaltungsservice mit einem hoch algorithmisierten Kalendersystem, in dem alle Termine verwaltet werden können“, sagt Dr. Ilias Tsimpoulis, Geschäftsführer bei Doctolib in Deutschland. Das sichere eine hocheffiziente Terminvergabe und spare Zeit in der Verwaltung als auch beim Durchlauf der Patienten. Dadurch wird Zeit für andere Aufgaben frei.

Erfolgskonzept digitale Terminvergabe

Die digitale Terminvergabe ist in vielen anderen Bereichen schon üblich und wird von Doctolib erfolgreich im Gesundheitssektor etabliert. Dass dieses Modell zukunftsversprechend ist, zeigen auch die Zahlen: In der zweiten Finanzierungsrunde in Deutschland hat das Start-up 150 Millionen Euro generiert. Hauptinvestor war General Atlantic (GA). Zu bereits etablierten Investoren wie der Bank Bpifrance und dem Pariser Beteiligungsunternehmen Eurazeo kamen in dieser Runde auch mehrere deutsche Gesundheitsunternehmen. Nach eigenen Angaben hat Doctolib damit eine Unternehmensbewertung von über einer Milliarde Euro erreicht. Damit ist zu einem sogenannten Einhorn unter den Start-ups in Europa aufgestiegen.

Auf Wachstumskurs in Deutschland

In Deutschland ist Doctolib seit 2016 aktiv. Über 4.000 Ärzte nutzen den Service hierzulande. Die Mitarbeiterzahl ist im stetigen Wachstum und liegt derzeit bei ungefähr 150.

Gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für das Unternehmen wichtig, um am Markt bestehen zu können. Laut Tsimpoulis müssen sie vor allem zu den humanistischen Werten des Unternehmens stehen. Darüber hinaus sollten sie selbst auch unternehmerisch denken. In diesem Sinne findet sich im Unternehmen eine bunte Mischung, von Fachleuten im Bereich Digitalisierung bis hin zu Experten im Gesundheitssystem, Vertrieblern sowie Quereinsteiger aus anderen Branchen.

Insgesamt beschäftigt Doctolib in Frankreich und Deutschland nach eigenen Angaben um die 800 Menschen. Der Service selbst hat rund 80.000 Nutzer, darunter 1.700 Krankenhäuser und Medizinische Versorgungszentren (MVZ). „Wir haben noch viel Markt zum Erschließen vor uns. Allerdings sind wir auch in einem sehr dynamischen Wachstum. Vor einem Jahr hatten wir in Deutschland noch 1.000 Nutzer“, sagt Tsimpoulis. Weitere Pläne für neue Märkte gäbe es noch nicht. Zuerst gelte es, sich in Frankreich weiter zu vergrößern, und den Markt in Deutschland zu erschließen, bevor man weiterschaue.

In Berlin zuhause

Das Wachstum wird von zwei Hauptsitzen aus verwaltet. Einer liegt in Paris, der andere in Berlin. Für die deutsche Hauptstadt sprach dabei vieles: neben der hier beheimateten Politik auch das dynamische Umfeld, in dem sich viele Akteure finden, die mit der Digitalisierung als auch mit dem Gesundheitsbereich vertraut sind. „Hier sind die Wege einfach kurz, um sich persönlich auszutauschen“, sagt Tsimpoulis. Weitere Büros finden sich in Hamburg, München, Stuttgart, Köln und Düsseldorf. Frankfurt (Main) soll noch in diesem Jahr folgen. In den Büros wird das Kerngeschäft für die jeweilige Region abgewickelt. In Berlin werden darüber hinaus die wichtigen Entscheidungen getroffen und das Unternehmen als Ganzes geleitet. Hier steht auch das Technologiecenter, in dem das Produkt angepasst und weiter entwickelt wird.